The Rifles - Big Life (2016)

Wenn es sowas wie konservativen BritPop gibt, dann sind The Rifles dessen solide Vertreter.
The Rifles sind ein Quartett aus London, das aus Joel Stoker (Gesang, Gitarre, Komposition), Lucas Crowther (Gitarre), Rob Pyne (Bass) und Grant Marsh (Schlagzeug) besteht und 2003 zum ersten Mal ins Licht der Öffentlichkeit getreten ist. 2006 erschien dann das viel gelobte Debütalbum „No Love Lost“ und nun liegt ihr fünftes Lebenszeichen vor. Die Musiker orientieren sich am klassischen britischen Pop und Rock, der bereits seit dem Merseybeat aus Liverpool in den mittleren 1960er-Jahren in Großbritannien eine feste Größe ist. Als wichtiger Einfluss wird häufig vor allem The Jam von Paul Weller genannt, der übrigens Fan sein soll und in dessen Studio die Aufnahmen stattfanden. Der Brit-Pop von The Rifles weist unter anderem auch noch Bezugspunkte zu OasisThe PoliceThe Smiths oder The Kooks auf.
Big Life - The Rifles: Amazon.de: Musik
Harmonien sind für The Rifles jedenfalls wichtiger als heftiges, aufgeblasenes Rock-Star-Gehabe und mit „Big Life“ belebt die Kapelle außerdem das Medium Doppelalbum wieder: Gleich zwei Tonträger wurden also mit neuen Tönen gefüllt, wobei die Gesamtlänge von einer Stunde auch locker auf eine CD gepasst hätte.
Häufig vermittelt die Musik der Engländer ein eher unspektakuläres Bild. Die Sturm-und-Drang-Phase ihres Debüts scheint für alle Zeiten zu den Akten gelegt worden zu sein. Bei den straff durchkomponierten Songs wird auf jegliche Effekthascherei verzichtet. Sie werden schlicht, mit kurzen Solo-Einlagen dargeboten und vermitteln eine kompakte Bandleistung. Die Einbindung verschiedener Stilelemente wie Ska („Numero Uno“), Reggae („Misunderstood“) oder Folk („Young For A Day“) erfolgt homogen und flüssig. Die Lieder werden in der Regel kontrolliert, kompakt und abgeklärt präsentiert, was eine gewisse Reife verkörpert. Ausgewogene Melodien und überlegte instrumentale Beiträge lassen die Musiker souverän erscheinen.
Einige Songs zünden schon beim ersten Hören (z.B. „Turtle Dove“, „Big Big Life“, „Victoria“, „Misunderstood“). Andere brauchen mehrere Anläufe, damit sie sich aus der Masse lösen können (z.B. „Numero Uno“, „Caught In The Summer Rain“, „Wall Around Your Heart“, „Time In Hand“). Und dann gibt es noch die grauen Mäuse, die nicht wirklich enttäuschen, sich jedoch nur nicht als heimliche Hits aufdrängen (z.B. „Groundhog Day“, „Radio Nowhere“, „Jonny Was A Friend Of Mine“). Tracks, die nicht überzeugen können, bleiben in der Unterzahl (z.B. „Independent“). So kann als Gesamturteil eine solide Leistung bescheinigt werden. The Rifles erfinden die Popmusik nicht neu, verwalten sie aber verantwortungsvoll.

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