Jonah Tolchin – Thousand Mile Night (2016)

Das Leben schreibt doch immer noch die schönsten Geschichten und so gibt es mit „Thousand Mile Night“ tatsächlich eine Platte, die dem Motto von ROADTRACKS perfekt entspricht: Musik zum Losfahren und Unterwegssein. JONAH TOLCHIN ist nämlich direkt nach den Aufnahmen zu diesem, seinem zweiten Album, von den berühmten Aufnahmestudios in Muscle Shoals, Alabama zurück in seine Heimat New Jersey gefahren. 

Auf diese Weise hat er die Freude über die abgeschlossene Arbeit mit dem Erleben von neuen Eindrücken verbunden und so den Titel seines Werkes wahr werden lassen. Nach der Reise standen weitere 998 Meilen auf dem Tacho. Die 1.000 Meilen machte er dann durch einen Spaziergang zu seinem Elternhaus voll. Der Kreis war geschlossen: Vergangenheit, Gegenwart und die Zukunft seiner Karriere konnten mit dieser Aktion zusammengeführt werden.

Thousand Mile Night - Jonah Tolchin: Amazon.de: Musik 

JONAH TOLCHIN klingt nicht wie ein junger, nach Identität suchender Musiker, sondern wie ein reifer, erfahrener Künstler mit jungem Geist, der die besten Momente bahnbrechender Songwriter in einen aktuellen Zusammenhang bringt. Deshalb wurden auch die Sessions in den legendären FAME-Studios abgehalten, in denen schon WILSON PICKETT, OTIS REDDING und ARETHA FRANKLIN inspirierende Momente erlebt haben. 

Und das ist der nächste Schlüssel zum Zugang der musikalischen Welt von JONAH TOLCHIN: Country (die Basis) trifft auf Soul (die Haltung). Intensität, Empathie, Arrangierkunst und Kompositionstalent machen zusammen ein außergewöhnliches Hörerlebnis möglich. TOLCHIN singt mit heller, klarer Stimme wie einst DAVID BROMBERG. Ab und zu kann ein leichtes Vibrato vernommen werden, das dann leicht an ANOHNY (früher ANTONY HEGARTY) erinnert. Was Reife und Qualität der Songs angeht, kann Jonah durchaus mit JASON ISBELL verglichen werden.

„Beauty In The Ugliest Of Days“ sammelt musikalische Eindrücke, die von Demut bis Aufbruch zu neuen Ufern reichen. Diese werden in einem ergreifenden Country-Folk-Umfeld mit wohlig brummendem Bass und vitaler, malerischer E-Gitarre eingebettet. Der Song „Thousand Mile Night“ verpackt das geplante Roadmovie in einen hitzig-stoischen Boogie-Blues mit giftigen Gitarren-Attacken

und „I Wonder“ ist ein munterer, forscher Folk, der Mut und Elan symbolisiert. Das intime „Completely“ ist sowohl ländlich wie auch exotisch gestrickt und „Paint My Love“ bewegt sich langsam und traurig vorwärts. Das Lied ist ergreifend wie die gefühlvollsten Tracks von ANTONY & THE JOHNSONS, wurde jedoch in einen trabenden Country-Folk-Stil verpackt. „Song About Home“ bekommt durch den Einsatz von Congas eine karibisch-luftige Note, obwohl die Basis eher Zurückhaltung demonstriert.

Bei „Unless You Got Faith“ wird durch die Orgel und den milden Groove eine gelassene Southern Soul-Lackierung angebracht. Die Bestandsaufnahme „Where The Hell Are All Of My Friends“ wirkt nüchtern, aber nicht so perspektivlos, wie es der Titel andeutet. Bei diesem bluesigen, atmosphärischen Folk-Rock schwingt auch eine Portion Zorn mit. „Working Man Blues #22“ ist eine markige Verbindung von Roots-Rock, Folk und Blues-Rock. Die Cover-Version des SKIP JAMES-Stücks „Hard Time Killing Floor Blues“ hat einen beschwörenden, eindringlich-verzweifelten Charakter und wird Solo zur akustischen Gitarre vorgetragen. Ganz im Sinne des Originals.

„Thousand Mile Night“ ist ein Triumpf des Einfühlungsvermögens und der Klarheit der Gedanken. Es stellt ein meisterliches Konzept zur Umsetzung musikalischer Ideen im Rahmen des Americana-Kosmos dar. Ein neuer Star ist geboren! 

Jonah Tolchin hat 2018 auch als Teil des Duos DHARMASOUL mit "Lightning Kid" aufhorchen lassen:

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