Robert Cray & Hi Rhythm (2017)

Robert Cray huldigt mit "Robert Cray & Hi Rhythm" dem Southern-Soul und kehrt zurück in die Royal Studios in Memphis, um dort ein Legendentreffen zu initiieren.

Robert Cray gehört zu den Bluesmusikern, die schon von jeher auch dem Soul zugeneigt waren. Konsequenterweise hat er nun eine Platte mit den Studiomusikern von Hi Records aufgenommen. Jenen Musikern also, die schon seit fünfzig Jahren in den Royal Studios in Memphis tätig sind und namhafte Künstler wie Al Green, Ann Peebles oder Syl Johnson bei der Veredelung ihrer Kompositionen unterstützt haben. Willie Mitchell, der Inhaber des Studios, der gleichzeitig auch Koordinator, Produzent, Arrangeur und Tontechniker war, sowie Gitarrist Teenie Hodges sind leider verstorben. Aber von der ursprünglichen Crew sind noch Rev. Charles Hodges (Orgel und Piano), Leroy „Flick“ Hodges (Bass) und Archie „Hubby“ Turner (Keyboards) aktiv. Ergänzt wird die Mannschaft noch durch Steve Jordan, der als Impulsgeber an Drums und Percussion wie auch als zusätzlicher Akustik-Gitarrist fungiert. Er ist auch der Produzent der neuen Robert Cray-Platte.
„The Same Love That Made Me Laugh“ ist im Ursprung von Bill Withers („Ain' t No Sunshine“) und wird locker swingend interpretiert. Das geht runter wie ein kühler Fruchtcocktail. „You Must Believe In Yourself“ punktet mit satten Funk-Bläsern, beweglicher Rhythmus-Arbeit. Robert zeigt sich als beseelter Sänger in der Tradition von Al Green und als inspirierter Gitarrist. Für die Ballade „I Don't Care“ wird aufgezählt, was nicht mehr wichtig ist, wenn die Liebe gegangen ist. Alles unter dem Motto: Ohne dich ist alles doof. Robert wollte auch zwei Songs des Swamp-Rockers Tony Joe White („Rainy Night In Georgia“) aufnehmen, der es sich nicht nehmen ließ, selbst bei den Einspielungen mitzumischen. „Aspen, Colorado“ wird hinreißend geschmeidig und butterweich umgesetzt, während „Don' t Steal My Love“ schweißtreibend, stoisch und aufgewühlt klingt.
„Just How Low“ kommt nur vorsichtig aus der Deckung. Der schläfrig realisierte R&B nimmt nämlich erst nach zweieinhalb Minuten durch ein aufmunterndes Gitarrensolo Fahrt auf. Die Ballade „You Had My Heart“ schimmert in glänzenden Grautönen und wird elegant mit einer gelassenen Trommelunterstützung in Szene gesetzt. Wenn bemerkt wird, dass die Liebste wohl doch nicht die Traumfrau ist, für die sie bisher gehalten wurde, kann das zu einer erschreckenden Ernüchterung führen. „Honey Bad“ groovt zu dieser Erkenntnis unerschütterlich cool und präsentiert schillernde Gitarren-Kaskaden. „The Way We Are“ ist gefühlvoll-langsam und fällt durch weisen, abgeklärten Gesang auf. Der Song zeugt von Lebenserfahrung und bewegt sich im innigen Southern-Soul Terrain. Bei solch überschwänglichen Gefühlslagen wirkt der relativ konventionelle Blues-Doo Wop „I'm With You, Pt. 1 + 2“ beinahe fehl am Platz. Nicht nur, dass die Musiker präzise wie Uhrwerke spielen, sie sind dabei auch noch locker, einfallsreich und funky. Für „Robert Cray & Hi Rhythm“ kann tatsächlich die abgedroschene Klassifizierung vom reifen Alterswerk herangezogen werden: Selten klang Mr. Cray so ausgeglichen, stimmig und gefühlsbetont wie hier.
Mit seinem achtzehnten Studioalbum seit 1980 kehrt Robert Cray in die ehrwürdigen Royal Studios zurück, in denen schon Aufnahmen für „Shoulda Been Home“ von 2001 entstanden. Die Inspiration durch die historischen Räumlichkeiten und die erlesenen, erfahrenen, von Instinkt und Gefühl gesteuerten Musiker haben bei ihm zusätzliches Potential freigelegt. Schließlich wollte er gegenüber den Größen, die ihre Meisterwerke unter ähnlichen Bedingungen abgeliefert haben, bestehen. Das ist gelungen und der dreiundsechzigjährige Robert Cray erweist sich als würdiger Nachlassverwalter. Besonders gelobt werden muss auch noch der exzellente, transparente, glasklare Klang der Songs, der höchsten Ansprüchen genügt.
Und hier gibt es einen Appetitanreger:

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