Kevin Devine - Instigator (2016)

Alternative-Rock versus Pop? Kein Thema für Kevin Devine, denn er bringt für "Instigator" die beiden Stile versöhnlich zusammen.

Besteht eigentlich immer noch eine Kluft zwischen Pop und Alternative-Rock-Hörern? Dann gibt es jetzt gute Nachrichten: Kevin Devine hat eine Platte gemacht, die beide Lager miteinander versöhnen könnte. Schon beim Opener „No Why“ wird der kantige Alternative-Rock-Ansatz gezähmt, in einen New-Wave-Rock umgeleitet und zum Power-Pop verformt. Der Song „Instigator“ bleibt in der Power-Pop-Spur und nimmt sogar noch etwas Süße auf, ohne klebrig zu werden. „Magic Magnet“ wechselt zwischen Rock und Pop. Der Track bewegt sich in etwa zwischen Nirvana und den Lemonheads.
Instigator - Kevin Devine: Amazon.de: Musik
„Freddie Gray Blues“ ist eine akustische Hommage an den 2015 in Baltimore durch Polizeigewalt ums Leben gekommenen Mann. Kevin setzt sich mit der Tat aus der Sicht seines Umfelds auseinander, denn er stammt aus einer Polizistenfamilie. Auch die erste Single-Auskopplung „No History“ reflektiert seine Lebenserfahrung. Der Musiker stammt aus Brooklyn und hat sein ganzes Leben in New York verbracht. Die Ereignisse des 11. September 2001 haben deshalb traumatische Folgen für ihn und spalten seine Empfindungen in zwei Zustände: vor und nach den Terror-Anschlägen. Er meint, dass ein Großteil der Hässlichkeit und Schrecklichkeit der aktuellen Zustände damit zu tun hat, wie die Mächtigen auf dieses Ereignis reagierten. Entsprechend gibt es bei diesem Song auch einen ausgeglichenen Part und einen aufgewühlten Teil, der die innere Zerrissenheit symbolisiert.
Mit klassischem Power-Pop, der mit lieblichem Gesang und druckvollen, dröhnenden Gitarren ausgestattet wird, geht es weiter („Daydrunk“) und „Both Ways“ zeigt dann eher aufrührerisches Potential als Pop-Leichtigkeit, bedient aber grundsätzlich beide Seiten. „No One Says You Have To“ ist ein Folk-Song, der auch von Paul Simon geschrieben worden sein könnte und mit „Guard Your Gates“ gibt es einen milden Abstecher in Richtung Psychedelic-Rock. „Before You’re Here“ könnte als Alternative-Rock-Ballade durchgehen und „I Was Alive Back Then“ ist eine ruhige Nummer, die zur akustischen Gitarre vorgetragen wird und den vermittelnden Charakter einer zerrissenen Biografie in den Mittelpunkt stellt.
Kevin Devine legt schon sein neuntes Album vor und zeigt sich als Schlichter und Versöhner. Dem Chaos, das der Terror in sein Leben getragen hat, begegnet er mit Musik, die gegensätzliche Ansichten verbinden kann. Er verwendet sowohl energischen Rock als auch melodischen Pop und gefühlvollen Folk und bringt damit in etwa Fans von Tom Petty, den Foo Fighters und Ryan Adams zusammen, die sich unter Umständen auf seine Kunst einigen könnten.
Das ganze Album kann hier angehört werden:

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Waiting For Louise - Rain Meditation

Jahresbestenliste 2023

Lesestoff: Pop steht Kopf