Lord Echo - Harmonies (2017)

Wer FAT FREDDY`s DROP oder THE BLACK SEEDS aus Neuseeland schätzt, wird auch LORD ECHO mögen.

LORD ECHO ist Mike Fabulous, der Sänger, Gitarrist und Produzent der BLACK SEEDS. Er hat nach überstandener Midlife-Crises sein drittes Album mit Namen HARMONIES herausgebracht. Von Problemen keine Spur, hier scheint die Sonne und die Welt ist in Ordnung. 

Lord Echo kultiviert Groove-Sounds als stilübergreifendes Medium, das auch ideologische Grenzen überwinden kann.

Neuseeland ist bei uns eher durch seine beeindruckenden Landschaften bekannt, die gerne für Filmkulissen herhalten müssen, als für seine Musik-Szene. Dabei gibt es dort eine gut funktionierende, bestens eingespielte Musiker-Gemeinschaft, die sich unter anderem um die Entwicklung des Grooves bei Reggae-, Soul- und Funk-Sounds kümmert und auch schon etliche Anhänger rund um die Welt gewinnen konnte. Die Aushängeschilder dieser Bewegung sind Fat Freddy`s Drop und The Black Seeds. Deren Produzent, Gitarrist und Sänger Mike Fabulous veröffentlicht jetzt unter dem Pseudonym Lord Echo nach „Melodies“ (2010) und „Curiosities“ (2013) mit „Harmonies“ sein drittes Album.
Bei Lord Echo ist immer Sommer. Pool-Bars laden zum Verweilen ein, eine leichte, laue Brise weht vom Meer herüber und streichelt die Haut. Gelassenheit und eine gelöste Heiterkeit dominieren die Szenerie. Der Lounge-Reggae von „Woah! There`s No Limit“ wurde mit moderaten Dub-Effekten, verführerischen Saxophon-Wellen sowie beiläufigem Gesang ausgestattet. „Life On Earth“ bietet exotische Polyrhythmen, verschnörkelte Synthesizer-Phrasen und verspielte Flötentöne an. Der hohe, entrückte Soul-Gesang von Mara TK klingt, als wäre Marvin Gaye zu Zeiten von „What`s Going On“ (1971) oder „Let`s Get It On“ (1973) auferstanden.
Leichtgängige Electro-Disco-Sounds werden bei „The Sweetest Meditation“ mit Vibraphon-Soli, dezenten Trompeten und Synthesizer-Verzierungen ausgestattet und verbreiten einen flockig-swingenden Groove. Und dann ist da wieder diese Marvin Gaye-Gedächtnis-Stimme. „Makossa No. 3“ klingt nach jazzigem Afro-Funk. Das ist eine Huldigung an Manu Dibango, den Musiker aus Kamerun, der 1972 mit „Soul Makossa“ einen Hit landete. „Low To The Street“ verbindet Reggae mit Lounge-Feeling und „In Your Life“ verbreitet vernebelten Chill-Out Disco-Soul. Falsett-Gesang, der an Prince angelehnt ist und strammer Disco mit elastisch-druckvollem Biss kommen bei „Just Do You“ zusammen.

Mechanische Techno-Klänge mit Echo-Effekten gibt es bei „C90 Eternal“ zu hören und schläfriger-rauschhafter Dub-Reggae wird für „Note From Home“ mit Soul-Vibes kombiniert. „I Love Music“ ist im Original von den Four Tops („Reach Out, I`ll Be There“). Lord Echo interpretiert den Song als in sich ruhender Reggae.
Lord Echo fabriziert einen Sound, bei dem es nicht mehr um die Frage geht, ob die Musik leichtgewichtig oder anspruchsvoll ist. Weil sie nämlich beide Attribute beinhaltet: Es gibt unbedarfte, wertfreie Chill-Out-Momente genauso wie komplexe, raffinierte Jazz- und Latin-Passagen. Die verwendeten Zutaten der unterschiedlichen musikalischen Weltanschauungen können unterm Strich beide Lager zufrieden stellen, sofern die Musik vorurteilsfrei angenommen wird. Lord Echo ist also nicht nur musikalisch stilübergreifend tätig, sondern reißt auch noch elegant Ideologiegrenzen ein.

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