Amber & The Moon - Things We’ve Got In Common

Wesensmerkmale und Erlebnisse, die wir gemeinsam haben, schweißen zusammen, sorgen für inniges Wohlbefinden und für Stärke. Amber & The Moon bieten dazu mit "Things We’ve Got In Common" einen erlesenen Soundtrack an, der Sensibilität und Anmut in den Mittelpunkt stellt. 

Amber & The Moon war zunächst das Solo-Projekt der Sängerin und Komponistin Ronja Pöhlmann aus Hamburg. Für "Things We’ve Got In Common" sind die aktuellen Aktivitäten unter gewichtiger Mitwirkung von Jonathan Riedel (Bass, Gitarre, Gesang) und Torben Sdunek (Schlagzeug) entstanden und es kam dadurch ein homogener Band-Sound zustande. Dieser wurde an der rauen Nordsee und im vom Atlantik geprägten Klima Portugals erdacht und analog im Studio Nord in Bremen aufgenommen.
Credit: chasingtales

Nur keinen falschen ersten Eindruck bekommen! Der Auftakt "There Is A Place" vermittelt zunächst Schwingungen, die an ein auf Schönsingerei von Ronja Pöhlmann ausgelegtes, romantisch-kitschiges Projekt denken lässt, welches mit stützender und ergänzender Gesangs-Begleitung von Jonathan Riedel entsteht und säuselnd, auf puren Wohlklang bedacht, im Esoterik-Folk-Bereich auf Hörerfang geht. Weit gefehlt! Der weiche, zarte, zerbrechliche Dream-Folk-Anfang auf "Things We`ve Got In Common" ist nur eine sanfte, milde, schüchterne und introvertierte Einführung in eine logisch und dynamisch aufgebaute bitter-süße Dramaturgie, die viele unerwartete Ausprägungen bereithält. „Obwohl jedes Lied dieses Albums seine eigene Geschichte erzählt, hängen sie doch alle miteinander zusammen. Es ist wie der Blick durch ein Kaleidoskop: Meine Texte sind sehr persönlich, doch je nachdem wie das Licht fällt, vermag jeder sich selbst darin zu erkennen”, merkt Ronja Pöhlmann noch erklärend an.
Auch "Morpheus" findet vorsichtig und mit zartem Gesang ausgestattet, den Weg aus den Lautsprechern, ist aber rhythmisch etwas lebhafter als "There Is A Place". Eine gefühlvoll gepickte akustische und eine klar perlende elektrische Gitarre bilden hier die klangliche Basis. Durch Schwebe-Streicher bekommt der Song einen cremigen Anstrich und durch ein von leise bis laut flexibel agierendes Schlagzeug eine würzige Note verliehen.
Für "Howling" gewinnt das Schlagzeug weiter an Gewicht und Durchschlagskraft. Die E-Gitarre heult deutlich, aber nicht dominant in der Mitte des Klangbildes leidend auf. Selbstbewusste Surf-Twang-Sounds verschaffen sich energisch Gehör, wobei sich der feminin dominierte Gesang bei dieser Gemengelage nicht aus der Ruhe bringen lässt. Das wallende Aufbegehren, eine geheimnisvolle unergründliche Kraft und die Besonnenheit der Duett-Stimmen erzeugen eine stimulierende Reibung, die großes Hörvergnügen ermöglicht. "Für mich verkörpert der Song die geisterhafte Präsenz eines wiederkehrenden Traums, der mich in eine tranceartige Starre versinken lässt. Dieses Gefühl spiegelt die Konfrontation und den inneren Kampf der eigenen Dämonen, die es schlussendlich anzunehmen gilt und als Teil unserer Selbst zu akzeptieren, um ihnen ihre betäubende Wirkung zu entziehen", erläutert die Komponistin.
"TV" setzt auf die geheimnisvolle Wirkung von beunruhigendem Gesang inmitten einer dunkelgrauen Umgebung, was unheimliche Schatten an die Wand wirft.
Eine sakrale Orgel und klatschend-matschende Rhythmen verwandeln den grundsätzlich feinsinnig gestimmten Gospel-Sound von "Palace Of Gold" in einen morbiden Swamp-Blues - sofern das zugelassen wird. Zwischendurch gibt es aufhellende, nach Einklang strebende Passagen, die aber immer wieder von einer mysteriösen Macht gestört werden.
Der sich erschöpft dahinschleppende, schwermütige Country-Walzer "The Swallow" kann sich über die gesamte Laufzeit von 4 Minuten nicht aus der melancholischen Umklammerung lösen und wirkt deshalb wie ein permanent unterdrückter Hilfeschrei.
"El Dorado" läuft lange Zeit noch langsamer als das ohnehin schon stark gedämpfte "The Swallow" ab und hätte einen Ehrenplatz auf der Dark-Country- Zusammenstellung "Strange Country" von 2006 verdient, wo das Lied in guter Gesellschaft mit Calexico, Isobel Campbell & Mark Lanegan, Gene Clark und Sparklehorse gewesen wäre.
Für "Her Ghost" wird etwas Licht in Form einer glitzernd gespielten Gitarre zum Fenster hereingelassen. Dennoch kann das Stück eindeutig als betrübt identifiziert werden. Das Lied "...beschreibt den seltenen Moment, in der die Suche nach Selbsterkenntnis stärker und schließlich übermächtig wird, in der man alles Gewonnene zumindest vorübergehend hinter sich lassen muss", berichtet Ronja Pöhlmann.
"While Everything Else Was Quiet" vereinigt Leichtigkeit und Zaghaftigkeit miteinander. Wie die Bossa Nova, wie ein guter Tragödiendarsteller, wie eine nachhaltig beeindruckende Ballade beinhaltet auch dieses Stück eine bittere Süße, die tiefgreifend anrührt und für besondere Gänsehaut-Momente sorgt.

Der Gesang von Ronja Pöhlmann ist bezaubernd, klar und introvertiert. Wenn er dann noch von Jonathan Riedel ergänzt wird, entsteht verheißungsvolle Schönheit, schillernde Reinheit, um nicht zu sagen pure Magie. Im Verbund mit Torben Sdunek erreicht die Instrumentierung eine hingebungsvolle Brillanz, die Vergleiche nur bei den Besten ihres Faches findet. Wie bei Everything But The Girl oder Rue Royale zum Beispiel. "Things We’ve Got In Common" ist eine meisterhafte Song-Sammlung mit sinnlichen Verführungen unterschiedlicher Art geworden und enthält für alle sensiblen Feingeister delikate Anregungen mit poetischem oder griffigem Qualitäts-Stoff, um gut über den Winter zu kommen.

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