Mild High Club - Skiptracing (2016)
Psychedelic-Pop der
besonderen Art: Der MILD HIGH CLUB kombiniert sanfte Easy Listening-Töne mit
rauschhaften, melodischen Einfällen und erschafft dadurch oft phantasievoll-friedliche
Musik mit Charakter.
Der Ideengeber hinter dem Mild High Club ist Alexander Brettin. Der Tüftler ist ein am Jazz geschulter Musiker, der seit 2012 mit einem Kassettenrekorder, einem MacBook, einer 12saitigen elektrischen Gitarre, Keyboards, Bass und einer Rhythmus-Maschine an diesem speziellen Sound feilt. Die Vertonungen des MILD HIGH CLUB zapfen den Psychedelic-Pop und den Easy-Listening-Sound der 1960er Jahre an. Die Musik bekommt aber auch frische Einfälle verpasst und erhält dadurch einen individuellen Anstrich.
Der Gesang hört sich wie gefiltert oder wie aus einem Nebenraum oder dem Hintergrund kommend an. Diese Musik macht den Eindruck, als wären bei der Realisierung tatsächlich milde halluzinogene Substanzen im Spiel gewesen. Die Töne werden verspielt, aber melodisch angeordnet. Die Stimmung ist oft sommerlich-luftig und wird manchmal von leichtgängigen Jazz-Phrasen begleitet.
Diese Stilmittel sind eine erfrischende Ergänzung gegenüber dem komplexen Sound des Debuts „Timeline“ aus 2015, bei dem der Art-Pop der BEACH BOYS von „Pet Sounds“ als Basis im Vordergrund stand. Dieser Einfluss klingt hier noch bei „Cary Me Back“ und „Chasing My Tail“ durch.
Beim titelgebenden Track
lädt eine lateinamerikanisch gestimmte, milde Beat-Box zunächst zum Schwelgen
ein. Sie scheint der ersten Platte von SCRITTI POLITTI („Songs To Remember“ von
1982) entsprungen zu sein. Die Latino-Stimmung wird im Verlauf in einen Bossa
Nova- und Smooth-Jazz-Groove übergeleitet. Quietschende Synthesizer empfangen
den Hörer bei „Homage“ und laden zu einem eigentümlichen,
sphärisch-vernebelten, verdrehten Notencocktail ein. Das hat Bezüge zu „A Day
In The Life“ der BEATLES. „Tessalation“ verbindet die Putzigkeit und
Skurrilität von VAN DYKE PARKS-Kompositionen mit der Eleganz von STEELY DAN. Bei
„Kokopelli“ werden teils schläfrige Tonlandschaften erzeugt, die an
Kaffeehaus-Jazz erinnern und andererseits gibt es verzerrten, aber beherrschten
Psychedelic-Rock zu hören. Durch spezielle Effekte klingt „Chapel Perilous“ manchmal
wie verschwommen. Dieses Stilmittel trägt zu der fremdartigen Stimmung bei, die
vielen Songs einen wolkigen, behaglich Anstrich verleihen.
Kommentare
Kommentar veröffentlichen