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Es werden Posts vom Juni, 2020 angezeigt.

William Elliott Whitmore - Song Of The Blackbird (2006)

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Mit „Song Of The Blackbird" legt William Elliott Whitmore den dritten Teil seiner Trilogie, die sich im Kern um die Entwicklung seines Lebens nach dem Tod der Eltern dreht, vor. Im ersten Teil "Hymns For The Hopeless" verarbeitete er den Schmerz. „Ashes To Dust", Teil zwei, behandelte die Auseinandersetzung mit dem Erlebten und „Song Of The Blackbird" zeigt den Umgang mit neuen Herausforderungen. In 9 Songs, die 31 Minuten dauern, zelebriert der 27jahrige Musiker meist karge, immer intime und intensive Eindrücke. Da pluggert ein einsames Banjo vor sich hin und Whitmore singt mit altersweiser, gegerbter Stimme im Stile von Bob Neuwirth oder Richard Buckner.  Mal folkig („Dry"), mal bluesig wie Sixteen Horsepower („One Man's Shame"), mal als uptempo-Variante ("Lee County Flood"), mal unterstützt von Basstrommel-Rhythmus ("Take It On The Chin") und dann auch ungeheuer traurig ("Everyday").  Trotz der spartanischen Beglei...

Peter Hammill - Singularity (2006)

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Dies ist das erste Solo-Album des Chefdenkers von Van der Graaf Generator seit 2004. Also seit Peter Hammill einen Herzinfarkt überlebte. "Singularity" ist inhaltlich von dieser Grenzerfahrung zwischen Leben und Tod geprägt. Es beleuchtet die Vergänglichkeit des Seins, hat aber auch aufmunternde, Mut spendende Passagen. Es ist dadurch eine sehr persönliche, eindringliche Veröffentlichung geworden, welche musikalisch an seine spätsiebziger Werke „ph7" und „The Future Now" erinnert.  Es hat also überwiegend diese spröden, kompromisslosen, distanziert wirkenden, dunklen Sounds. Wer leicht verdauliche Unterhaltung sucht, ist hiermit falsch bedient. Wer aber die Auseinandersetzung mit anspruchsvoller Pop-Musik sucht und bereit ist, aufmerksam zuzuhören, wird mit abenteuerlichen Einblicken in das Seelenleben Hammills und Songs voller innerer Spannung belohnt. Peter Hammill hat diesmal ohne Gastmusiker gearbeitet und alle Instrumente selbst gespielt. Herausgekommen ist ein...

The Beatles - Love (2006)

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Aus alt mach neu: Ein richtig neues Beatles Album mit unveröffentlichtem Material wäre eine Sensation. "Love" ist "nur" eine Remix-CD bekannter Songs und deshalb nur die zweitbeste Möglichkeit, das Beatles-Songbook zu verwerten. Aber wie war es überhaupt zu dem Projekt "Love" gekommen? George Harrison knüpfte in den 1990er-Jahren Bekanntschaft mit dem Gründer des Cirque du Soleil, Guy Lalibert é  und die beiden beschlossen, an einem Musical über die Beatles zu arbeiten. 2003 griffen der langjährige Produzent der Fab Four, George Martin und dessen Sohn Giles die Idee auf und sichteten den Beatles-Output, um daraus einen Soundtrack zusammenzustellen.  Dabei waren sie bemüht, ein neues organisches Ganzes mit eigener Dynamik zu schaffen. Was bei "Love" zuerst positiv auffällt, ist die atemberaubende Sound-Qualität der Aufnahmen. Die Produzenten reihten die Titel nahezu ohne Pausen aneinander und gingen beim Zusammenstellen teilweise ungewöhnliche Weg...

Oren Lavie - The Opposite Side Of The Sea (2007)

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Oren Lavie ist ein Amerikaner mit israelischer Herkunft, geboren 1976, der zur Zeit der Entstehung seines Debüt-Albums "The Opposite Side Of The Sea" in Berlin lebte. Bei ihm kommt man an dem überstrapazierten Nick Drake-Vergleich nicht vorbei. Oren Lavie benutzt die gleiche Phrasierung wie der große Meister der Melancholie. Er dehnt häufig die letzten Wörter eines Satzes, lässt sie mit seiner warmen Stimme sanft fließend ausklingen, nimmt damit den Druck aus den Tönen und haucht ihnen dadurch eine gehörige Portion Romantik ein.  Lavies Lieder sind nachdenklich, aber nicht depressiv. Er arbeitet stets aparte, gediegene Ideen ein, variiert geschickt das Tempo und schreibt Melodien mit überraschenden Wendungen Oren Lavie singt unaufdringlich, aber mit Wiedererkennungswert und spielt Gitarre und Piano selbst. 3 Jahre hat er an dem Album gearbeitet, deshalb klingt es auch nicht wie ein Erstlingswerk, sondern eher altersweise.  Der Opener „Her Morning Elegance" hilft seine Mi...

