Stacie Collins - Roll The Dice (2015)

Frauen haben es nicht leicht, sich im klassischen Rock- und Pop-Zirkus durchzusetzen. Davon kann auch STACIE COLLINS ein Lied singen. Die Musikerin aus Nashville ist nämlich ein Ass auf der Mundharmonika, diese Fähigkeit wird ihr aber häufig gar nicht zugetraut. Auf ROLL THE DICE macht sie einen Spagat, um alle ihre Talente zu präsentieren. Auf der einen Seite zeigt sie sich als deftige Rock & Roll-Braut und auf der anderen Seite verleugnet sie aber auch nicht ihre sanfte Weiblichkeit. Deshalb finden ihre Songs im Spannungsfeld zwischen lasziv („Later Than You Think“) und aggressiv („Can`t Do Without You“) statt.

„Lost And Found“ ist ein vorpreschender, muskulöser Boogie, der sich gut als Anheizer bei Konzerten eignet. Der Blues-Rocker „King Of Rock“ kommt im Vergleich dazu etwas altbacken aus den Lautsprechern und verliert durch den milden Gesang zusätzlich an Schärfe. Durchschnittlichen Mainstream-Roots-Rock bietet „Gonna Fly“ und „It`s Over” ist ein behäbiger, melancholischer Rocker. Mit „Heart On My Sleeve“ wird eine allzu schlagerhafte Cajun-Nummer eingestreut und „Jani“ sonnt sich in dem melodischen Roots-Rock-Bereich, der auch von LUCINDA WILLIAMS abgedeckt wird. „Can`t Do Without You“ gefällt durch die harschen Harmonika- und die druckvollen Gitarren-Salven, während sich „Keep Rollin`“ locker und unangestrengt seinen Weg durch ländliche Gefilde bahnt. Betörender Gesang umgarnt anschließend den abendgrauen Blues von „Later Than You Think“. Leidenschaftlich und mysteriös breitet sich danach der Klangteppich von „Blood Moon“ aus. Ekstatische Gitarren- und Blues-Harp-Einschübe lassen den Song brodeln.

STACIE COLLINS lässt ahnen, dass sie auf der Bühne ein Vulkan sein kann. Auf Konserve versucht sie aktuell allerdings zu viele Querverweise abzudecken, um es einer breiten Hörerschaft recht zu machen. Dabei liegen ihr anscheinend die satten Rocker besser als Abstecher in den Mainstream.