DHARMASOUL - LIGHTNING KID (2018)

Der Americana-Künstler JONAH TOLCHIN und der gelernte Jazz-Schlagzeuger KEVIN CIIFFORD sind DHARMASOUL. Ihr Erstlingswerk heißt LIGHTNING KID und führt durch eine Roots-Music-Welt, in der der Blues der Haupteinflussfaktor ist. Aber es gibt noch mehr zu entdecken.

Zwei Brüder im Geiste haben endlich zueinander gefunden und sind auf dem Weg, ihre musikalischen Wurzeln zu ergründen.


Der Sänger und Gitarrist Jonah Tolchin hatte schon eine Solo-Karriere als gefühlvoller Americana-Künstler hinter sich und in diesem Zusammenhang seit 2014 drei Alben veröffentlicht, bevor er Dharmasoul gründete. Seine erste musikalische Liebe galt dem Blues, den er bereits in jungen Jahren kennen lernte. Tolchin wuchs nämlich im Mississippi-Delta, der Wiege der 12-Takt-Musik auf und kam durch den Plattenladen seines Vaters früh in Berührung mit allen möglichen Spielarten der amerikanischen Roots-Music. Zwangsläufig lernte er Gitarre zu spielen und Songs zu schreiben. Seinen derzeitigen musikalischen Partner Kevin Clifford kennt er seit Teenager-Zeiten.
Sie fanden aber erst 2014 anlässlich der Aufnahmen zum Tolchin-Album „Clover Lane“ wieder zusammen, weil sie sich vorher erst stilistisch aufeinander zubewegen mussten. Clifford hatte zunächst ein Jazz-Studium in New Orleans absolviert und sich dann die Welt des HipHop, Neo-Soul, Indie-Folk und der Singer-Songwriter erschlossen. Entsprechend reich ist das Feld der Einflüsse, Verweise und Vorlieben für das erste gemeinsame Album der beiden erfahrenen Musiker bestellt. Ihr Gitarre/Schlagzeug-Duo Dharmasoul ist allerdings kein Zweitaufguss der White Stripes oder der Black Keys. Bei den Aufnahme-Sessions erhielten sie noch Unterstützung von Brendan Moore (Keyboards), Matt Murphy (Bass) und Laurence Scudder (Viola), so dass die Lieder nicht minimalistisch aufgebaut sind. Dharmasoul formierte sich am 1. Juli 2017 und die Künstler fanden sich schon im August 2017 im Verdant Studio im kleinen Ort Athens in Vermont ein, um ihre selbstproduzierten Kompositionen einzuspielen.
Album Review - Lightning Kid By Dharmasoul - Rock and Blues Muse ...
„Chosen One“ profitiert von einer exzellenten Slide-Gitarre, die den Track schwül, glitzernd und scharf klingen lässt. Die Hammond-Orgel sorgt für gleißende Füllungen und das Schlagzeug wird flexibel und trickreich bedient. Der Gesang bleibt relativ zurückhaltend und lässt sich nicht aus der Reserve locken.

„Bless Your Children“ vermengt Blues-Rock mit Gospel und steigert sich beinahe in einen sakralen Rausch. Druckvoller Boogie-Blues verleiht dem Track „Lightning Kid“ einen verruchten Charakter und lässt den Song lustvoll aufschreien. Die Ballade „Open Your Heart“ vereint dann die Harmonielehre von Paul Simon mit den Folk-Blues-Exkursionen von Ry Cooder.
„Taste So Sweet“ groovt verschwitzt durch das Boogie-Wonderland und sammelt dabei allerlei Southern-Rock-Fundstücke auf. Ein ausgelassenes Gitarren-Festival darf dabei auch nicht fehlen. In gemächlichem Tempo vorsichtig tastend schlurft der Slow-Blues „Love Again“ voran, der ab und zu durch streitlustige Einschübe aufgeladen wird. Der Blues von „Permission“ braucht dann etwas Anlauf und ein paar Soul-Zutaten, bis alles rund läuft. „Armored Hearts“ startet als fragiler, sparsam instrumentierter Blues-Rock. Nach und nach werden Folk- und Pop-Anteile nachgeschoben und die Intensität dadurch verstärkt. „Addiction“ ist von vornherein offensiv und kämpferisch ausgelegt. Gitarre und Orgel treiben den Song druckvoll nach vorne und die Rhythmus-Fraktion heizt die aufgewühlte Stimmung zusätzlich an. Der instrumentale Jazz-Blues „Vulgar“ ist zum Schluss leider nur eine aufdringliche, teils improvisierte Fingerübung, um die zweifellos vorhandenen handwerklichen Fähigkeiten der Musiker zu präsentieren. Dabei wird selbst vor einem Schlagzeug-Solo nicht zurückgeschreckt.
Meistens ist Dharmasoul eine überaus inspirierte Roots-Rock-Formation mit Gespür, Talent und hörenswerten Songs. Am wohlsten scheint sich das Duo bei den strafferen, sumpfigen Funk-Blues-Rock-Nummern zu fühlen, die mittig zwischen ZZ Top und JJ Grey And Mofro angesiedelt sind. Zumindest tritt hier die Spielfreude der Vollblutmusiker besonders agil zu Tage. Folgerichtig wäre also, dass Tolchin und Clifford als nächstes ein röhrendes, richtig dreckiges Blues-Album im transparenten Jazz-Sound aufnehmen und mit Soul-, Funk- und Folk-Zutaten verfeinern. Damit könnten sie ihre jeweiligen musikalischen Vorlieben optimal bündeln und ausleben, sowie ihre jeweiligen musikalischen Wurzeln noch tiefer ergründen.

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