Van Der Graaf Generator - Real Time (aufgenommen 2005, veröffentlicht 2007)

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Wir schreiben den 06. Mai 2005. In der Londoner Royal Festival Hall findet ein denkwürdiges Ereignis statt. Die Art-Rock-Legende Van Der Graaf Generator begeht nach 29 Jahren ihr Live-Comeback in der Besetzung Peter Hammill (Gesang, Keyboards, Gitarre); Hugh Banton (Keyboards), David Jackson (Saxophon und Flöte) und Guy Evans (Schlagzeug). Das Konzert wurde mitgeschnitten und 2007 endlich nach Klärung der Differenzen mit Virgin-Records auf dem Hammill-eigenen-Label „Fie! Records" unter dem Namen "Real Time" als Doppel-CD veröffentlicht. Die Band wird frenetisch gefeiert und beweist, dass ihre Reunion gerechtfertigt ist. Zwar ist sie noch nicht optimal aufeinander abgestimmt, aber die Musiker bersten wie eh und je vor Spielfreude: Hammill singt wie ein junger Gott, der Tasten-Virtuose Banton hat nicht verlernt, seinen Keyboards komplexe Strukturen zu entlocken, Jackson spielt unglaubliche Saxophon- und Flötenparts und Evans hält das ganze Gebilde durch seine dynamische, s...

Matt Sharp - Matt Sharp (2005)

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Matt Sharp ist Bassist der Indie-Power-Pop-Band WEEZER und Kopf der quirligen Moog-Synthesizer-Pop-Gruppe THE RENTALS. Mit seinem ersten eigenem Solo-Album macht er eine Rolle rückwärts und bricht mit der Musik seiner bisherigen Formationen. Das Album zeigt ihn als intimen, traurigen Troubadour. In aller Abgeschiedenheit nahm er mit Hilfe von Greg Brown (ex-Cake, Gitarre) und Josh Hager (Ambient Sounds, Gitarre und Piano) ein durchgehend ruhiges Werk auf. Matt Sharp ist kein musikalischer Erneuerer, aber er erweist sich als stilsicher und Kenner der Pop-Historie. So baut er etliche Kostbarkeiten in seine Songs ein, die wohlige deja vu-Erlebnisse erzeugen. Der Opener "All Those Dreams" entleiht seine seine psychedelischen Gitarrenläufe dem Track "A Child Is Coming" von Jefferson Starship`s "Blows Against The Empire" und "Visions Of Anna" klingt wie ein Outtake aus Neil Young`s "After The Gold Rush".  Die leicht morbiden Gesänge erinnern ...

Triska - Stay Warm (2005)

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TRISKA besteht im Kern aus Heidi Triska (Gesang, Melodika, Glockenspiel) und Gerald Huber (Orgel, Keyboard, Gitarre). Bisher musizierten sie unter dem Namen CAT SUN FLOWER. "Stay Warm" bietet kammermusikalischen Pop, der sich jeder strengen Kategorisierung entzieht. Man hört Einflüsse aus dem anspruchsvollen Chansonbereich und bietet kunstvoll gedrechselte Songs zwischen Folk und Jazz sowie Zitate aus Film-Musik-Themen. Der Sound ist luftig, aber nicht karg, geschmeidig und nicht überladen. Irgendwie passend zur kalten Jahreszeit. Die zumeist ruhigen Lieder versprühen Gemütlichkeit, ohne anbiedernd zu sein. Musik zum Wohlfühlen, ohne Kuschelrock-Tendenzen. Wie gesagt, der Stil ist eigenständig und läuft nicht irgendwelchen Trends nach. So hört man neben Gitarre und Piano auch z.B. Klarinette, Flöte, Vibraphon, Cello oder Flügelhorn. Immer sparsam eingesetzt und nie mehr als drei Instrumente gleichzeitig. Sehr geschmackvoll. Heidi Triskas Stimme wurde schon mit der jungen Mari...

Lost & Found-Portrait: Richard & Linda Thompson.

