ESME PATTERSON - WE WERE WILD (2016)

Eine Bestandsaufnahme und Innenansichten verschafft uns ESME PATTERSON mit ihrem dritten Solo-Album WE WERE WILD.
Esmé Patterson offenbart eine herausfordernde Innenansicht, die von zerbrechlich bis widerborstig reicht.
Die aus Colorado stammende Esmé Patterson bekam durch den Gesang im Kirchenchor Anregungen, eine professionelle Musikerin zu werden. Als Gründungsmitglied der Indie-Folk- und Barock-Pop-Band Paper Bird ist sie 2007 erstmalig öffentlich in Erscheinung getreten. Jetzt legt sie mit „We Were Wild“ ihr drittes Solo-Album vor. Begleitet wurde sie bei den transparent und direkt produzierten Aufnahmen von Cameron Runy am Schlagzeug, dem Bassisten Jeremy Averitt und Philippe Brouchtein an Gitarre und Lap Steel. Die Platte handelt nach Aussagen der Künstlerin von Schmerz sowie roher Freude und darüber, wie es ist, zur Ruhe zu kommen, wenn man vorher durchs Feuer gegangen ist. Rock & Roll ist für Esmé die Kollision von Wahnsinn und Ordnung. Diesem Zustand möchte sie nachspüren.
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„Feel Right“ empfängt den neugierig gewordenen Musik-Freund mit New Wave und Punk, der ausgelassen in einem Rockabilly-Gerüst mit spritzigem, aufmüpfigem Gesang präsentiert wird. Die Basstrommel klopft bei „No River“ trotzig ans Innenohr. Dieses Rumoren verleiht dem beweglich-frischen Soul-Pop Standfestigkeit. Die flexible Band begleitet den Gesang nicht herkömmlich, sondern die Instrumente umspielen die Stimme. Sie bieten Vorlagen an und geben Anregungen, indem sie eine Schattenexistenz führen, die Halt gibt, aber nicht einengt.

So wie bei „Francine“: Ein verhaltener Motown-Soul-Takt begleitet den Track nur zeitweise. Die Verarbeitung von psychedelischen Erfahrungen und Alternative-Rock-Ausflüge werden der Sängerin zusätzlich zwischendurch mundgerecht als Betätigungsplattform angeboten.
„Moth Song“ entpuppt sich als akkurater, gleichförmiger, zugänglicher Folk-Rocker und „The Waves“ hinterlässt einen mysteriösen Eindruck. Deshalb würde sich der schleppend-eindringliche Psychedelic-Folk-Rock sogar als Untermalung eines Psycho-Thrillers eignen.
Nur mit akustischer Gitarre begleitet, womöglich bei geöffnetem Fenster mitgeschnitten, präsentiert sich „Guadalupe“ als nachdenkliche Folk-Ballade. In wohlige Steel-Guitar-Wolken wird die über weite Strecken milde gestimmte Country-Rock-Nummer „Wantin` Ain’t Gettin`“ getränkt. „Come See Me“ spielt sich zwischen Wave-Pop und Folk-Rock ab und „We Were Wild“ ist ein alternativer Country- und Folk-Rock, der sich nicht durch den stellenweise zickigen Gesang aus der Ruhe bringen lässt.
Abwechselnd gesanglich schwelgend oder Aufmerksamkeit heischend wird der Folk-Rock „Find It“ durch zirpende Synthesizer-Beimischungen aufgemotzt und für „Yours And Mine“ zeigt sich Esmé als reservierte, nachdenkliche, intellektuelle Folk-Frau. Trotz sparsamer Instrumentierung gelingt ihr ein eindrucksvoller Song mit emotionaler Tiefe, während „Alone“ als New Wave-Folk-Rock-Mix mit schwirrendem Synthesizer-Sound und ebensolchem Background-Gesang daherkommt.
Musikalisch geht es bei „We Were Wild“ insgesamt versöhnlicher zu, als es der Titel des Albums vermuten lässt. Vielmehr ist das Werk ein selbstbewusstes Bekenntnis für das ständige Suchen nach neuen Erkenntnissen. Die Lieder stehen für das Erkunden von fremden Territorien, den Wandel und die Flexibilität. Und Esmé Patterson erweist sich dabei als kundige Forscherin mit unerschrockenem Entdeckergeist sowie als abwechslungsreiche Entertainerin.

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