Sven Hammond - IV (2016)

Sven Hammond zeigt zwei Gesichter und möchte sowohl Pop- wie auch Rock-Fans zufriedenstellen. Das gelingt nur eingeschränkt.
Das holländische Quintett Sven Hammond besteht seit 2006 aus dem namensgebenden Hammond-Orgel-Spieler Sven Figee, Schlagzeuger Joost Kroon, Sänger Ivan Peroti, Gitarrist Tim Eijmaal und Bassist Glenn Gaddum jr. Die Musiker beackern ein Terrain, bei dem Soul, Funk und Rhythm & Blues bevorzugt bedient werden. Diese Stile werden durch Zutaten aus Pop, Hardrock und Progressive-Rock ergänzt. Das führt die Musiker quasi quer durch die Pop-Geschichte und macht auch vor aktuellen Strömungen nicht Halt. Charakteristisch ist dabei - wie schon der Bandname vermuten lässt - der kraftvoll röhrende Hammond-Orgel-Sound, der hier allerdings längst nicht bei allen Stücken voll zum Tragen kommt. So kann das Repertoire grob in härter rockende und groovende sowie in Pop-orientierte Stücke unterteilt werden.
IV - Sven Hammond: Amazon.de: Musik
„Brother Drunk“ stochert sowohl im Funk-Hypno-R&B der Black Keys wie auch im Psychedelic-Soul der Chambers Brothers aus den 1960er-Jahren rum und der Electro-Boogie-Blues von ZZ Top aus der „Eliminator“ Phase von 1993 wird bei „Fly“ in die Gegenwart transportiert. „Diamond Drink“ orientiert sich am Funk von Prince, was den Gesang und die peitschend-monotonen Drum-Machine-Einsätze angeht. Für „Kiss The Ground“ macht die harte Hammond-Orgel mächtig Druck. Progressive-Rock-Ausflüge runden den satten Rhythm & Blues ab. Schneller, pumpender Pop und souliger Glam-Rock mit Anleihen bei „Nutbush City Limits“ von Ike & Tina Turner werden für „Mile For Mile“ zusammengeführt. Der klassische, von Deep Purple geprägte Hard-Rock hat bei „Pain“ seine Spuren hinterlassen. Die Hammond-Orgel wird hier zum Kochen gebracht.
„Empire“ und „Gloria“ kommen mit Dance- und Charts-Pop-Elementen um die Ecke und sparen Rock-Elemente völlig aus. Das klingt, als hätte sich eine andere Band in die Aufnahmesession geschmuggelt. Auch der Soul-Pop „Resonating Heartbeat“ mit seiner mäßig attraktiven Melodie passt in diese Kategorie. Die mit Falsett-Gesang angereicherte Soul-Ballade „King“ sowie „Shame“, wo Southern-Soul und Pop zusammengebracht werden, gehören zu den weichgezeichneten Liedern.

Als Abschluss wird mit „Kill Your Darlings“ eine milde Ballade mit Harmonie-Gesang eingebaut, die an den Folk Rock von Crosby Stills & Nash erinnert.
Der Spagat zwischen Mainstream-Pop und krachend-groovendem Soul-Funk-Rock gelingt den Holländern nur bedingt. Schlägt das Pendel bei Songs vollständig zu Gunsten weicher, anschmiegsamer Sounds aus, verliert die Gruppe die rohe, ungezügelte Kraft, die sie eigentlich ausmacht. Fusioniert sie Classic-Rock-Elemente mit modernen Spielarten, ist sie glaubwürdiger. Am überzeugendsten agiert sie aber mit ihren rauen, rohen Ausbrüchen. Dann sind Sven Hammond richtig stark.

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