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Wir schreiben das Jahr 1966. Es ist ein Jahr vor dem "Summer Of Love" und der große Umbruch in der populären Musik hatte begonnen. Klassische Musikstile wie Folk, Blues und Country verschmolzen mit Elementen aus Rock, Psychedelic und Avantgarde. Diese Verbindung von alten und neuen Werten brachte in den USA Meisterwerke wie "Pet Sounds" von den Beach Boys, Dylan`s "Blonde On Blonde", "Forever Changes" von Love und "The Doors" zutage. Auch in England wurden die starren Strukturen der konservativ ausgerichteten Folk-Szene aufgebrochen. Dreh- und Angelpunkt dieser Bewegung waren Musiker aus dem Londoner Vorort Muswell Hill, die sich unter dem Namen FAIRPORT CONVENTION zusammenfanden. Sie spielten neben Eigenkompositionen unter anderem traditionelle Folk-Songs mit elektrischen Instrumenten und Lieder ihrer amerikanischen Vorbilder wie z.B. Bob Dylan oder Joni Mitchell. Einer der Gitarristen von FAIRPORT CONVENTION war  der erst 17jährige RI...

Arthur Dodge and The Horsefeathers - Room #4 (2004)

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Die Roots-Rock-Band um Arthur Dodge aus Lawrence in Kansas dürfte eingefleischten Americana-Anhängern spätestens seit ihrer 3. CD "Nervous Habit" aus dem Jahr 2000 ein Begriff sein. Damals wurde die Musik oft gelobt und die Band galt als Hoffnungsträger der Rock & Roll-Traditionen zwischen Bruce Springsteen, Waylon Jennings und Neil Young. Arthur Dodge sieht sich aber selber eher zwischen den Koordinaten Hank Williams und Paul Westerberg (ex-Replacements) angesiedelt.  Das Comeback "Room #4" ist jedenfalls nicht weniger als eine Sensation geworden. Arthur Dodge muss in den letzten vier Jahren bestrebt gewesen sein, sein ohnehin schon überdurchschnittliches Songwriting zu optimieren. Die CD zeigt sich gegenüber dem Vorgänger in jeder Beziehung gereift: Die Musik ist noch kraftvoller, lebendiger, phantasievoller und kompakter geworden.  Obwohl im Hier und Jetzt verankert, versetzt einen die Musik zurück in die Tage, als man gebannt den Neuerscheinungen von z.B. Ja...

Bob Dylan - Modern Times (2006)

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Dylan als Traditionsverwalter . Glücklicherweise bedeutet der Titel "Modern Times" nicht, dass Dylan jetzt auf im Trend liegende Musik zurückgreift. Ganz im Gegenteil. Sie spiegelt quasi seine Sicht auf alte US-amerikanische Musiktraditionen wider. Er betätigt sich seit einiger Zeit als DJ und spielt auch da Lieder, die lange vor dem Rock`n`Roll entstanden sind. Das hat wohl abgefärbt und so hat Bob Dylan seine Adaptionen der alten Stile entworfen. Eingespielt wurde das neue Werk mit seiner aktuellen Tourband: Tony Garnier am Bass, Schlagzeuger George G. Receli, den Gitarristen Mike Hansen, Stu Kimball und Denny Freeman sowie dem Multiinstrumentalisten Donnie Herron. Der Meister selber hat wieder unter dem Pseudonym Jack Frost produziert. Die CD beginnt unspektakulär mit dem lockeren Boogie "Thunder on the mountain", bei dem die Begleitband ihre ganze Routine ausspielt. Es folgt "Spirit on the water", ein federleicht hingetupfter Swing, der aus den goldene...

Lost & Found-Portrait: Erinnerungen an den Roots-Rock der 1980er Jahre aus den USA.

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Rückblickend könnte man die 80er Jahre grob als das Jahrzehnt, in dem Synthie-Pop, New Romantics und Drum-Computer die Musik bestimmten, bezeichnen. Also als ein Jahrzehnt voll von künstlichen Klängen und einfallslosen Interpreten, wo die Frisuren wichtiger waren als die Musik. Selbst alte Helden, auf die bisher immer Verlass war, schwächelten in dieser Periode. Gitarrenbetonte Rockmusik spielte sich da fast ausschließlich im aufkeimenden alternativen Untergrund ab. Dieser Artikel begibt sich auf Spurensuche nach Highlights und Geheimtipps aus einem verpönten Jahrzehnt. Als Fan von Neil Young & Crazy Horse wurde man vom Meister in den achtziger Jahren nicht grade mit Gitarrenrock-Meisterwerken verwöhnt. Abhilfe versprach da die sogenannte Paisley Underground Bewegung, die Mitte der 80er Jahre  von Los Angeles ausging. Das war eine Sammelbezeichnung für Musiker, die Einflüsse aus dem Garagen-, dem Psychedelic- und dem  Folk- und Country-Rock der 60er Jahre verarbeiteten. Sp...