Dave Alvin And Phil Alvin - Lost Time (2015)

Dave und Phil Alvin verbeugen sich erneut vor ihren musikalischen Helden.

Die Brüder Dave und Phil Alvin sind Institutionen der Roots Music-Szene der USA. Anfang der 80er Jahre waren sie mit The Blasters Teil der Bewegung, die die Schubladen No Depression und Americana erst möglich machte. Damals entstand aus dem Punk heraus eine neue Besinnung auf die uramerikanischen Stile Blues, Country und Folk und solch wegweisende Bands wie Green On Red, The Long Ryders, X und Los Lobos entstanden in diesem Fahrwasser.

Nach dem Ende der Blasters arbeiten die Brüder Dave und Phil Alvin nicht mehr oft zusammen. Zu unterschiedlich haben sich ihre beruflichen Wege entwickelt. Während Dave dem Roots-Rock treu geblieben ist, hat sich Phil zunächst hauptsächlich um sein Studium gekümmert und nur zwei Solo-Alben veröffentlicht. Erst 2014 huldigten die Brüder wieder mit einem gemeinsam Album der Blues-Legende Big Bill Broonzy. Nun gibt es quasi die Fortsetzung der Verbeugung vor ihren musikalischen Helden.

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Hierzu wurden alleine vier Songs von ihrem Mentor, dem Tausendsassa Big Joe Turner, der sowohl im Jazz wie auch im R&B und Rock`n`Roll zu Hause war, ausgewählt. Außerdem gibt es unter anderem auch Titel vom Folk- und Blues-Sänger Leadbelly („In New Orleans (Rising Sun Blues)“) und vom Soul- und Funk-Pionier James Brown („Please Please Please“) zu hören.

Wer nun gehofft hat, dass die Songs so rüpelhaft, mysteriös und energisch interpretiert werden, wie Dave Alvin sein letztes Solo-Werk „Eleven Eleven“ von 2011 gestaltet hatte, der wird unter Umständen milde enttäuscht sein.

„Lost Time“ ist nämlich über weite Strecken relativ konservativ, ehrfürchtig und traditionsbewusst ausgefallen und spiegelt somit die Stimmung des Vorgängers „Common Ground“ wider. Nur beim rumpligen Gospel „World`s In A Bad Condition“, den das Golden Gate Quartett schon in den 30er Jahren eingespielt hatte sowie beim geheimnisvollen, stechenden Boogie-Blues „Sit Down, Baby“, im Original von Otis Rush, tanzen sie aus der Reihe, Dann zeigen sie deutlich ihr urwüchsiges, rebellisches Potential. Die Songs von „Lost Time“ wurden zwar alle kompetent und inspiriert umgesetzt, manchen hätte aber etwas mehr Schärfe besser gestanden.

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