SON VOLT - NOTES OF BLUE (2017)

SON VOLT haben ihr achtes Album namens NOTES OF BLUE veröffentlicht.

Es ist ein bemerkenswertes, wenn auch mit 31 Minuten recht kurzes Statement geworden. Sie konzentrieren sich konsequent auf ihre Stärken und legen eine energische Americana-Essenz ab. Beachtenswert!
Jay Farrar verordnet seinen Son Volt eine Verjüngungskur und knüpft damit teilweise an seine Anfänge bei den ungestümen Uncle Tupelo an.
Es waren einmal drei Freunde, die Ende der 1980er Jahre angetreten waren, die Roots-Music-Szene der USA zu erneuern und sie traten als Uncle Tupelo mit ihrem Debut-Album „No Depression“ 1990 gleich eine ganze Bewegung los. Die Verbindung hielt allerdings nur bis 1994, dann gingen die Musiker teilweise getrennte Wege.
Jeff Tweedy gründete die einflussreichen Wilco, die Roots-Music als Basis verwenden, sich jedoch freigeistig entwickelten. Jay Farrar und Schlagzeuger Mike Heidorn fanden sich dann bei Son Volt wieder, die der Cosmic American Music weiter frönten und teilweise beseelten Country-Rock spielten. Heidorn verließ die Band 1999, aber Son Volt bestehen bis heute unter der Leitung von Jay Farrar weiter. Und nun legen sie mit „Notes Of Blue“ ihr achtes Album vor, das diesmal laut eigener Aussage eher Blues-infizierte Kompositionen enthalten soll, was jedoch nicht immer offensichtlich zu spüren ist.
„Promise The World“ verneigt sich vor dem glitzernden, sonnenverwöhnten Country-Rock der frühen 1970er Jahre. Jackson Browne und „Harvest“ von Neil Young standen Pate für diese von Wehmut und Fernweh geprägte herzzerreißende Ballade. Eleganz, Würde und Jay Farrars sonore, ausdrucksvolle, markante Stimme, die sowohl kantig wie auch mitfühlend daher kommen kann, zeichnen diesen Song aus. Instrumentales Feingefühl drückt sich zusätzlich in einer weinenden Steel-Gitarre, einer seufzenden Geige, einem strammen Schlagzeug und treibenden akustischen Gitarren aus. Der angekündigte Blues findet sich hier nur als Lebensgefühl, nicht als Musikstil wieder.

Gelassen und trotzdem druckvoll, mit eingeschobenen dröhnenden, verzerrten Gitarren und einer rauschenden Orgel sorgt „Back Against The Wall“ für einen stolzen, selbstbewussten Sound: Neil Young & Crazy Horse trifft auf The Band. „Static“ bringt den Grunge in den Roots-Rock und ist damit ganz nah dran an den beherzten, krachenden Uncle Tupelo-Garagen-Rockern und „Cherokee St“ lässt den elektrischen Boogie durch dreckig schwirrende Gitarren sprechen: ZZ Top trifft auf John Lee Hooker. „The Storm“ ist ein nachtgrauer, einsamer Country-Blues-Track mit Slide-Gitarren-Referenzen an den großen Ry Cooder, während „Lost Souls“ hart, kantig, muskulös und staubtrocken rockt.

Es scheint, als würde „Midnight“ ein dunkles Geheimnis verbergen. Der Song lässt sich nicht in die Karten schauen, bleibt bedeckt, deutet das Durchstarten nur an, bleibt aber mysteriös-reserviert: Folk-Rock mit schwarzer Seele. Der schweißtreibende Boogie-Part von „Sinking Down“ steht den Country-Rockern gut. Dieser Hybrid dürfte sowohl Blues-Rock-Fans wie auch Liebhabern der Cosmic American Music gefallen, denn er ist rasant und einfühlsam zugleich. „Cairo And Southern“ fängt die Melancholie des Folk-Sängers Nick Drake stilecht und bedrückend ein, während der düstere, behäbige Rhythm & Blues „Threads And Steel“ Erinnerungen an den Klassiker „Fever“ weckt und Thriller-Soundtrack-Atmosphäre verbreitet.
„Notes Of Blue“ ist ein starkes Album ohne schwache Songs geworden, aber mit nur 31 Minuten Laufzeit doch arg kurz geraten. Aber die Lieder transportieren intensiv Wut, Aggressivität, Verletzlichkeit, Enttäuschung, Sinnlichkeit und Schuldgefühle, wirken gefühlsecht, entschlackt und riechen nach Straßenstaub. Das ist nichts anderes als die Essenz des Americana-Sounds. Manchmal ist weniger eben doch mehr.

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