Myles Sanko - Just Being Me (2016)

BILL WITHERS und GREGORY PORTER bekommen ernsthafte Konkurrenz. MYLES SANKO heißt der Musiker, der in Ghana geboren und in Cambridge aufgewachsen ist und nun mit JUST BEING ME ein ausgereiftes Album vorlegt, das von erlesenem Geschmack zeugt.

Myles Sanko kann durch innige Vibrationen überzeugen, die ihn als traditionsbewussten Individualisten ausweisen.


„Auf diesem Album geht es um Liebe, Hoffnung und Politik. An jeder Stelle reflektiert es einen Teil von mir.“ So umschreibt Myles Sanko die Bedeutung, den Inhalt und die Motivation, die sein drittes Studio-Album begleiten. Der in Ghana geborene und im beschaulichen Cambridge aufgewachsene Sänger, Musiker, Produzent, Designer und Regisseur gehört zur ersten Garde britischer Songschreiber, deren Triebfedern Aufrichtigkeit, die Schaffung von musikalischer Substanz und kreativer Entdeckergeist sind. Dabei ist es völlig egal, in welche Schublade die Musik eingeordnet wird. Es gibt Soul-, Jazz-, Folk- und Filmmusik-Einflüsse, die aber nur eine grobe Orientierungshilfe für die Beschreibung der geschaffenen Emotionen sein sollen. „Just Being Me“ orientiert sich an Wahrhaftigkeit und zapft dabei durchaus listig auch die Errungenschaften berühmter Kollegen wie Bill WithersGregory PorterJohn LegendMichael Kiwanuka und Donny Hathaway an.
Myles Sanko: Just Being Me (CD) – jpc
Mit dem instrumentalen „Freedom“ eröffnet das Werk feinperlend, weitläufig und leichtgängig. Es wird völlig offengelassen, wohin die Reise geht, aber die Erwartung, dass es sich um eine geschmackvolle Entdeckung handeln könnte, ist geweckt. Durch Bill Withers oder Gregory Porter geschulte Ohren werden beim Song „Just Being Me“ Parallelen zu diesen Meistern entdecken. Myles zieht hinsichtlich Empfindsamkeit und Ausdruck mit den Vorbildern gleich und präsentiert ein mit Streichern und Tasteninstrumenten ausgestaltetes Stück, das sowohl in einen Jazz-Club passt, als auch den Freund anspruchsvollen Souls zufrieden stellt.
Es ist anzunehmen, dass Aloe Blacc gerne „Promises“ geschrieben hätte. Zumindest würde das Lied gut in eine Reihe mit seinen Hits „I Need A Dollar“ und „Loving You Is Killing Me“ passen. Das Piano verströmt Moll-Laune und lässt zunächst bei „This Ain`t Living“ viel Platz zwischen den Noten, bevor ein monotoner E-Gitarren-Akkord, der Becken-Takt des Schlagzeuges und weiche Bläser den Raum füllen und die intensive Ballade auf den Weg bringen. Flöten tirilieren, die Bläser agieren schärfer und Myles rochiert gesanglich zunächst zwischen mild und ausdrucksstark. Nach und nach entwickelt sich dann noch ein Protestsong mit entsprechend fordernden Tönen.
Auf den ersten Blick ist „Sunshine“ ein angenehmer, relativ unauffälliger Song, der ruhig beginnt und dann nach Stevie Wonder-Manier an Dynamik, Tempo und Intensität gewinnt. Beim genauen Hinhören werden jedoch die Feinheiten deutlich, die sich durch den dezenten, aber wirkungsvollen Einsatz einiger Instrumente und der detaillierten Arrangements ergeben. Dadurch wird das Lied noch kürzer empfunden, als es sowieso schon ist. Ultraleichter Philly-Soul, lockerer Funk, ein wenig HipHop, eine Prise Jazz und packender Gospel-Soul treffen sich bei „For You“ zu einem Stelldichein. Der Erzählstil des Jazz-Song-Erneuerers und HipHop-Pioniers Jill Scott Heron stand für „Land Of Paradise“ Pate, das insgesamt durch ein Trompetensolo und ein ungezwungen agierendes Piano eine jazzige Ausrichtung bekommt.
Bei „I Belong To You“ wird versucht, einen rumpelnden Country-Rock-Rhythmus mit Jazz-Grooves zu kombinieren. Das klingt natürlich etwas holprig und ungewohnt, aber dennoch bereichernd und richtungsweisend. Die Bläser sorgen buchstäblich für Frischluft und geben dem eher gefühlvollen „Forget Me Not“ etwas Leidenschaftliches mit. Ein ausdrucksvolles Gitarren-Solo bringt noch zusätzliche Schärfe ein. Mit „Missing You“ wird ein Liebeslied präsentiert, das durch den schnellen Rhythmus nicht in Sentimentalität versinkt. „Empty Road“ ist beschwörend-eindringlich wie ein Gospel-Tune, herzerwärmend wie Soul und anregend wie intensive Art-Pop-Songs.
Myles Sanko hält Anschluss an die ausdrucksstarken Songwriter unserer Zeit, die sowohl Soul wie auch Jazz als ihre Haupteinflüsse bezeichnen, und legt ein überzeugendes Album vor.

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