The Fresh And Onlys - Long Slow Dance (2012)
Selten habe ich
eine CD so zwiespältig empfunden, war so hin und her gerissen wie bei LONG SLOW
DANCE des Quartetts THE FRESH & ONLYS aus San Francisco. Nach den ersten 3
bis 4 Hördurchgängen wollte ich sie schon als abgehakt zur Seite legen, da sie
mich nicht ansprach. Ich fand einfach keinen Zugang zu ihrer Musik, der es aus
meiner Sicht an Höhepunkten mangelte und etliche negative déjà vu-Erlebnisse
hervorrief. Die Musik klingt ausgesprochen britisch und lebt von Einflüssen des
80er-Jahre-Indie Rocks. Die damals übliche Sperrigkeit, die gewollten Brüche,
das Brechen mit Gewohnheiten findet hier aber in einem sehr gemäßigten Rahmen
statt. Die Songs haben eine gehörige Pop-Garnierung erhalten, der Gesang ist
wenig leidenschaftlich, aber sehr melodiebetont.
Diese Mischung
ließ mich skeptisch zurück, aber seit ca. dem 5. Hördurchgang bekomme ich z.B.
den Opener 20 DAYS & 20 NIGHTS nicht mehr aus dem Kopf. Einem Hybrid aus
STRANGLERS-Erinnerungen, NEW ORDER Gedächtnis-Bass und FISCHER
Z-Melodienreigen. Von der Papierform her ungenießbar, aber in dieser
Konstellation ein echter Ohrwurm.
Und so geht es weiter: Bei YES OR NO wird ein
BUZZCOCKS Riff in einen vermeintlichen DURAN DURAN-Song eingebaut, könnte man
meinen. Das Titelstück LONG SLOW DANCE wartet mit einer zuckersüßen Melodie
auf, die von harmlosen Gitarrenlicks umgarnt wird. Im Hintergrund sorgt ein
seichter Chor für zusätzlichen Schmalz.
Und trotzdem schalte ich jetzt nicht
mehr ab. Denn man hört einfach gut gemachte Pop-Musik, die immer wieder kleine
Überraschungen zu bieten hat, wie beim EXECUTIONER`s SONG, der wie ein guter verloren
gegangener ECHO AND THE BUNNYMEN-Track klingt. Oder NO REGARD, das eine
Referenz an die GO-BETWEENS aufweist. Oder FOOLISH PERSON, das manchmal an
die Psychedelic-Wave-Band THE ONLY ONES erinnert.
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