Saint Leonard´s Horses - Good Luck Everybody (2016)

SAINT LEONARD`s HORSES ist das Projekt des Iren KIERAN LEONARD, dessen Musik sehr geschickt Folk-, Psychedelic- und Southern-Rock-Elemente berücksichtigt. Das Ergebnis klingt vertraut und neu zugleich und die Songs machen den Eindruck, als könnten sie auch den 1960er oder 1970er Jahren entstanden sein. Eine reife Leistung!

Saint Leonard's Horses überraschen mit Musik, die sich nicht eindeutig klassifizieren lässt. Folk-, Psychedelic- und Southern-Rock-Elemente stecken drin, werden aber gründlich verquirlt.


Kieran Leonard hat sich Zeit genommen, bis er sein erstes Album als Saint Leonard's Horses rausgebracht hat. Bereits 2009 veröffentlichte der britische Musiker unter eigenem Namen die „Scapegoat“-EP, die vom Libertines-Mitglied Carl Barat produziert wurde. Drei Jahre später erschien sein Soloalbum „Out Of Work Astronaut“, in dessen Fahrwasser er auch im Vorprogramm von Ryan Adams zu hören war. Dieser überredete ihn, zur Anregung neuer Inspirationen nach Los Angeles zu ziehen. In Ryans Studio fanden dann weitere Aufnahmen statt. Danach pendelte der rastlose Typ zwischen London und Nashville und verbrachte viel Zeit damit, Songs zu schreiben.
SAINT LEONARD'S HORSES DEBUT ALBUM 'GOOD LUCK EVERYBODY' OUT 14 ...
Das neue Werk ist jetzt ein richtiges Band-Album geworden und hört sich so an, als hätte Kieran seine Plattensammlung auf die Standards der 60er- und 70er-Jahre zusammengedampft und sich die Essenz davon intravenös einverleibt. Herausgekommen ist dabei eine Mixtur, die den Bob Dylan von „Blonde On Blonde“, Neil Youngs „Zuma“, Bruce Springsteens Frühwerk und die Rolling Stones der Jimmy Miller-Ära (u.a. „Sticky Fingers“ und „Exile On Main Street“) berücksichtigt. Das Resultat lässt sich jedoch nicht in die einzelnen Vorbild-Bestandteile separieren. Es ist also eine wirkliche Fusion gelungen. Der Musiker gibt allerdings auch zu, dass die Lieder unter dem Einfluss unterschiedlichster Drogenexperimente entstanden sind. Halluzinogene und spirituelle Erlebnisse hatten also ebenfalls Wirkung auf die Songs. Trotzdem wurden diese kompakt, stark und robust auf den Punkt gebracht.
Ein gediegener, schleppender Neil Young-Folk-Rock-Rhythmus ist die Basis für das hymnische „Well Well Well“. Kierans leicht kratzig-herbe Stimme ist sofort sympathisch, da sie sich männlich und gefühlsecht zugleich anhört. „Long John Silver“ kann als ein melodischer Southern-Rock angesehen werden, der zupackend klingt, aber auch lyrische Momente aufweist. Der gebremste Boogie-Blues „Rise Up“ wird im Verlauf zu einem hypnotischen Gospel-Rock 
und das behäbige „Spooky Lover“ protzt breitbrüstig mit pompösen Gitarren-Wänden und drohenden Streicher-Einschüben. Darauf folgt „Little Girl Scientist“, ein Funk-beeinflusster, milder Psychedelic-Rock mit sich abwechselnden ruhigen und energischen Passagen. „Goddess Of Electric Gold“ zeigt sich als eine sich dramatisch zuspitzende Ballade im elektrisch-akustischen Folk-Stil und der Folk-Rock von „A Muse“ erinnert an die Waterboys, die von einer The Doors-Orgel verwöhnt werden.
Atmosphärisch dichten, geheimnisvollen, in verschiedene Emotionsstufen unterteilten Slow-Rock mit teilweise temperamentvollen Piano-Beiträgen gibt es bei „The Strangelove Hotel Suite“ zu hören. „Hell & High Water“ wird als trauriger, Streicher verzierter Folk mit Mundharmonika-Input identifiziert und „1969 Revisited“ hat alles, was eine gelungene Rock-Ballade ausmacht: Ein Classic-Rock-Gitarren-Solo, schwelgende Streicher und leidenschaftlichen Gesang. Leiernde Gitarren leiten den galanten Mid-Tempo-Rocker „Underwood Milk“ ein. Eine attraktive, begeisternde Melodie trägt obendrein zum positiven Gesamtbild bei. Mit „The Ever Open Door“ wird dieser jedoch durch zu viel Rührseligkeit getrübt.
Mr. Leonard sorgt mit seinem temperamentvollen, engagierten und verständlichen Gesang ständig für Beachtung. Es ist schwer, der Wirkung der angerauten und dabei einschmeichelnden Stimme zu entgehen, weil die Vibrationen genau auf die verwendeten Arrangements abgestimmt zu sein scheinen. Die Einspielungen kamen auf dem Anwesen des Kult-Regisseurs Stanley Kubrick zustande. Produzent war Nick Trepka (The BreedersMadness) und als Toningenieur fungierte Jack Hobbs, der Enkel von Kubrick. Die Songs zeugen von Erfahrung und Geschmack, so dass sich ein versiertes Ergebnis ergibt. „Good Evening Everybody“ ist außerdem eine positive Überraschung hinsichtlich des Geschicks, stilübergreifend zu musizieren und dabei die verwendeten Einflüsse zu verwischen.

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