Van Der Graaf Generator - Trisector (2008)

„Na also, geht doch..." möchte man ausrufen, nachdem das 2006er Reunion-Album der alten Art-Rock-Helden in Teilen eine eher laue Angelegenheit geworden war. „Trisector" erfüllt jedenfalls alle Erwartungen, die man an diese kreative Combo hatte.
Van Der Graaf Generator - Trisector (Arvato, CD) | Discogs
Zwar ist ihnen inzwischen der stilbildende Saxophonist David Jackson aufgrund von internen Querelen abhanden gekommen, aber solche Formationsänderungen waren auch in der Vergangenheit nicht unüblich. Es ist beinahe so, als hätte dies neue Kräfte freigesetzt. Ganz nach dem Motto „Jetzt erst recht!". VDGG klingen frischer, jugendlicher, befreiter und inspirierter denn je. 

Gleich die instrumentale Eröffnungs-Nummer „The Hurlyburly" bringt neuen Schwung in den angestammten VDGG-Sound. Sie klingen beinahe funky (zumindest so, wie die Gruppe diesen Begriff in ihrem Sound-Kosmos definiert) und erstaunen damit selbst eingefleischte Kenner der Band.

Auf dem Album sind bis auf einen Song alle unter sieben Minuten lang, was relativ kurz ist, wenn man die ausufernden, aber nicht langweiligen Kompositionen aus der Frühzeit der Gruppe im Ohr hat. Das neue straffe Konzept hat dazu geführt, dass die aggressive Seite der Musiker mehr zu Tage tritt. 

Peter Harnmill spielt seine quengelige, im höchsten Maße eindringliche E-Gitarre so rockig, wie bislang nur auf „Nadir' s Big Chance" oder „Godbluff". 

Hugh Barton ist versiert genug, die Kompositionen nicht mit überflüssigem Gedaddel zu überladen. Er bringt seine Keyboards organisch, abwechslungsreich und songdienlich ein. 

Guy Evans hält mit seiner Rhythmik das komplexe Gebilde zusammen (er ist einer der versiertesten Schlagzeuger des Rock!). Zusammen bilden die Männer ein einzigartiges Art-Rock-Power-Trio. 

Die CD bietet unterschiedliche, aber stets intensive Ausprägungen der VDGG-Songschmiedekunst. Kommt „Interference Patterns" noch als hektisch-nervöses Stück daher,
ist das nachfolgende „The Final Reel" nachdenklich, ohne aber in Schwermut zu verharren.
„Lifetime" lebt von dem scheinbaren Gegensatz von jazzig-treibendem Rhythmus und getragenem Gesang und Orgelspiel. 
„Drop Dead" ist ein knochentrockener, knackiger Rocker mit Heavy-Gitarre.
Erzählerisch stark wird „Only In A Whisper" präsentiert. Leider auf Kosten einer prägnanten Melodie. 
Es folgt das verschachtelte „All That Before", das an das „Pawn Hearts"-Album von 1971 erinnert. 
Danach kommt das mit über 12 Minuten längste Stück des Albums. „Over The Hill" ist eine ausladende epische, lyrische Nummer mit introvertierten Passagen, die in kontrollierte Ausbrüche münden. 
Direkt daran schließt sich die letzte Nummer „(We Are) Not Here" an. Albtraumartiger Gesang, harte Keyboard-Passagen und ein unbarmherziger Rhythmus verlangen vom Zuhörer noch mal volle Konzentration. Mit einer Sequenz aus monotonem Maschinengeräusch mit unterlegtem Vogelgezwitscher endet diese CD. 

VDGG bleiben widersprüchlich und provokativ wie eh und je. Schön, dass sich die alten Herren noch einmal aufgerafft haben. Hätten Sie anonym, unter anderem Namen veröffentlicht, würden sie wahrscheinlich als Sensation gehandelt werden. So abenteuerlich und unverbraucht kommen sie daher. Und unangepasst sind sie auch noch immer. Großer Respekt!!!

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