SunPalace - Raw Movements / Rude Movements (1981 / 2016)

Disco und Jazz im Verbund: SunPalace bieten Raum für gepflegte Feierabend-Unterhaltung.
Wenn das Nachtleben mit all seinen verführerischen Lichtern pulsiert, ist Party angesagt. Eine Ausgeh-Stimmung kann jedoch auch stilvoll-elegant, eventuell sogar nur als Vorstellung im Kopf erzeugt werden. SunPalace sorgen mit ihren Herzschlag-Rhythmen, gegenläufigen, unterkühlten, monotonen Takten und aufpeitschenden, stimulierenden Jazz-beeinflussten Solo-Darbietungen für einen Night-Groove der speziellen, distanzierten Art.
„Raw Movements“, die gar nicht karge Demo-Version von „Rude Movements“, spannt den Bogen vom Funk über Disco zu Jazz-Grooves. Die Gitarren-Licks sind lebhaft-hypnotisch wie die von Nile Rodgers (Chic, Daft Punk) und die Keyboards ausladend wie bei Jan Hammer (John McLaughlin`s Mahavishnu Orchestra). Die Schlagzeug-Maschine erzeugt dazu unbeeindruckt einen swingend-monotonen Rhythmus, wie er auch bei den New-Wave-Minimalisten der Young Marble Giants üblich gewesen ist.
Die „unanständigen Bewegungen“ werden durch den leichtgängigen und verspielten elektronischen Dance-Track „Rude Movements“ angekündigt, der das Kernstück des Werks bildet. Diese Komposition war übrigens auch eines der Lieblingsstücke des kürzlich verstorbenen New Yorker Disco-Pioniers David Mancuso, der durch seine „The Loft“-Partyreihe berühmt wurde. Es gibt noch drei weitere Ausprägungen dieser jazzigen Rhythmusarbeit zu hören: „Winning“, „Reconstruction“ und „Completion“. Sanft wiegend, mit Space-Sounds verfeinert oder im Philly Soul- oder Disco-Gewand mit Minimal-Art-Groove lassen die SunPalace-Köpfe Mike Collins (Gitarre, Roland CR78 Drum-Machine) und Keith O`Connell (Fender Rhodes Piano, Prophet 5 Synthesizer) die Platte ausklingen, die schon 1983 auf den Markt kam und nun eine Wiederveröffentlichung als CD, Doppel-LP und Download erhält.
Späte Steely Dan-Eleganz (ca. „Aja“, 1977) trifft bei „What`s The Time“ auf eleganten Jazz und die Beat-Box zeigt sich wieder von ihrer stoisch-abgeklärten Seite. Ein Funk-Bass sorgt bei „I'm Going To Lie Down“ für Erdung, während die Querflöte einen intellektuellen Eindruck hinterlässt und die E-Gitarre den Groove unterstützt. Funk-Gitarren Riffs und knackige Synthesizer-Beats geben bei „I Want You“ die vorwärtsstrebende Richtung an. Sphärisches Hintergrundrauschen schafft eine räumliche Umgebung und als Kontrast dazu gibt es einen unwiderstehlichen, hypnotischen, druckvollen Rhythmus. Und fertig ist ein sonderbarer, aber cooler Track. „Palace Strut“ möchte den Tanzboden erobern und wird dafür mit ständig neu anrollenden Groove-Wellen ausgestattet.
„Coral Reef“ zeigt sich als exotisch-verschwommener Funk- und Jazz-Rock-Hybrid und „Soul Vibes“ lässt mit seinem Vibraphon-Einsatz den Groove-Jazz des Dave Pike Set anklingen. Durch schwirrende Streichersätze wird der Track dann noch in psychedelische Gefilde gelockt. „Love Train II“ und „Street Beat“ kommen allerdings nicht über den Status von Feuilleton-Musik hinaus, die für den Zweck eingesetzt werden könnte, zwischen Kulturbeiträgen die Pausen zu füllen. Die Titel wurden zwar intelligent arrangiert, sind aber zu unauffällig, zaghaft und berechenbar in der Umsetzung.
Die Musik klingt nicht unbedingt nach einer Wiederveröffentlichung aus den 80er-Jahren, was auch an der sorgfältigen klanglichen Überarbeitung durch Mike Collins liegt. In der Jazz- und Disco-Szene sind solche Sounds immer noch angesagt. Wenn auch die meisten Stücke auf „Raw Movements / Rude Movements“ nach heutigen Gesichtspunkten keine Tanzflächenfüller sind, so eignen sie sich doch allemal gut für die Chill-out-Zone oder die gepflegte heimische Hintergrundbeschallung.

Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Waiting For Louise - Rain Meditation

Jahresbestenliste 2023

Lesestoff: Pop steht Kopf