The Devil Makes Three – Redemption & Ruin (2016)

Der „O Brother, Where Art Thou?“-Soundtrack und die Folgen: THE DEVIL MAKES THREE arbeiten als Reaktion darauf erneut die Roots-Music-Geschichte der USA auf.

Der „O Brother, Where Art Thou?“-Soundtrack aus dem Jahr 2000 hat in den USA für ein landesweites Interesse an traditioneller Roots-Music geführt. Plötzlich war es angesagt, Bluegrass, Cowboy-Swing, Vorkriegs-Blues, Folk und Jug-Band-Musik zu hören und zu spielen. Auch für PETE BERNHARD (Gitarre), LUCIA TURINO (Kontrabass) und COOPER McBEAN (Gitarre, Banjo) war dieser Streifen die Initialzündung dafür, sich den Wurzeln des Americana-Sounds zu widmen. 

Den Namen THE DEVIL MAKES THREE entnahm das Trio dem Text des Songs „Didn`t Leave Nobody But The Baby“, der für die „O Brother…“-Filmmusik von GILLIAN WELCH, EMMYLOU HARRIS und ALISON KRAUSS ohne instrumentale Begleitung eingesungen wurde.

Seit der Gründung von THE DEVIL MAKES THREE sind jetzt vierzehn Jahre ins Land gegangen und seitdem haben sie sich mit vier Studio- und zwei Live-Alben in der Country- und Bluegrass-Szene etabliert. Mit „Redemption & Ruin“ tauchen sie jetzt ganz tief in ihre Vergangenheit ab und präsentieren Versionen von zwölf musikalischen Vorlieben aus der Zeit vor der Bandgründung, denen sie ihre Auffassung und ihr Gütesiegel verpassen. Das Album wurde folgerichtig in zwei unterschiedliche Weltanschauungen unterteilt: Es gibt „Erlösungs-Titel“ mit Gospel-Hintergrund und eine Blues-basierte Seite, die den Sex & Drugs & Rock & Roll-Lifestyle abdeckt. Bei der Umsetzung wurde die Gruppe partiell von hochklassigen Musikern wie JERRY DOUGLAS (Steel-Guitar- und Dobro-Meister), MICKEY RAPHAEL aus WILLIE NELSONs Band (Harmonika), EMMYLOU HARRIS (Background-Vocals) oder TIM O`BRIEN (ex-HOT RIZE) (Mandola, Geige) unterstützt.

„Drunken Hearted Man“ ist ein Song der Mississippi-Delta-Blues Legende ROBERT JOHNSON, der seine Seele für seine Gitarrenkünste an den Teufel verkauft haben soll.  Die Interpretation erfährt hier eine flotte, ausgelassene Country-Färbung mit sich duellierenden Gitarren- und Banjo-Läufen. Auf „King Bee“ von 1981, der letzten Veröffentlichung des Chicago-Blues-Meisters MUDDY WATERS, ist das schwerfällige „Champagne And Reefer“ enthalten. THE DEVIL MAKES THREE machen daraus einen tanzbaren, hypnotischen Trance-Blues.

Gut gelaunter Country- und Gospel-Swing ist bei Willie Nelsons „I Gotta Get Drunk“, „I’m Gonna Get High“ von HUDSON WHITTAKER und „There’ll Be A Jubilee“ der SUNSET JUBILEE SINGERS angesagt. Und auch der traditionelle Folk-Song „Down In The Valley“ bekommt ein bewegliches Country-Korsett verpasst. 

„Chase The Feeling“ von KRIS KRISTOFFERSON und „Waiting Around To Die“ aus der Feder von TOWNES VAN ZANDT begegnen uns als dramatisch-dunkle Folk-Rocker und „I Am The Man Thomas“ ist ein Bluegrass-Song der STANLEY BROTHERS, der hier naturgetreu und schwungvoll wiedergegeben wird.

Aus der schwerfällig-traurigen Ballade „Come On Up To The House“ von TOM WAITS wird ein Mix aus Bar-Jazz, Gospel und Swing. Bittersüßen Country gibt es in der Bearbeitung von CHARLIE MONROEs „What Would You Give (In Exchange For Your Soul)“ zu hören und „Angel Of Death“ von HANK WILLIAMS erfährt eine würdevolle Slow-Waltz-Bearbeitung.

Bei dieser Cover-Versionen-Show bleiben keine Wünsche offen, sofern grundsätzlich Interesse an den beschriebenen Musik-Stilen besteht. Die Darbietungen wurden sowohl virtuos wie auch gefühlvoll und abwechslungsreich gestaltet. Die Gruppe vermittelt dadurch einen Einblick, wie wirkungsvoll mit  musikalischem Erbe umgegangen werden kann. Wer also beispielsweise schon am „O Brother, Where Art Thou?“-Soundtrack Spaß gehabt hat, kann auch hier nichts falsch machen. 

Erstveröffentlichung dieser Rezension: Fanzine ROADTRACKS #49

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