Songs to the Siren - 2 (2010)

Jetzt liegt sie also vor, die erste volle-Länge-CD des Quartetts SONGS TO THE SIREN vom Niederrhein. Auf ihrer ersten Veröffentlichung hatten sie sich ganz ihrem Namen verpflichtend ausschließlich dem Werk des großen TIM BUCKLEY gewidmet und 5 seiner Songs kongenial gecovert. Hier haben sie jetzt ihr Repertoire erweitert und neben weiteren 6 Buckley Kompositionen auch anderen herausragenden Individualisten Tribut gezollt.
Sie zeigen die Tracks aus ihrer Sichtweise als Fans, Kenner und Musiker. Dabei spüren sie den Kern der Originale auf und tragen ihre eigene Handschrift bei. Nachempfinden statt nachspielen ist ihre Devise.

Von Nick Drake, dem großen Melancholiker, übernehmen sie RIVERMAN von seinem Erstling FIVE LEAVES LEFT. Das Original wird von gefühlvollen, dabei ausdrucksstarken Streichern unterlegt. Die STTS-Variante erfährt in der Band-Umsetzung trotz aller Dramatik eine luftige Note. FROM THE MORNING, der letzte Song auf DRAKE' s Solo-Einspielung PINK MOON, klingt im Band-Arrangement schon fast wie ein verschollener TIM BUCKLEY-Titel. 

JOHN MARTYN' s SOLID AIR erfährt durch MICHAEL MANN' s Gesang mehr Klarheit und Konturen als das betont schlampig-vernuschelte Original. Auch dem scheinbar ausgelutschten Klassiker MY FUNNY VALENTINE hauchen sie durch ihre Herangehensweise neues Leben ein. Eine außergewöhnliche Wahl ist auch ALL THE YEARS ROUND der Krautrock-Legende AMON DÜÜL Il. Sie eignen sich den Song so an, dass er nahtlos in das Konzept passt. 

Die Besetzung Mathias Schüller (Schlagzeug), Peer Sitter (Bass und Tasten), Frank Preuß (E-Gitarre) und Michael Mann (Gesang und A-Gitarre) ist ein eingespieltes Team, das den Sound der klassischen BUCKLEY-Alben GOODBYE AND HELLO und HAPPY SAD verinnerlicht hat. Mit traumwandlerischer Sicherheit wagen sie sich an scheinbar unantastbare Lieder wie PHANTASMAGORIA IN TWO oder LOVE FROM ROOM 109 AT THE ISLANDER und verpassen ihnen eine Frischzellenkur. Auch die Nagelprobe, die Umsetzung des Liedes, von dem sie ihren Bandnamen ableiten, bestehen sie mit Bravour: SONG TO THE SIREN ist eine sensible Version, die ergreifend und respektvoll interpretiert wird. 

Eingefleischte Fans staunen und Neulinge werden neugierig nach den Originalen suchen. Ich würde mir von ihnen z,B, noch eine Interpretation von DENNIS WILSON' s RIVER SONG, JIM FORD' s SONGS OF OUR TIME, GENE CLARKs s FROM A SILVER PHIAL, NEAL CASAL' s THESE DAYS WITH YOU, TIM HARDIN' s SHILOH TOWN oder JONI MITCHELL' s COURT AND SPARK wünschen. Denn die Band ist mit ihrem interessanten Konzept noch längst nicht an ihre Grenzen gestoßen. Man darf weiterhin gespannt sein. 


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