BEATCHILD & THE SLAKADELIQS - Heavy Rockin` Steady (2018)

BEATCHILD & THE SLAKADELIQS entführen mit "Heavy Rockin` Steady" in die Welt des Psychedelic-Soul und -Pop, bringen aber auch moderne Pop-Strömungen ein. Das passt durchaus ins heutige Pop-Geschehen, wie die Platte beweist.

Beatchild & The Slakadeliqs ist ein Name, der wohl bisher nur Insidern ein Begriff ist. Dabei fing der Kanadier Byram Joseph schon vor zehn Jahren an, unter dem Pseudonym Slakah The Beatchild Musik zu machen. 2012 gründete er dann The Slakadeliqs. Byram wurde mit den karibischen Rhythmen von Soca, Calypso und Reggae groß und hörte zuhause auch viel Soul. Diese Wurzeln sind auch bei „Heavy Rockin` Steady“ mehr oder weniger vorhanden, es findet aber zusätzlich eine Öffnung zu weiteren Retro-Sounds statt, was auch schon auf dem Slakadeliqs-Vorgänger „The Other Side Of Tomorrow“ von 2012 praktiziert wurde.
Willkommen zu einer musikalischen Zeitreise der besonderen Art. Bei Beatchild & The Slakadeliqs deutet Einiges auf die 1960er Jahre hin: Das Cover mit dem stilvollen Sportwagen, der knisternde Klang beim Intro, der auf altes Vinyl hinweist und natürlich die verwendeten musikalischen Referenzen. Aber Moment mal: Die Zutaten erinnern zwar an vergangene Zeiten, aber in dieser Zusammensetzung gab es sie doch früher gar nicht. Und sind da nicht auch neuere Musikströmungen auszumachen? Das aktuelle Musikgeschehen wird nämlich von Slakah nicht verleugnet. Der Musiker und Produzent huldigt ihm allerdings noch ausgeprägter als Hälfte des Elektro-Soul-House-Duos The Art Of Fresh. Ganz schön clever, dieses ausgeprägte Spiel mit Zitaten und Erwartungen!
Heavy Rockin' Steady - BBE Music - Barely Breaking Even
Hippieträume, Retro-Charme, Lounge-Feeling und exotische Träumereien - das alles steckt im instrumentalen Intro „California Coastin'“ und bereitet auf eine bunte musikalische Entdeckungsreise vor. Ländlich geprägte akustische Töne, mehrstimmiger Dance-Pop-Gesang und angedeuteter HipHop finden bei „Giants And Monsters“ zu einem beschwingten, radiotauglichen, modernen Pop-Song zusammen. „The Good Life“ und „Your Believer (Say Goodbye)“ beziehen sich auf den schwärmenden Psychedelic- und Barock-Pop von solchen Formationen wie Harper's Bizarre, Association oder Left Banke, die in den 1960er Jahren entspannt-verträumte Hippie-Fantasien in die Charts trugen.
„Bottom Of You“ versetzt Pop mit Folk-Bestandteilen. Das klingt zeitlos und ist heute durch Leute wie George Ezra noch genauso populär wie früher. „The Only Difference“ begibt sich auf Spurensuche beim klassischen Balladen- und Gospel-Soul von Sam Cooke und Smokey Robinson.

„In My Arms“ zapft dann den Westcoast-Pop von Carole King („I Feel The Earth Move“) an und impft ihn mit bewusstseinserweiternden Eindrücken. Die Tracks „2nd Most“ und „The Remedy“ begeben sich auf eine farbenprächtige „Magical Mystery Tour“, die von halluzinogenen Schwingungen begleitet wird. Das instrumentale Outro „Beach“ verleibt sich einige „Pet Sounds“ der Beach Boys ein, berücksichtigt aber auch einen zackigen Jazz-Groove und sendet noch einen blumig-rauschhaften Gruß aus dem Swinging London der mittleren 1960er Jahre.
Für Menschen, die nicht mit den berauschenden Klängen der Hippie-Ära groß geworden sind, muss „Heavy Rockin' Steady“ ein exotischer Soundstrudel sein, der Ohren und Hirn öffnen kann. Aber auch Fans von psychedelischer Musik können ihre Freude an dieser unangepassten Herangehensweise haben. Denn trotz der Verweise an die Vergangenheit klingen die Kompositionen frisch. Es handelt sich nämlich nicht um einen krampfhaften Kopierversuch, sondern es soll eine tragfähige Brücke aus wertvollem Pop-Erbe und zeitgemäßen Klängen aufgebaut werden. Diese Mischung macht's interessant. Aufgrund der munteren Stilwechsel ist die Musik also nichts für Puristen, sondern benötigt eine unvoreingenommene Sicht, um angemessen gewürdigt werden zu können. Es gibt zwar durchaus auch wenige Lieder, die Charts-Potential hätten, das scheint aber nicht das Hauptkriterium für das Konzept dieses ereignisreichen Albums gewesen zu sein.

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