D. Charles Speer & The Helix – Leaving The Commonwealth (2011)

Selten so ein scheußliches Cover-Foto gesehen. Auf dem schwarz-weiß-Bild sind Männer zu sehen, die im Jahr  1865 die Gefallenen der Bürgerkriegsschlacht vom Juni 1864 bei Gaines`Mill und Cold Harbor in Virginia bergen. Im Vordergrund sieht man Totenköpfe und Klamottenreste auf einer Trage.

Leaving the Commonwealth [Vinyl LP] - D.Charles Speer, Helix ...

Beinahe angeekelt davon stecke ich die CD in den Player und werde bei RAZORBACKED  von sonnigem, Steel-Guitar getränkten Westcoast-Country-Rock überrascht.  Musikalische Aufbruchsstimmung sowie die Verbindung von Tradition und Moderne verbinde ich mit diesem Sound. Fast vergessene Künstler wie der ex- Monkees MICHAEL NESMITH oder der Kalifornier MICHAEL DINNER sowie die Grateful Dead-Freunde NEW RIDERS OF THE PURPLE SAGE kommen mir in den Sinn. Das 2. Lied DAYS IN THE KITCHEN lässt auch wegen des Einsatzes der Sängerin Margot Bianca an selige Gram Parsons / Emmylou Harris Duette denken. Große Vorbilder, glänzend ins Hier und Jetzt transferiert. Nun sage keiner, dass wären nur nostalgische Rückblicke. Die Musik kommt kräftig und selbstbewusst daher. Einen D. Charles Speer gibt es allerdings nicht in der Besetzungsliste. Das ist der Künstlername von David Charles Shuford, der mal einer Free-Folk-Band namens The No-Neck Blues Band  angehört hat.

Aber weiter konzentriert zugehört: die CD hält mich in ihrem Bann. LE GRAND COCHON flirtet mit Cajun-Einflüssen. CUMBERLAND und ALAMOOSOOK ECHOES haben ihre Wurzeln bei den Country-Folk orientierten Grateful Dead, die diese traditionellen Spielarten sehr selbstbewusst bei ihren Platten Workingman`s Dead und American Beauty eingesetzt haben. FREDDIE`S LAPELS verbindet Country-Boogie mit spacigen Pedal-Steel-Sounds und kombiniert so psychedelische Einschübe mit bodenständigen Rhythmen. In Form eines schnellen Walzers präsentieren David Charles Shuford und seine Kollegen den Song RUST IN THE BAY.

Rustikal Country-Outlaw-mäßig geht es bei dem mit Tempowechseln gespickten BATTLE OF THE WILDERNESS zu. Das Schlusslicht LEAVING THE COMMONWEALTH fällt auch aus der Zeit. Es ist ein  5 1/2minütiger instrumentaler Jam, wie man ihn von Quicksilver Messenger Service kennt. Das überrascht,  passt aber ins Konzept.

D. Charles & the Helix sind eine begeisternd aufspielende Gruppe, die die Vergangenheit nach Qualitätsgesichtspunkten auslotet und ihre Visionen mit Herzblut hochmusikalisch gegenwartsbezogen umsetzt. Absolut herausragend ist dabei der Pedal-Steel-Player Marc Orleans. "Leaving The Commonwealth" ist bereits das dritte Album dieser spannend agierenden Band und macht  Lust auf mehr.



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