FAUSTUS - DEATH AND OTHER ANIMALS (2016)

Britische Folklore ist nicht tot und auch nicht altmodisch. Wie DEATH AND OTHER ANIMALS vom Trio FAUSTUS beweist.
Faustus praktizieren Folklore, die lebendig und unaufdringlich klingt.
Deftiger Folk hat zurzeit Konjunktur bei uns. Egal, ob er als Shanty oder als handfestes Sauflied oder aber als Mittelalter-Spektakel ausgeprägt ist, diese Klänge sind in der Mitte der Gesellschaft und damit auch in hohen Chart-Positionen angekommen. Bands wie Santiano oder Dartagnan erfahren derzeit eine ungeheure Werbeunterstützung. Ihre Promo-Clips laufen sogar zur besten TV-Sendezeit.
In Großbritannien hat Folk-Music in jeglicher Form eine lange Tradition und so satteln Faustus nicht etwa auf einen vielversprechenden kommerziellen Trend auf, sondern bewegen sich souverän innerhalb einer dynamischen Musikrichtung. Schließlich haben die Bandmitglieder schon in renommierten Formationen Erfahrungen gesammelt: Paul Sartin (Gesang, Oboe, Englischhorn, Geige) und der Jimi Hendrix-Fan Benji Kirkpatrick (Gesang, Saiteninstrumente) musizierten bei der Folk-Bigband Bellowhead und Saul Rose (Gesang, Akkordeon) verstärkte das Waterson:Carthy-Gespann.
„Death And Other Animals“ ist das dritte Album von Faustus, auf dem die Musiker nach „Broken Down Gentlemen“ von 2012 erneut ihren breit gefächerten Stil zum Besten geben: „Slaves“ ist ein cooler, groovender Song, der von der Interaktion des Akkordeons mit der Geige lebt. Der Gruppengesang ist gewohnt unaufdringlich und harmonisch dicht. Im Prinzip läuft „False Foxes“ auf Basis einer verschachtelten Pop-Melodie ab. Durch die altertümliche Instrumentierung erhält diese jedoch eine historische Färbung.
Schunkelnder mittelalterlicher Minnegesang wird bei „While Gamekeepers Lie Sleeping“ und „The Deadly Sands“ geboten, während „Oh To Be A King“ eine Ballade mit faszinierenden, teils mehrschichtigen Stimmen darstellt. Das ruhige, dunkle, gediegene und ausladende „Gurt Dog“ beeindruckt durch intensive Akkordeon/Gitarren-Passagen und gefühlvoll-eindringlichem Gesang und mit „Adieu To Bon County“ ist ein hymnisch angelegtes, melodisch attraktives Lied mit starken Oboen-, Gitarren- und Akkordeon-Beiträgen gelungen.
Akkordeon und akustische Gitarre spielen für „One More Day“ Rock-Riffs, so dass sich das Stück wie eine Cover-Version eines unbekannten The Who-Songs anhört. Im Gegenteil dazu ist „The Death Of The Hart Royal“ ein schwermütiger Track, der kammermusikalische Züge trägt. Eine traditionelle, bodenständige, instrumentale Tanznummer gibt es dann mit „Harry Kitchener’s Jig“ zu hören. Zum Schluss wird das betont langsame „Death Goes A Walking“ immer wieder durch kurze Tanzmusikeinlagen unterbrochen.
Die instrumentalen, gesanglichen und kompositorischen Fähigkeiten des Trios sind beachtlich. Die Musiker sind oft auf traditionellen Pfaden unterwegs, sorgen aber durch Feingefühl und Raffinesse für moderate Innovationen und Aktualität. Die Folkies verbinden das zupackende Element von Formationen wie Great Big Sea mit der Virtuosität und Feinfühligkeit von Folk-Institutionen wie Planxty und schaffen somit ein zeitloses Dokument ehrlicher, handgemachter Musik, die unabhängig von Trends Bestand haben wird.
Eine Live-Aufnahme von "The Death Of Hart Royal" gibt es hier:

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