The Band - The Band (1969 / 2019)
„The Band“ ist jetzt 50 Jahre alt und beinhaltet alles, was heute unter Americana verstanden wird, und dies in emotionaler wie auch musikalischer Vollendung.
1968 geriet die Musik von vier Kanadiern und einem US-Südstaatler aus Arkansas inmitten von psychedelischen Klängen zu einem originellen Phänomen, weil sie sich - obwohl traditionell ausgerichtet - neuartig, ungewöhnlich und magisch anhörte. Gemeint ist „Music From Big Pink“, das Debüt-Album von The Band, deren Mitglieder von etwa 1959 bis 1963 als Begleiter des Rockabilly-Musikers Ronnie Hawkins Erfahrungen sammelten, aber besonders ab 1965 als Backing-Band von Bob Dylan für Furore sorgten. Unabhängig von ihrer Herkunft waren die Männer mit Rhythm & Blues, Soul, Gospel, Country, Folk, Blues und Rock & Roll aufgewachsen und sogen diese Eindrücke wissbegierig in sich auf, die später die Grundlagen für ihre eigene Arbeit bilden sollten. Dabei verstanden sie sich nicht unbedingt als Verwalter dieser Stile, sondern als Rekonstrukteure und Entwickler.
Für die Aufnahmen zu ihrem zweiten Album - schlicht „The Band“ betitelt - mieteten die Künstler im Frühjahr 1969 in den Hollywood Hills, Los Angeles, ein Haus von Sammy Davis jr. und bauten ein Nebengebäude zu einem Tonstudio um, in dem sie neun der zwölf Songs aufnahmen. Die Auslagerung der Arbeitsstätte schuf eine Clubhaus-Atmosphäre, die wesentlich zur entspannten, kreativen Entwicklung von Ideen beitrug. Obwohl die Tage dort in feste Strukturen eingeteilt wurden, gab es Freiräume, um den Aufenthalt individuell zu gestalten. Ein Teil der Arbeitszeit wurde damit verbracht, den Songs die passenden Instrumente zuzuordnen, die bei jedem Lied anders klingen sollten. Dann gab es Proben mit unterschiedlichen Gesang-Variationen und Instrumentenverteilungen. Danach standen dann die Aufnahmen mit Produzent John Simon an, der teilweise wie ein sechstes Band-Mitglied agierte, indem er auch z.B. an Bass, Tuba oder E-Piano aushalf. Robbie Robertson, der laut Credits an allen Kompositionen beteiligt war, lieferte oft die Basis für die Songs und seine Kollegen füllten die Vorschläge dann mit ihren Assoziationen aus. Aus dieser Situation heraus ergaben sich teils irrwitzige Kombinationen.
Das Außergewöhnliche an The Band war, dass es nicht nur ein oder zwei herausragende Talente unter den Musikern gab, sondern dass sich alle Beteiligten als Multiinstrumentalisten auszeichneten und über besondere Fähigkeiten verfügten, die sie songdienlich und einfallsreich einbrachten und als konzentrierte Gruppenleistung inszenierten. So konnte Levon Helm kraftvoll singen und gleichzeitig taktgenau und differenziert Schlagzeug spielen. Garth Hudson entwarf als querköpfiger Keyboarder vortreffliche, teils skurrile Tongebilde und war imstande, simultan mit beiden Händen verschiedenen Instrumenten unterschiedliche Begleitungen zu entlocken. Robbie Robertson wurde unter anderem von George Harrison und Eric Clapton für seinen sparsamen, effektiven Gitarren-Einsatz gelobt. Seine subtilen Einfälle tauchten oft dann auf, wenn sie nicht erwartet wurden und verliehen den Tracks auf diese Weise kitzelige Höhepunkte. Mit dem Pianisten Richard Manuel verfügte die Gruppe über einen Sänger, der zu den versiertesten seines Fachs gehörte. Seine Beiträge gehen tief unter die Haut und zu Herzen. Rick Danko war nicht nur ein origineller Bassist, Pianist und Gitarrist sowie ein brillanter Sänger, sondern auch derjenige, der mit seiner ausgleichenden Art die Songs zusammenhielt und ihnen einen moderat-kantigen Feinschliff gab. Er trug damit wesentlich zur Erzeugung des gewagten, kollektiven Roots-Groove bei, der von Robertson als holzig-dumpf beschrieben wird. Zur Zeit dieser Einspielungen herrschte ein respektvoller, brüderlicher Zusammenhalt zwischen den Individualisten, der dazu führte, dass die Geschichten über die Sorgen und Wünsche der einfachen Leute aus ländlichen Gebieten authentisch, tiefgreifend, spielfreudig und überzeugend klingen konnten.
