Joseph Arthur - The Family (2016)

  • JOSEPH ARTHUR singt ein Hohelied auf die Keimzelle unserer Gesellschaft: Die Familie. Er widmet sich den komplizierten Situationen, die in dieser Form der Lebensgemeinschaft auftreten können. Abgesehen von allen Differenzen und Spannungen, die es in diesem Gefüge geben kann, ist die Familie auch immer wieder als Hort für Vertrauen, Hilfe, Rückzug und Geborgenheit gut.

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Der Song „The Family“ trägt Gospel-Züge, die dem Konstrukt Ehrfurcht verleiht. Die E-Gitarre zerreißt die Eintracht, wird aber im Arrangement gleichwertig neben den Stimmen und der Rhythmusgruppe angeordnet. Harmonie und Störfeuer halten sich die Waage.

„Sister Dawn“ bringt ausgleichende  Easy-Listening-Töne mit stolpernd-galoppierenden Takten zusammen. Zerrissen, provozierend und rauschhaft, quasi wie eine spontane Eingebung, die im Übungsraum zufällig mitgeschnitten wurde, klingt „With Your Life“. Auch „Ethel Was Born“ macht den Eindruck einer eher zufällig hingetupften Piano-Ballade.

„They Called Him Lightning“ transportiert Sehnsucht und Verzweiflung genauso wie Willenskraft und Zuversicht. Das Stück kämpft gegen Depression und Stillstand an. Musikalisch wird eine Gemengelage aus introvertierter Ballade, elektrisch geladenem Folk-Rock und marschierenden Break-Beats geboten. „When I Look At You“ und „Wishing Well“ versöhnen nervöse Electro-Beats mit intimen Piano-Figuren. Darüber gleitet eine sanft jaulende Gitarre. Die „Machines Of War“ laufen sich melodisch fest. Der Song agiert zu statisch, um lange im Ohr zu bleiben. Einige Instrumente scheinen bei „You Wear Me Out“ nicht aus der Wirklichkeit zu stammen, sondern haben einen sphärischen Klang. Der Gesang unterstützt teilweise diese Stimmung, gibt aber auch Bodenhaftung.

„Hold On Jerry“ klingt wie die Begleitung für eine Theateraufführung, die sich noch in der Probephase befindet. Das Piano klimpert dazu aufmunternde Akkorde, die den Ablauf vorgeben, beim elegischen „You Keep Hanging On“ trägt es selbstbewusst durch nebelverhangene Landschaften. Die Hand-Trommeln senden dazu verschlüsselte Botschaften. Die Ballade „The Flag“ wird mit verwehten Klaviertönen, nachdenklichem, aber bestimmendem Gesang, Orgelgrummeln als Basis und pumpenden Congas ausgestattet. Drängelnd und warnend setzt sich „Daddy, The War Machine“ in Szene, bevor eine fließende, entspannte Atmosphäre das Lied begleitet.

Joseph Arthur ist hyperaktiv. Fünf Solo-Alben hat er in den letzten fünf Jahren veröffentlicht. Außerdem gründete er zusammen mit DHANI HARRISON und BEN HARPER die Formation FISTFUL OF MERCY und spielt mit dem PEARL JAM-Bassisten JEFF AMENT bei RNDM. THE FAMILY ist schon Josephs 14. Studio-Album, dessen Songs auf einem Steinway Vertegrand Piano aus dem Jahr 1912 geschrieben wurden. Dadurch wollte der Gitarrist bewusst neue Blickwinkel erschaffen, die es ihm ermöglichen, sich wieder etwas weiter von seinen Folk- und Blues-Wurzeln zu lösen. Vieles hat der umtriebige Künstler im Alleingang realisiert. Neben etlichen Instrumental-Spuren ist er auch für die aus zahlreichen Details bestehenden Arrangements zuständig. JOSEPH ARTHURs Kompositionen vermitteln sehnsüchtige und hoffnungsvolle Momente, die zusammen ein stimmiges Konzeptalbum ergeben.

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