NTJAM ROSIE - Breaking Cycles (2018)

Soul, Funk, R&B, Jazz und Pop: Alle diese Stile finden sich in der Musik von NTJAM ROSIE wieder. Aber die Mischung macht`s. Die Musikerin erinnert an bewährte Muster, wie den eleganten Jazz-Pop von STEELY DAN, bringt aber auf raffinierte Weise auch Details zusammen, die in einer solchen berauschenden Intensität selten zu hören sind. Einzelheiten können hier nachgelesen werden:

Wer wagt, gewinnt: Ntjam Rosie hat ihren musikalischen Horizont erweitert und dadurch überzeugend kreatives Neuland erobert.

Ntjam Rosie stammt aus Kamerun, wurde dort 1983 als Rosie Boei geboren und lebt seit ihrem neunten Lebensjahr in den Niederlanden. „Breaking Cycles“ ist bereits ihr fünftes Studioalbum. Vor dessen Entstehen stellte sich die Frage nach der musikalischen Ausrichtung und nach Entwicklungsmöglichkeiten. Daraus entstand der Wille zur Veränderung, verbunden mit der kreativen Herausforderung, im bisherigen Umfeld neue Strömungen zu aktivieren. Die Musik sollte letztlich Mut machen und die Menschen zum intensiven Zuhören inspirieren.
Breaking Cycles - Rosie, Ntjam: Amazon.de: Musik
Der Opener „Never Give Up“ zeigt sich aufgeweckt und flüssig im glatten Jazz-Groove-Modus. „Eh Eh“ fällt durch lasziv gehauchten Gesang auf, der von einem gezähmten Jazz-Saxophon und swingenden Rhythmen im eleganten Steely Dan-Stil begleitet wird. „Take A Good Look At Me“ stellt eine mondäne Funk-Ausrichtung in den Vordergrund 
und für den kuriosen Weltmusik-Pop von „Breakthrough“ werden Tonschleifen eingesetzt, die sich wie rückwärts laufende Bänder anhören. Auf den Nebenschauplätzen spielen sich Tongebilde ab, deren Ursprünge aus Afrika oder Asien zu stammen scheinen.
Die hellen Töne eines E-Pianos durchziehen das gleichzeitig meditative und rhythmisch vertrackte Jazz-infizierte „Incomparable“. „Interlude: Chant de la forêt“ besteht aus einem scheinbar aus dem Ruder laufenden chorähnlichen Stimmengewirr afrikanischer Herkunft. Die hart klopfenden Takte von „Farafina“ wirken wie zwingende Trommeln auf einem Galeeren-Sträflings-Schiff, nur moderner. Sie bilden die unausweichliche Marschrichtung dieses ansonsten auf traditioneller afrikanischer Folklore beruhenden Stückes.
„Put In The Work“ hört sich wie nervös agierender Smooth-Jazz an, wobei das vorwitzige Saxophon den groovenden Ablauf nicht aus der Bahn werfen kann. „Interlude: Don't Push Me Away“ bildet dann die schwebende Einleitung zur unmissverständlichen Aufforderung: „Stop Wasting My Time“. Ntjam arbeitet das Ende einer Beziehung auf und erläutert nachdrücklich, warum diese Partnerschaft aus ihrer Sicht gescheitert ist. Die hervorgehobenen Trommelschläge unterstreichen die Endgültigkeit der Trennung und der Gesang erklärt desillusioniert die Lage, zeigt sich aber auch wütend und trotzig-beleidigt. Dieses Liebesdrama wurde so wirklichkeitsnah umgesetzt, dass sich die Gefühlswallungen jederzeit nachvollziehen lassen.
Durch ständige Wiederholungen des Song-Titels „Foolish“ wird bei diesem traurig-meditativen Lied die Situation simuliert, wenn sich die Gedanken immer wieder um eine dumm gelaufene Sache drehen. Dieser Sachverhalt wird in eine nachdenklich-monotone Stimmung gehüllt, bei der sich die Musik um sich selbst zu drehen scheint. „A Long Way“ und „Free Your Mind“ sind Musterbeispiele für die Integration von HipHop-Effekten in treibende Funk-Soul und Jazz-Tracks, ohne dass dabei der melodische Fluss unterbrochen wird. Beim jazzigen Zwischenspiel „Interlude: Afro“ laufen im Hintergrund Gespräche ab, die dann beim anschließenden „Forgive Me“ ausgeblendet werden. Hier gibt es in zweieinhalb Minuten eine Bilanz der musikalischen Elemente, die für die emotionalen Ausdrücke des gesamten Albums zuständig sind: Intelligenter Jazz, leidenschaftlicher, ausdrucksstarker Gesang, eleganter Funk, sinnlicher Soul und moderner R&B.
Mit zunehmender Dauer wird „Breaking Cycles“ immer wagemutiger, raffinierter und unkonventioneller. Ntjam bietet Stilmittel wie Break-Beats, Falsett-Gesang oder Vocoder-Stimmen als Würze und nicht als Hauptgericht an und setzt diese Zutaten somit songdienlich ein. Der Flow wird nicht gestört, sondern die gestalterischen Ideen sorgen für belebende Akzente. Einige Songs atmen den Jazz-Pop-Groove von Steely Dan aus der „Aja“ Phase von 1977 und verleihen den Tracks souveräne Eleganz. Die Lieder mit afrikanischem Flair bringen rhythmische Exotik ein und diese Folklore behauptet sich ohne Bruch neben Jazz und Pop.
Wer also noch frischen Wind neben gleichartigen Künstlerinnen wie Malia, Erykah BaduLaura MvulaSade oder Grace Jones sucht, der sollte unbedingt Ntjam Rosie einer Hörprobe unterziehen.

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