Das Außergewöhnliche an The Band war, dass es nicht nur ein oder zwei herausragende Talente unter den Musikern gab, sondern dass sich alle Beteiligten als Multiinstrumentalisten auszeichneten und über besondere Fähigkeiten verfügten, die sie songdienlich und einfallsreich einbrachten und als konzentrierte Gruppenleistung inszenierten. So konnte Levon Helm kraftvoll singen und gleichzeitig taktgenau und differenziert Schlagzeug spielen. Garth Hudson entwarf als querköpfiger Keyboarder vortreffliche, teils skurrile Tongebilde und war imstande, simultan mit beiden Händen verschiedenen Instrumenten unterschiedliche Begleitungen zu entlocken. Robbie Robertson wurde unter anderem von George Harrison und Eric Clapton für seinen sparsamen, effektiven Gitarren-Einsatz gelobt. Seine subtilen Einfälle tauchten oft dann auf, wenn sie nicht erwartet wurden und verliehen den Tracks auf diese Weise kitzelige Höhepunkte. Mit dem Pianisten Richard Manuel verfügte die Gruppe über einen Sänger, der zu den versiertesten seines Fachs gehörte. Seine Beiträge gehen tief unter die Haut und zu Herzen. Rick Danko war nicht nur ein origineller Bassist, Pianist und Gitarrist sowie ein brillanter Sänger, sondern auch derjenige, der mit seiner ausgleichenden Art die Songs zusammenhielt und ihnen einen moderat-kantigen Feinschliff gab. Er trug damit wesentlich zur Erzeugung des gewagten, kollektiven Roots-Groove bei, der von Robertson als holzig-dumpf beschrieben wird. Zur Zeit dieser Einspielungen herrschte ein respektvoller, brüderlicher Zusammenhalt zwischen den Individualisten, der dazu führte, dass die Geschichten über die Sorgen und Wünsche der einfachen Leute aus ländlichen Gebieten authentisch, tiefgreifend, spielfreudig und überzeugend klingen konnten.
Garth Hudson bringt durch den Wah-Wah-Effekt seines Klavinetts jede Menge Funk in das permanent mühelos schäumende „Up On Cripple Creek“ unter.
Das skurrile „Jawbone“ scheint zeitweise in sich zusammen zu fallen, rappelt sich auf, bis die nächste Krise das Lied wieder beinahe aus der Spur wirft. Aber letztlich gewinnen Autorität und Sicherheit die Oberhand und der Track erreicht gestärkt die Zielgrade. Rick Danko singt bei „Unfaithful Servant“ so schön und leidend wie ein gefallener Engel. Seine Kollegen erzeugen eine bitter-süße Stimmung voll von virtuosen, aber zurückhaltenden Begleitungen, die dem Stück zu einem wohlig-ergreifenden, emotionalen Überschwang verhelfen.
Hat die Kraft und das schleichende, listige Gift von „King Harvest (Has Surely Come)“ erst einmal gewirkt, gibt es kein Entrinnen mehr. Die Komposition besitzt eine innere Spannung und eine selbstbewusste Überzeugungskraft, die sie trotz ihres verschachtelten Aufbaus als äußerst lebhaft und einnehmend erscheinen lässt. Außerdem werden die Verse lauter gesungen als der Refrain, was sehr bizarr und ungewöhnlich ist.
Mit Refrains, die sich einbrennen und Melodien, die bleibenden Eindruck hinterlassen, schaffen die The Band-Musiker unvergängliche Klassiker. Demzufolge ist „The Band“ (wie auch „Music From The Big Pink“) ein Album für die Ewigkeit, eine unangreifbare Inselplatte und ein künstlerisches Meisterstück. Die unglaublich klare Auflösung der Instrumente und der damit verbundene vorzügliche, transparente Ton tragen zusätzlich dazu bei, dass die ergreifende und belebende Musik ein hinreißendes Erlebnis und sinnliches Vergnügen ist. Auch nach 50 Jahren gehört das sogenannte „braune Album“ immer noch zu den aufregendsten und verführerischsten Werken der Pop-Historie und gilt zu Recht als Americana-Referenzwerk.
Die Jubiläums-Doppel-CD-Ausgabe bietet einen neuen Stereomix des Albums von Bob Clearmountain und sechs neue Einblicke in die Studioarbeit zur Entstehung des Albums. Außerdem sind auch die sehr lohnenden sieben Bonus-Tracks dabei, die schon auf der 2000er-Wiederveröffentlichung vorhanden waren. Darüber hinaus gibt es den gesamten Auftritt des Woodstock-Festivals (elf Tracks) als sogenannte „Original Rough Mixes“ zu hören. Das bedeutet, die Tonqualität ist nicht so exzellent überarbeitet worden wie bei den Studioaufnahmen, zeigt aber die authentische Qualität der damaligen Aufzeichnungstechnik. Und die ist historisch bedingt zwar nicht auf der Höhe der Zeit, aber trotzdem sehr akzeptabel.
Erstveröffentlichung dieser Rezension: The Band - The Band (50th-Anniversary-Edition)
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