The Band Of Heathens - Simple Things

Es sind die einfachen Dinge im Leben, die Gewicht haben: The Band Of Heathens besinnen sich auf das Wesentliche.

The Band Of Heathens aus Austin (Texas) zieht Bilanz. Ihr neuntes Studio-Album "Simple Things", bei dem nach etlichen Umbesetzungen von der Ur-Formation nur noch die Sänger, Gitarristen und Song-Schreiber Gordy Quist und Ed Juri dabei sind, streift viele Einflüsse und Strömungen der seit 2006 andauernden Karriere. Ihr Americana-Sound wird in harmonische Gruppen-Arrangements eingebettet und reicht von geschmeidigem Soft- bis hin zu deftigem Blues-Rock.
Los geht es mit "Don't Let The Darkness": Jede Menge leckere Sunshine-Pop-Zutaten lassen hier einen entspannten Soul-Groove entstehen und den Song von innen heraus strahlen.
Wenn der erdige The Band-Sound auf den unschuldig-intimen Country-Rock von Jackson Browne trifft, dann kann daraus ein überzeugender, gut abgehangener, zu Herzen gehender Americana-Cocktail werden. Dieses Kunststück ist bei "Heartless Year" hübsch und reizvoll gelungen. 
Etwas Glam-Rock und ein wenig Boogie-Blues reichen nicht unbedingt aus, um einen überzeugenden Song zu kreieren. "I Got The Time" ist unterm Strich trotz der attraktiven Zutaten zu zahm geraten. Prickelnd-raue Blues-Zitate a la The Black Keys hätten den Song noch aus der Mittelmäßigkeit retten können. The Band Of Heathens haben schließlich schon mal bei "Sugar Queen" auf "Duende" (2017) bewiesen, dass sie solch eine erdige Aufwertung überzeugend zu Stande bringen. 
Der Song "Simple Things" bewegt sich am Rande zum süßlichen Kitsch. Sein Sentimentalitätsfaktor ist hoch und die Instrumentierung kann oder will den Trend zur Mainstream-Ballade auch nicht bremsen, zumal wehende Geigen ergänzend zum wehleidigen Stimmungsbild beitragen.
Es folgt "Long Lost Son". Das Lied wurde als sehnsuchtsvolle Country-Hymne konzipiert und erfüllt diesen Zweck auch aufgrund eines eingängig-ergriffenen, oft wiederholten Refrains.
"Stormy Weather" hat viel von den überragenden Little Feat um Lowell George aus der "Dixie Chicken" und "Feats Don`t Fail Me Now"-Phase (um 1973/74) gelernt. Latein-Amerikanische Percussion, eine gleißende Slide-Gitarre, perfekt abgestimmter Harmonie-Gesang und eine raffinierte Melodieführung lassen den Song prächtig gedeihen. Auf "Remote Transmissions, Vol. 1" coverten The Band of Heathens übrigens "Rock & Roll Doctor" von Little Feat und zeigten so 2022 bereits öffentlich ihre Verbundenheit.
"Single In The Same Summer" ist eine sensible Roots-Rock-Ballade mit Betonung des mehrstimmigen Gesangs, der den Track transparent, seriös und liebenswürdig unter seine Fittiche nimmt.
Eine Orgel, die faucht und rauscht, eine Slide-Gitarre, die die Klaviatur der berührenden Gefühle perfekt beherrscht, ein stimmungsvolles Spelunken-Piano, ein Rhythmus-Gespann, das federnd jede Gefühlsregung intensiviert und ein Lead-Gesang, der Vertrauen schafft, machen die Hauptzutaten des Southern-Soul-Rockers "Damaged Goods" aus.
So wie der Opener "Don't Let The Darkness" hat auch "The Good Doctor" jede Menge Ohrwurm-Potential. Zwischen Roots-Rock und Pop ist anscheinend noch viel Platz für niveauvolle Eingängigkeit.
Das Thema "glanzvoll schwelgende Ballade" wird mit "All That Remains" wesentlich überzeugender umgesetzt als beim Song "Simple Things". Die Streicher sind zum Beispiel nicht einlullend unterwegs, sondern setzen sich sanft gegen den Strich gebürstet in Szene. Der monotone Rhythmus sorgt in Verbindung mit psychedelischen Elementen sowohl für Spannungen wie auch für einen sauberen Untergrund, auf dem sich die Solisten und Sänger kreativ auslassen können.

"Simple Things" ist ein angenehmes Album geworden, das sich Fans der Band Of Heathens gerne ins Regal stellen werden. Die Gruppe ist nämlich generell in der Lage, durch Einfühlungsvermögen und Konsequenz unverfälschte Tonlagen zwischen Mainstream und Anspruch zu erkunden. Was sie auch auf "Simple Things" wieder beweisen - wenn auch nicht durchgängig. Denn zwei Lieder sind durch die ansonsten engmaschige, strenge Qualitätskontrolle gerutscht, da sie offensichtlich den Mainstream bedienen sollten und nicht - wie sonst üblich - mit Leidenschaft starke Emotionen, hervorragendes Handwerk und pfiffige Arrangements zusammenbringen.

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