OMER KLEIN - Sleepwalkers (2017)

Der Jazz-Pianist OMER KLEIN verfügt über großes Feingefühl, das er besonders in ruhigen Momenten ausspielt. SLEEPWALKERS wurde in Triobesetzung eingespielt und empfiehlt die Musiker für spätere Großtaten. 
Feinfühlig und kreativ: Omer Klein ist ein begnadeter Pianist, der die Jazz-Szene bereichert und in die Fußstapfen seiner Vorbilder Thelonius Monk und Keith Jarrett treten kann.
Der angesehene israelische Jazz-Pianist Omer Klein begann mit sieben Jahren Klavier zu spielen. Er studierte sowohl in seinem Heimatland wie auch am New England Conservatory in Boston und in New York Musik. Heute lebt er in Düsseldorf. Mit seinen ebenfalls aus Israel stammenden Begleitern Haggai Cohen-Milo am Kontrabass und dem Schlagzeuger Amir Bresler bewegt er sich zwischen romantischen Melodiebögen, die auch aus der Klassik kommen könnten, spielerischen Solo-Eskapaden, die sein Können ins rechte Licht rücken sowie Jazz-Figuren, die sowohl Standard-, Groove- wie auch Improvisationsanteile ausweisen.
Sleepwalkers - Klein, Omer: Amazon.de: Musik
„Wonder And Owe“ zeigt Omer ruhig, besonnen und ausgeglichen pur am Piano. Zärtlich, ohne intellektuelle Auswüchse, einfach und schön, klar und friedlich. Das Trio wird beim Track „Sleepwalkers“ vom Piano angeführt. Das Schlagzeug sorgt für ergänzende Klanglinien und der Bass brummt etwas vernachlässigt nebenher. Es wird im Laufe des Geschehens Geschwindigkeit aufgenommen und dabei zeigt sich die traumwandlerische Beherrschung der Instrumente.

Zu Beginn von „Blinky Palermo“ bekommt der Bass einen Soloauftritt. Das ist naturgemäß wenig spektakulär. Das Piano steigt mit ein und stiehlt dem eindimensionalen Instrument sofort die Show. Das Schlagzeug hält konstant die Spur, deshalb darf Omer seiner Improvisationsgabe freien Lauf lassen. Beim feingliedrigen, melodischen „One Step At A Time“, das sich hektisch entwickelt, wird Omer zunächst zart und einfühlsam und später eigenwillig begleitet. So entfalten sich sowohl Sensibilität wie auch der künstlerische Einfallsreichtum der Musiker auf natürliche Weise.
Von einer verführerischen Melodie zur verwirrenden Improvisation und zurück führt „Joséphine“ durch Parallelwelten. Es folgt mit „Don't Be A Zombie“ ein kurzes Intermezzo, das mehr Fragen als Antworten aufwirft. Das Schlagzeug simuliert für „Mixtape“ Samba-Rhythmen. Piano und Bass unterstützen den lebhaften Takt und liefern sich noch einen bedächtigen bis temperamentvollen Improvisations-Schlagabtausch. „Each And Every Child“ ist dagegen recht luftig. Das Schlagzeug agiert hier fast unmerklich im Hintergrund. „What's On Your Mind?“ wirkt gehetzt, hektisch, aufgedreht, wie kurz vor dem Nervenzusammenbruch. „Underdog“ swingt und klingt, als gäbe es für das Stück auch einen Gesangstext und „Hookup“ hat einen milden Groove, der dem Titel eine gewisse Leichtigkeit verleiht. Das Bass-Solo sorgt dann leider für unnötige Steifheit. Eine schöne, ruhige, ergreifende Komposition ist „Spilt Milk“, die mit viel Empathie vorgetragen wird. „Wonder And Awe 2“ setzt die Stimmung des Openers fort und bekommt zusätzlich noch spärliche Schlagzeug-Partikel spendiert.
Omer Klein kann immer dann vollends beeindrucken, wenn er gefühlvoll wird oder sich nur dezent begleiten lässt und sich so den Erwartungen der Standard-Jazz-Hörer in Punkto Improvisations- und Geschwindigkeits-Wahn entzieht. Das könnte gern noch häufiger passieren, denn erst dann kommt seine Empfindsamkeit voll zur Geltung. Mit so viel Talent dürfte er sich ruhig noch viel mehr trauen: Stilistisch über die Stränge schlagen, neue Klangmuster ausprobieren oder mit Gastmusikern anderer Lager zusammenarbeiten. Omer Klein kann das, er traut sich nur noch nicht.

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