Arthur Dodge and The Horsefeathers - Room #4 (2004)

Die Roots-Rock-Band um Arthur Dodge aus Lawrence in Kansas dürfte eingefleischten Americana-Anhängern spätestens seit ihrer 3. CD "Nervous Habit" aus dem Jahr 2000 ein Begriff sein. Damals wurde die Musik oft gelobt und die Band galt als Hoffnungsträger der Rock & Roll-Traditionen zwischen Bruce Springsteen, Waylon Jennings und Neil Young. Arthur Dodge sieht sich aber selber eher zwischen den Koordinaten Hank Williams und Paul Westerberg (ex-Replacements) angesiedelt. 
Arthur Dodge & The Horsefeathers* - Room #4 (2004, CD) | Discogs
Das Comeback "Room #4" ist jedenfalls nicht weniger als eine Sensation geworden. Arthur Dodge muss in den letzten vier Jahren bestrebt gewesen sein, sein ohnehin schon überdurchschnittliches Songwriting zu optimieren. Die CD zeigt sich gegenüber dem Vorgänger in jeder Beziehung gereift: Die Musik ist noch kraftvoller, lebendiger, phantasievoller und kompakter geworden. 

Obwohl im Hier und Jetzt verankert, versetzt einen die Musik zurück in die Tage, als man gebannt den Neuerscheinungen von z.B. Jackson Browne oder Neil Young lauschte und sich wunderte, aus welcher Quelle oder Erfahrung wohl jetzt wieder diese Idee, dieser Soundtupfer oder diese vertrackte, aber doch wohlige Melodie stammen mag. Eine LP wurde damals fast immer als Gesamtkunstwerk verstanden und berührte oft tief im Herzen. 

Dieses selten gewordene Gefühl beschleicht mich bei "Room #4". Man stelle sich das beste von Tom Petty, Bob Dylan, den Byrds und den frühen Silos vor. Das alles gepaart mit der Frische der No Depression-Bewegung. Dazu noch das besondere Etwas von jemandem, der eine Vision und etwas zu sagen hat - dann hat man eine Ahnung davon, was hier zu erwarten ist. 

Die verwendeten Assoziationen dienen allerdings nur als grober Anhaltspunkt für die Beschreibung der Stimmungen auf dieser CD. Arthur Dodge besitzt genügend Klasse und Eigenständigkeit, um als eigenständiger Musiker zu überzeugen. Songs wie das eindringlich-raffinierte "Ghost Car", der merkwürdige Doo-Wop-Fake von "Wormhole" sowie die Balladen "Carry Me", "Hung On", "My Baby`s In My Town", "Sister Played Piano" und "Fell" machen ihm hinsichtlich der beträchtlichen Intensität kaum jemand nach. Dann ist da noch der stramme Mid-Tempo-Rocker "Gates", der ein perfekter Opener ist.

"Creature Of The Night" ist ein Shuffle, der Randy Newman gefallen könnte und "Hustlin`California" bietet Pop der gehobenen Klasse, als ob Fleetwood Mac`s "Rumours" mit Tom Petty`s "Wildflowers" verschmelzen würde. Bob Dylan zu Zeiten von "Planet Waves" fällt mir zu "Let My  Reach Exceed My Grasp" ein. Auch keine üble Referenz. Die Cover-Version von "Why Not My Baby" von Gene Clark (im Original aus den "The Fantastic Expedition Of Dillard And Clark"-Sessions) zeugt von Geschmack und Mut. Schließlich muss man dem genialen Song erst einmal eine gleichwertige Interpretation entgegensetzen. Auch dies ist gelungen. Einziger Makel dieser Produktion: Es liegen leider keine Texte bei. 


Habe ich hier die Zukunft des Rock & Roll gehört? Wohl nicht. "Nur" einen Songwriter mit enorm viel Potential und eine Band, die die Ideen ihres Chefs traumwandlerisch umsetzt. 

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