Easy October - Tangled Up In Black (2018)

Easy October produzieren schwedische Wohlfühl-Americana, die sich durchgängig angenehm und konfrontationsfrei anhört.
Schon im Band-Namen wird Leichtigkeit und Herbststimmung vereint: Easy October spielt gelassen überwiegend Moll-gestimmte Songs, die sich mit Zuversicht standhaft gegen aufkeimende Melancholie wehren. Die Gruppierung stammt aus Schweden und ist die Band-Inkarnation von Kristoffer Hedberg. Die Musiker zelebrieren grundsympathische, im besten Sinne angenehme Americana-Musik mit Pop-Anleihen. Wie einige Skandinavier oder auch Kanadier haben auch Easy October ein besonderes Verhältnis zur anglo-amerikanischen Pop-Musik: Sie kopieren nicht starr, sondern versehen ihre Kompositionen mit besonderen Eigenheiten und individuellen Feinheiten, auch wenn sie den Roots-Music-Traditionen grundsätzlich positiv zugeneigt sind.
Easy October: Tangled Up In Black (CD) – jpc
„Tangled Up In Black“ versinkt trotz der vorherrschend nachdenklichen Grundstimmung nicht in Schwermut, denn die Schweden lassen Verdrossenheit leicht und luftig klingen. „Day Is Done“ verarbeitet das krachende Riff aus „You Really Got Me“ der Kinks in einer Form, die eindeutig, aber nicht aggressiv klingt. Der Song verströmt einen unwiderstehlich ergreifenden Pop-Sog, der den Hörer auf sanftem Wege einfängt und nicht mehr los lässt. Beim Gesang fällt auch bei anderen Liedern immer wieder eine gewisse Ähnlichkeit mit der Stimme von Joey Burns von Calexico auf, besonders bei den gedehnten Tönen. „Keep Calling You My Friend“ trägt dann die gestraffte Behaglichkeit weiter, lässt aber auch ein paar dynamischere Momente zu.
Das Mager-Model „Twiggy“ war in den 1960er Jahren eine Stil-Ikone, aber hier bekommt nur der Name und nicht die Person nochmal eine Würdigung. Dieser Pop-Rocker könnte durchaus einen Platz auf „Rumours“ von Fleetwood Mac finden, so zugänglich ist er ausgefallen.

„Knuckels Turn White“ transportiert gleichzeitig Coolness und Empathie und „Out Of Sight, Out Of Mind“ erweckt den Eindruck, forsch vorwärts streben zu wollen, wird aber durch den zurückhaltenden Gesang im Zaume gehalten.
Die Balladen „Shake, Rattle & Cry“, „There Will Come A Time“ sowie „Stay With Me“ sind eine Spur zu süßlich ausgefallen, während „Mas Que Nada“ (nicht der Hit von Sergio Mendes) bei gleicher Zielrichtung unsentimentaler und dadurch überzeugender ausgefallen sind. Und das Umschmeicheln der Sinne funktioniert auch mit einem höheren Pop-Faktor: Die synthetisch erzeugten Takte von „Heart Of The City“ und „When I Fell Behind“ werden homogen in die milden Songs integriert und durch einen Schlagzeuger aus Fleisch und Blut ersetzt oder ergänzt.
Easy October sind grundsympathisch und klingen stets angenehm. Sie verfolgen keinen künstlerischen Anspruch und tendieren bei ihrem fünften Werk mit ihrem Wohlfühl-Sound tendenziell zu einer Überschwemmung von romantischen Gefühlen. Etwas mehr Konzentration auf die wesentlichen emotionalen Aussagen würde manchen Songs jedoch besser zu Gesichte stehen. Das Album ist aber durchgängig von einer einheitlichen, ausgleichenden, vermittelnden Qualität. Die Formation hält meistens die Balance zugunsten von ehrlicher Sensibilität und geht kitschiger Rührseligkeit aus dem Weg. Nur selten schlägt das Pendel zu Lasten von süßlichem, theatralischem Drama-Pop aus. Manchmal braucht man diese Musik wie eine wärmende Decke zum Trost oder beim Nachhängen von Gedanken. Manchmal greift man aber lieber zu fordernden Tönen, wenn die Abenteuer- und Entdeckerlust durchkommt.

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