Keb Darge & Cut Chemist Present The Dark Side: 30 Sixties Garage Punk And Psyche Monsters (2017)

Die DJs und Plattensammler Keb Darge und Cut Chemist haben gemeinsam rare Garagen- und Psychedelic-Rocker ausgegraben.

Der erfahrene DJ und Plattensammler Keb Darge ist relativ neu im Garagen-Rock- und Psychedelic-Sound-Sektor unterwegs. Lange Zeit tummelte er sich im Soul- und Funk-Umfeld. 2007 kompilierte er dann mit seinem Kollegen Cut Chemist den LOST & FOUND – ROCKABILLY & JUMP BLUES- Sampler. Dann gab es noch die vierteilige Rockabilly- und Surf-Serie LEGENDARY WILD ROCKERS, die er mit seiner Partnerin LITTLE EDITH präsentierte. Eigentlich ist die Hinwendung zum rohen und teils ausgeflippten Garagen-Rock-Sound der USA aus den mittleren 1960er Jahren aufgrund der Neigungen nur folgerichtig, aber es bedurfte dem Einfluss von Cut Chemist sowie dem von DJ SHADOW und BILLY GIBBONS von ZZ TOP, um KEB DARGE auf die Spur zu bringen.

Für THE DARK SIDE haben Keb & Cut nun jeweils 15 rare Tracks ausgesucht. Offensichtlich legten die Sammler dabei gesteigerten Wert auf einen aufmunternden bis aufgestachelten Beat, damit sich die Stücke auch auf der Tanzfläche bewähren können. Deswegen gibt es hier auch keine langen Improvisationen zu hören und auf bekannte Namen der Szene wie THE SEEDS oder 13TH FLOOR ELEVATORS wurde auch verzichtet. Stattdessen findet man Songs von obskuren Combos, die sich häufig durch Engagement, Frechheit und jugendliche Leidenschaft auszeichnen. Die Vorbilder für die Kompositionen liefern überwiegend Bands der British Invasion. Also jene Gruppen, die den Amis damals ihre Blues-Wurzeln zurück brachten und diese mit Rock & Roll aufpeppten. Also vor allem Bands wie THE KINKS, THE ANIMALS, THE ROLLING STONES und THEM. Aber natürlich haben manchmal auch die BEATLES ihre Spuren hinterlassen und CAPTAIN CRUNCH AND THE CREW verarbeiten beim Psychedelic-Folk-Rocker „Nowadays People“ sogar Einflüsse der frühen PINK FLOYD unter SYD BARRETT.

The Dark Side – 30 Sixties Garage Punk and Psyche Monsters - BBE ...

Die Zusammenstellung dokumentiert eine Zeit, in der viele Jugendliche von dem Wunsch beseelt waren, ihrem Frust ein Sprachrohr in Form von Musik zu geben, die abseits der herrschenden, muffigen Schlager-Normen Gefühle wie Aufbegehren und Freiheit transportierten. Beat und Rhythm & Blues sorgten für einen tanzbaren Takt und psychedelische Ausschmückungen kündigten eine Zeitenwende an. Viele der ausgewählten Bands glänzen eher durch Hingabe als durch ausgefeilte Instrumententechnik. Die Inbrunst ist oft ansteckend und die eher monoton-primitiven Rhythmen sorgen dafür, dass die Musik in die Beine geht. AL`s UNTOUCHABLES und THE SPADES spielen feurigen R&B wie die frühen THE KINKS und auch THE OMENS sorgen mit „Searching For Love“ durch eine ungezwungene Orgel/Gitarre/Schlagzeug Druck-Befüllung für einen wilden Sound. Umso unbändiger, umso besser:

„Project Blue“ von THE BANSHEES ist ein aufgedrehter Titel, der immer kurz vorm Bersten zu sein scheint. Der Sänger ist außer Rand und Band und eine rastlose Gitarre treibt die Rhythmus-Abteilung erbarmungslos an.

Aber es gibt auch ungewöhnliche Varianten: Sonderbarer Gesang, eine Folk-Harmonika und unangepasste Melodieführungen mit Pop-Geschmeidigkeit und stoischem R&B-Rhythmus bieten THE OUTSIDERS. Einen schnellen Beat auf der Schwelle zum Power-Pop in der Art der MONKEES präsentieren YOUNG ARISTOCRAZY und Garagen-Rock mit Pop-Zutaten, dessen Mixtur an BUFFALO SPRINGFIELD erinnert, gibt es bei „I See The Light“ von THE SOUND TRACK zu hören.

Nicht alle Beiträge haben die gleiche Klasse, das liegt jedoch in der Natur der Sache. Der Sound wurde weitestgehend sauber überarbeitet, aber bei 2 Tracks konnten die Tonspuren nicht exakt reproduziert werden. Insgesamt bietet THE DARK SIDE eine vitale Sicht auf den 1960er-Garagen-Punk, hat ein schönes Digi-Pack-Klappcover mit detaillierten Track-By-Track-Informationen bekommen und ist mit knapp 77 Minuten Laufzeit prall gefüllt.

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