Dalindèo - Slavic Souls (2016)

Finnland ist nicht nur das Land der Elche, sondern auch immer für eine ausgefallene musikalische Neigung gut. Zum Beispiel sorgt Jimi Tenor für Stilgrenzen ignorierende Klänge, es gibt finnischen Tango und Dalindèo haben sich einer Jazz-Spielart verschrieben, die wie selbstverständlich lateinamerikanische Einflüsse genauso verarbeitet wie Polka und Surf-Music. Die Musiker erweisen sich als erstaunliche Soundakrobaten, die zusammenfügen, was eigentlich nicht zusammen gehört. 

Das ist im Ergebnis höchst vergnüglich und anregend: Der jubilierende, opernhafte, wortlose Gesang der raumgreifenden Sängerin Anna-Kristiina Kaappola empfängt und überrascht bei „Avalanche“. Im Easy Listening Fach wurden derlei Töne bereits in den 50er Jahren von der Peruanerin Yma Sumac erzeugt. Das ist heute Kult und feiert hier eine willkommene Auferstehung. Dass das finnische Ensemble Dalindèo dann noch eleganten, melodischen Jazz zum Besten gibt, geht bei dieser Stimmgewalt fast unter. Anna-Kristiina Kaappola  übernimmt auch bei „Tell Me“ den opernhaften Lead-Gesang und erzeugt damit eine Dramatik und Sehnsucht, der man sich nicht entziehen kann.

 Slavic Souls | Dalindèo

Surf Sounds treffen für „Johnny`s Nightmare“ auf Jazz und Polka, als wäre dies das Natürlichste von der Welt. Wiehernde Trompeten reißen das komplexe Klanggerüst dabei manchmal auf. Cha Cha Cha und Surf-Klänge bilden das Gerüst für „Slavic Souls“. Genau wie bei „Once Upon A Time In The North“ wird auch hier der Raum mit der Lebendigkeit eines exotischen Tanzorchesters gefüllt. „Highway Lost“ bietet ein Jazz-Potpourri an, bei dem die Blasinstrumente viel Raum einnehmen. 

Der Sound wechselt von einer kunstvollen Ausrichtung in eine ausgelassen-schwungvolle Phase mit Afro/Latin-Prägung und wieder zurück. Surf-Music und Latin-Jazz fügen sich bei „Leaving Lalibela“ gut zusammen und Garagen-Beat und Big-Band-Sound werden für „Hips And Curves“ vereint. Bongos geben bei „Tarantella Finlandese“ den Takt vor. Kraftvolle Bläsersätze und andere virtuose Solo-Einlagen bringen dann noch intellektuelle Jazz-Figuren ein. Eine Verbindung von Cha Cha Cha-Rhythmen und Steel-Gitarren ist auch nicht oft zu hören. Bei „Bolero For Miss B.“ schon. Eine die Melodie auskleidende E-Gitarre und rauschende Orgel-Schübe sind weitere schmückende Zutaten.

 

Freunde von exklusiven Klängen kommen bei „Slavic Souls“ voll auf ihre Kosten. Diese Entdecker-Tour macht auf unkonventionelle Weise Spaß. Oder wie es der Leiter des Sextetts, Valtteri Laurell Pöyhönen, ausdrückt: „Welchen Grund kann es eigentlich geben, einen melancholischen Party-Song nicht zu mögen?“

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