Waiting For Louise - New Tricks For Old Dogs (2008)

Dieses Jahr hatte ich es einfach, meine Platte des Jahres 2008 zu benennen, And the Winner is: NEW TRICKS FOR OLD DOGS!! Bisher hat die Band WAITING FOR LOUISE als Cover-Band im erweiterten Country-Folk-Bereich von sich reden gemacht. Ihr neues Werk besteht allerdings bis auf 3 Fremdtitel ausschließlich aus Eigenkompositionen. "Aus deutschen Landen frisch auf den Tisch" möchte man bei so viel Enthusiasmus und lockerer Musikalität, die einem hier präsentiert wird, titulieren. 

Die Band schöpft aus einer vieljährigen Erfahrung mit einer breit gestreuten Plattensammlung als Quelle der Inspiration im Hintergrund. Diese formte sicher den guten Geschmack, man kann aber nicht davon sprechen, dass hier Vorlagen geplündert, Ideen geklaut oder platt abgekupfert wurde. Ganz im Gegenteil. Guter Geschmack tötet schlechten Geschmack, hat mal irgendein kluger Kopf formuliert. NEW TRICKS FOR OLD DOGS lässt erst gar keinen Zweifel aufkommen: hier wird akustische Musik höchster Qualität und das im Vergleich mit der internationalen Konkurrenz geboten.
Zu Beginn grüßt Vater Rhein mit seinen Wellen und leitet den „Small Town Blues" ein. Ein Statement, weiches genauso vom Mississippi hätte untermalt werden können. Roots-Music kann durchaus als globale Kunstform verstanden werden und ist längst kein „Eigentum" anglo-amerikanischer Musiker mehr. Entspannt und raffiniert geht es weiter: „No Words" und "Multicoloured Darkness" setzen Akzente, wenn es darum geht, Country-Folk virtuos und dabei stilsicher zu interpretieren. Dröge Folkies werden sicher die Nase lumpten, sucht man aber nach delikaten Songs mit Langzeitwirkung, liegt man hier goldrichtig. 

Eine Lieblingsband von „Louise" sind die Go-Betweens. Folgerichtig haben sie deren „Finding You" gecovert. Das passt auch deshalb gut, weil auch die Go-Betweens eine ganz spezielle, unkonventionelle, mit kleinen Widerhaken versehende Koampositionstechnik besaßen. Bei „Song to A Tattler" sorgen ein klappriges Banjo und ein akzentuiert eingesetztes Schlagwerk dafür, dass der Song spannend aufgebaut ist. Die Harmonika in „Jennifer Cool" erzeugt „Crime-Feeling". Erzählt wird die Geschichte einer Liaison, die nicht von Liebe, sondern eher von Gewohnheit oder Abhängigkeit geprägt ist. Es bleibt aber inhaltlich einiges im Dunkeln, was die Fantasie anregt. 

„Miracles" besticht durch ein sehnsüchtiges Dobro und „Candy Says" ist eine Lou Reed-Nummer vom 3. Velvet Underground-Album. Eine bessere Cover-Version dieses Songs habe ich bisher noch nicht gehört. Der Song, der dem Album seinen Namen gegeben hat, transportiert Gedanken über das älter werden und das Weitermachen. Danach kommt noch eine Cover-Version: "You Can ' t Fail Me Now" von Loudon Wainwright III und Joe Henry. Eine filigrane Ballade, deren intimer Aufbau hier kongenial nachempfunden wird. Gänsehautgarantie! Zum Abschluss folgt noch ein ungelisteter instrumentaler Bonus-Track. Nur Gitarre und die Wellen vom Rhein. The circle is complete. 

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