Milo Greene - Milo Greene (2013)

Clever gestalteter Cinematic-Pop.

Das kalifornische 5er-Gespann MILO GREENE arbeitet mit Täuschungen und Verwirrungen. Es gibt weder einen Milo Greene in ihren Reihen, noch bezieht sich der Name auf eine reale Person.
Milo Greene - Milo Greene: Amazon.de: Musik
Musikalisch bedienen sie Assoziationen aus der Vergangenheit, indem sie den Harmonie-Pop von FLEETWOOD MAC zu RUMOURS-Zeiten aufblitzen lassen. Glaubt man dann, sie als retro-bezogene Band identifiziert zu haben, schlagen sie einen Haken zum Indie-Folk und man meint, Parallelen zu den FLEET FOXES auszumachen. Hört man dann weiter zu, merkt man, dass sie diese Einfälle geschickt benutzen, um falsche Fährten zu legen. Ihr Indie-Folk-Pop ist viel zu clever gestaltet, um sich plump billigen Klischees anzubiedern.

MILO GREENE bezeichnen ihren Sound als Cinematic-Pop. Das bedeutet, für sie gibt es immer eine Verbindung von Klängen und Bildern. Das kann man gut nachvollziehen, wenn man sich auf der Band-Homepage den Film MODDISON ansieht, der von ihrer Musik untermalt wird. Es ist zwar ein sehr abgegriffenes Stimmungsbild, aber bei MILO GREENE drängt es sich tatsächlich förmlich auf: Fast zwangsläufig entstehen beim Hören Assoziationen von weiten, lichtdurchfluteten, schillernden Landschaften. Die Realisierung ihrer Kunst ist sehr demokratisch geregelt. Vier Musiker waren in früheren Bands Leadsänger und sie teilen sich hier diesen Job gleichberechtigt. Außerdem wechseln sie sich bei den Instrumenten ab. Dementsprechend leben die Songs vom abwechslungsreichen Spiel und den ausgefeilten Gesangsspuren, die auch als Duett bis hin zum Quartett ausgeprägt sein können.

Charakteristisch sind auch sich mantra-artig wiederholende Elemente, die auf- und abschwellen können. Diese sind stets in hübschen Melodien verpackt, so dass der suggestive Aspekt noch versüßt wird. Rhythmische Kanten und überraschende Klangfolgen sorgen dafür, dass der Wohlklang nicht einlullt. Die Songs sind ökonomisch ausbalanciert und verlieren deshalb auch bei Dauereinsatz nicht ihren unkonventionellen Reiz.

Der Hit des Albums steht gleich am Anfang: WHAT`S THE MATTER ist trotz seiner viereinhalb Minuten Laufzeit eine einprägsame Pop-Nummer mit sanften Widerhaken, die süßes Gift verspritzen. Die Wirkung ist berauschend und lähmend zugleich. Hier haben sich Musiker zusammen gefunden, die mehr suchen, als den schnellen Chart-Erfolg. Sie versuchen, das Beste von gestern und heute zu verbinden, um dadurch neue Schnittmengen und Schattierungen bei der Kombination von Westcoast-Pop und Alternativ-Folk zu ergründen.

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