Kurz und bündig: Denis Jones - Red + Yellow = (2010)

Denis Jones aus Manchester gehört zu der Gattung Musiker, die sich mit Folk-Tronic beschäftigt. Also der Verbindung traditioneller Erzählkunst zur akustischen Gitarre unter Hinzunahme elektronischer Geräte und Geräusche, die zur Rhythmus- oder Effekt-Bildung eingesetzt werden. 

Denis Jones pendelt seine Songs bei dieser Methode geschickt aus. Ist der melodische Anteil dominant, steuert er mit sperriger Elektronik dagegen. Düsteren, kalten Maschinen-Klängen nimmt er durch harmonischen Gesang und liebliche Melodien die Bedrohlichkeit. Jedes Lied ist konzeptionell anders aufgebaut. 

So hat er beim Opener "CLAP HANDS" Kinderlied-Verse verwendet und diese mit dröhnenden Bässen hinterlegt. Das Ergebnis erinnert an den DNA-Remix von SUZANNE VEGA's "TOM's DINER". 
Der Song "ELVIS" ist im Kern Americana, entwickelt aber durch sirrende Effekte und künstliche Bläsersatze surreale Züge. 
Bei "SOMETIMES" beschränkt sich der Elektronik-Anteil auf zuckende, pochende Muster, die das Gerüst dieser Ballade bilden. Irreale, fiebertraumartige Stimmungen werden bei RAGE erzeugt. NEW NOTE baut sich langsam aus einem jazzigen Intro zu einem introvertierten Lied auf. 

Gestopfte Trompeter leiten CONCEPTION, CONSUMPTION AND RADIATION ein. Im Hintergrund hört man Bandschleifen, Scratching und sich wiederholende Akkorde auf der akustischen Gitarre. Das hört sich wie ein Soundtrack für ein imaginäres Road-Movie an. Beim Komponieren von BASTION OF BLOOD dachte Denis Jones an Militärmusikanten, die eine Armee in die Schlacht führen. Reste davon sind in der Begleitung übrig geblieben. Die Bläser klingen wie Orleans-Kapellen, die eine Beerdigung begleiten, was ja gut zum Thema passt. Jones` Songs machen nicht nur an diesem Beispiel einen wohldurchdachten Eindruck. Instrumente und Sounds werden sehr überlegt eingesetzt, auch wenn viele Songs aus Improvisationen heraus entstehen, wie Denis zugibt. 

So auch BLENGIN. Kanon-artige Gesänge treffen auf afrikanisch anmutenden Drum-Sounds and werden von ihnen wie in Trance begleitet. 

Das Album pendelt zwischen Hoffnung und Wahnsinn, Yin und Yang, Tag und Nacht. Eingängige Strukturen treffen auf experimentelle oder jazzige Momente, was für ein vielschichtiges, spannendes Erlebnis sorgt. 

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