DAWA – (r) e a c h (2016)

Kammermusik, Folk, Jazz und Pop: Die Musiker von DAWA vereinen diese Stile locker und seriös zugleich.

DAWA ist ein kammermusikalisch geprägtes Folk-Pop-Jazz-Quartett aus Österreich, das aktuell in der Besetzung John Michael Dawa (Gesang, Gitarre, Fußschelle (!)), Barbara Wiesinger (Gesang, Percussion, Hammond-Orgel, Gitarre), Laura Pudelek (Cello, E-Bass, Harmoniegesang) und Oama Richson (Cajón/Schlagzeug/Percussion, Harmoniegesang) auftritt.

Im Jahr 2015 nahm die Gruppe an der ORF-Fernsehshow „Wer singt für Österreich“, einer Vorausscheidung für den European Song Contest teil und wurde Zweite. „(r) e a c h“ ist jetzt das dritte Studioalbum der Band und zeigt sie als ausgeruhte Pop-Künstler, die u.a. Folk-Einflüsse von Crosby, Stills & Nash und Pop-Sensibilitäten im Sinne von Fleetwood Mac`s „Rumours“ verarbeiten. Nichtsdestotrotz erhalten sie sich eine eigene Identität.

DAWAs Kompositionen überzeugen nämlich durch Raffinesse bei den Arrangements, packende Melodien und einer lockeren Souveränität bei der Umsetzung. DAWA sind konzentriert und leichtfüßig zugleich. Ihre Instrumental- und Gesangsbeiträge sind vielschichtig und dennoch luftig.Dieses Rundum-Sorglospaket ist viel zu schade für einen schnöden Schlagerwettbewerb! Die Musiker brauchen eher ein fachkundiges Folk/Singer-Songwriter-Publikum, dass ihre Qualitäten zu schätzen weiß.

 Dawa: Reach (LP) – jpc

„Reach“ beinhaltet Folk-Jazz mit Pop-Schmeicheleien sowie Klassik-Ernsthaftigkeit als Beigabe. Beim harmonischen Folk-Pop „Speed Of Light“ wird ein forsches Tempo angedeutet, das sich aber nicht durchsetzt. Geschickt manövriert der Track zwischen lässigem Wohlklang und nachdenklichem Erzählton. „Open Up“ greift den belebenden Samba-Rhythmus von „Intro Samba“ abschnittsweise wieder auf. Der Gesang bleibt als Kontrast dazu streng und unnahbar. Mit einfachen Mitteln wird „Child Of The Sun“ in einen rauschhaften Zustand versetzt: Das Cello spielt kratzige Akkorde in Dauerschleife, gläserne Töne verbreiten Durchhalteparolen, das Schlagzeug tuschelt erwartungsvoll und die akustische Gitarre zitiert psychedelischen Westcoast-Folk. „Put It Away“ hat den Soul von Ben Harper und die individuelle Klasse von Marianne Faithfull aufgesaugt und bewegt sich in etwa im introvertierten Folk-Bereich von Ben Howard.

„Emma“ lässt sich Zeit. Aus den zufällig erscheinenden, getropften Tönen entwickelt sich langsam ein stoischer Minimal-Art-Folk-Song. Wenn man so will, kann das harte, druckvolle „White Walls“ aufgrund der brutalen Ausstrahlung unter Heavy-Metal-Folk eingeordnet werden. Ein versöhnlicher, ernsthaft-seriöser Nachklang des Songs gelingt mit dem „White Walls Outro“. Pulsierender Soul-Folk-Jazz wird beim sowohl gefühlvoll wie energisch ausfallenden Klangbild von „Wait Another Day“ dargeboten.

Damit ist den Österreichern ein spannendes, abwechslungsreiches und gleichzeitig homogenes Werk von internationalem Format gelungen. 

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