Scott Matthews – Home Part 1 (2015)

Zuhause zu sein hat für Scott Matthews mit erfüllter Sehnsucht zu tun. Dieses romantische Bild spiegelt sich auch in der Musik des seit 10 Jahren aktiven Musikers wider. Scott ist Engländer, spielt zurückhaltende, gediegene Songs und zeigt sich auf „Home Part 1“ somit als besinnlicher und geschmackvoller Künstler.

Home part 1 | Scott Matthews

Das zentrale Thema auf dem 4. Album des Singer-Songwriters ist also im Prinzip die Bedeutung von Heimat sowie die Magie des Ortes, an dem man seine Wurzeln hat. Scott hat diese persönlichen Gedanken in seinem eigenen Heimstudio in Töne umgesetzt. Wenn Mr. Matthews seinen Gefühlen besonderen Nachdruck verleihen möchte, dann gleitet er in ein waidwundes Falsett ab oder verstärkt diese Wirkung noch durch leichtes Tremolo. Das hat Ähnlichkeit mit der Methode, die Jeff Buckley angewendet hat, um seinen Songs emotionale Tiefe zu verleihen. Ansonsten singt der introvertierte Barde mit trauriger, aber fester Stimme, die schon mal in ihrer Empfindsamkeit an Thom Yorke von Radiohead erinnern kann. Stilistisch bewegt er sich im dunkelgrauen, nachdenklichen Folk-Umfeld, ohne traditionell zu sein. Er ist ein seriöser Komponist, der die Werke von Nick Drake und Joni Mitchell intensiv studiert zu haben scheint und eigene Schlüsse für seine Kunst daraus abgeleitet hat. Bei der Umsetzung ist er sensibel genug, sich nicht mit Plagiaten abzugeben und hat verstanden, worauf es ankommt, wenn man gefühlvolle Songs schreiben will, die aufrecht und intensiv sein sollen. Seine Stücke werden mit ästhetischen Begleitungen ausgestattet, die ihnen eine kammermusikalische Würde verleihen.

Matthews wird trotz vorhandenem Pathos nie zu weinerlich. Er hält die Spannung zwischen Verletzlichkeit und Zuversicht aufrecht und sorgt deshalb dafür, dass seine Schöpfungen nicht in Tristesse versinken. Die Arrangements und Melodielinien sind delikat ausgestaltet und bereiten einen abwechslungsreichen, kunstvollen Hörgenuss. Unter den vielen melancholischen Songwritern nimmt der Barde aufgrund seiner ausgeklügelten Strukturen eine Sonderstellung ein. „Home Part 1“ ist ein friedvolles, sanftes, ausgewogenes Album mit brillanten Liedern und vielen exquisiten instrumentellen Leckerbissen geworden. Hoffentlich müssen wir nicht allzu lange auf „Home Part 2“ warten.

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