Lower Than Atlantis - Safe In Sound (2017)

Modern-Rock mit Pop-Tönung: Lower Than Atlantis geben sich Mühe, mit ihrer Musik mitzureißen. Aber manchmal genügt Mühe alleine nicht.
„Safe In Sound“ ist seit 2007 Veröffentlichung Nummer sechs in der Diskographie des Quartetts Lower Than Atlantis aus Watford in England und zeigt dessen Adrenalin geladenen Sound im Schwitzkasten von Alternative-Rock und Pop. Mit Hardrock-Riffs und Dance-Pop-Zutaten wurde „Had Enough“ ausgestattet. Das wirkt aufputschend wie ein Energy-Drink. „Dumb“ und „Long Time Coming“ entpuppen sich als stromlinienförmige, synthetische Rocker, die mit hymnischem Gesang ausgestattet sind und auf die Tanzfläche schielen. Gleiche Ausrichtung, andere Schwerpunkte: Bei „Boomerang“ gibt es einen auffallenden elektronischen Effekt-Einsatz, der sich auch zeitweise auf die Verfremdung des Gesangs bezieht. Die simple Melodieführung und die dünnen Refrains werden dabei durch die häufigen Wiederholungen auch nicht besser.
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Die harten Eröffnungsriffs von „Work For It“ werden im Verlauf immer wieder reaktiviert. Ansonsten simuliert die Band Partystimmung, die einfach und durchsichtig gestrickt ist. Für „Could Be Worse“ wird eine Drosselung des Energielevels verordnet und das Tempo wird zurückgenommen. Die Jungs können eben auch gefühlvoll sein. Das permanente monotone Riff bei „I Would“ baut spannende Erwartung auf. Der Sänger schwingt sich in die Höhe und das kurze Gitarrensolo hat Classic-Rock-Format. „Money“ versucht mit einem hohen Pop-Anteil zu punkten, ohne dabei aber wirklich überzeugen zu können.
„I Don`t Want To Be Here Anymore“ ist die obligatorische Ballade. Also wahlweise Feuerzeuge oder Handys in die Luft halten und sich treiben lassen. Wenn der Song bloß nicht so einschläfernd wäre. „A Night To Forget“ beginnt mit von AC/DC bekannten Riffs, mutiert aber schnell zu einem großspurigen Pop-Rock ohne eigenes Profil. Lower Than Atlantis gehören zur Gattung von neuen Bands, die sowohl Festival-tauglich sind wie auch bei Feten eingesetzt werden können. Die Musiker sehen gut aus, Sänger Mike Duce gibt sich leidenschaftlich und die Musik geht häufig sofort in die Beine. Der schnelle Energieschub zeigt nach dem Abklingen jedoch keine anhaltenden Nachwirkungen.
Diese zeitgemäßen, aber eigentlich doch konservativ agierenden „Boy Bands“ bringen der Musik-Szene in der Regel keinen wirklichen Mehrwert. Auf Konserve hört sich das flott und kompetent gespielt an. Wie viel davon moderne Studiotechnik und wie viel handwerkliches Können ist, erschließt sich hier nicht unbedingt. Ob nun Seek IronyParadox Now oder Siamese, sie alle sind auf eine schnelle Eroberung von relativ jungen Hörern aus und wollen deshalb mit Schwung und Kraft beeindrucken. Anfeuernder Gesang sowie genügsame Melodien und Refrains tragen dazu bei, dass diese Lieder auch noch mit zwei Promille Blutalkohol nachvollziehbar bleiben. Aber das ist wie Fastfood für die Ohren, schnell konsumiert und genauso rasch wieder vergessen.

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