Shaman´s Harvest - Red Hands Black Deeds (2017)

Shaman's Harvest stehen für ehrlichen Hard-, Heavy- und Melodic-Rock von der Stange, aber sie können auch anders.
Die Rocker von Shaman's Harvest aus Missouri gibt es jetzt schon seit 21 Jahren und „Red Hands Black Deeds“ ist ihr sechstes Album. Sänger Nathan Hunt beschreibt es als kontrastreich, denn die aktuellen politischen Entwicklungen in den USA haben ihre Spuren hinterlassen. Die Fragen nach richtigen oder falschen Weichenstellungen und der Einschätzung, wer denn zu den Guten und wer zu den Bösen gehören wird, spaltet die Gesellschaft und sorgt für sozialen Zündstoff. Ein unheilvoller Schleier hängt deshalb über dem Album, aber trotzdem gehören die Musiker nicht zu Zeitgenossen, die resigniert haben. Gemeinsam überstanden sie immerhin auch die Krebserkrankung ihres Sängers, was sie noch mehr zu einer verschworenen Einheit zusammenwachsen ließ.
Rock Hard - SHAMAN´S HARVEST - Red Hands Black Deeds
Shaman`s Harvest lassen den Hörer mit dem Opener „Red Hands Black Deeds“ zunächst noch im Unklaren, was ihn eigentlich musikalisch erwartet. Der Titel bleibt verhalten, folkig und nicht eindeutig stilistisch zuordenbar.
Mächtige Riffs führen dann bei „Broken Ones“ zu einpeitschenden Eruptionen. Nathan Hunt verbreitet hier Vibrationen wie der junge Ian Anderson von Jethro Tull und die Backing-Band macht im abgestuften Hard-Rock-Modus ordentlich Druck. „The Come Up“ heizt weiter ein, wobei ein stumpfer Drum-Takt zur Animation benutzt wird. Es folgt ein schreiendes Gitarren-Kurz-Solo und sofort drängt sich die Frage auf, wie oft einem solch ein Songkonstrukt schon begegnet ist. So allgemeingültig ist es gehalten.
Mit „A Longer View“ folgt die obligatorische Rock-Ballade, die eigentlich schon Pop ist. Der angepasste, zahme Mainstream-Sound von Sunrise Avenue lässt grüßen. Das hymnische „Soul Crusher“ schleicht sich unaufdringlich in die Gehörgänge und „Off The Tracks“ lässt aufgrund des offensiven Rockabilly-Rhythmus sofort an The BossHoss denken. Bei „Long Way Home“ funktioniert die Kombination aus gefälliger Melodie mit Rock-Riffs perfekt, weil hier nichts übertrieben, breitgetreten oder klischeehaft überzogen wird. Der Song bleibt locker und die Instrumental-Parts fügen sich organisch in den Ablauf ein.
Aus „The Devil In Our Wake“ wird nach einem verschwommenem Beginn ein protziger, schwermetallischer, aufdringlicher Track und „Blood Trophies“ wandelt geschickt zwischen der Andeutung und Erfüllung von erwarteten Hard-Rock-Mustern. Der treibende Boogie „So Long“ nutzt einen dreckig-kratzigen Akkord und lehnt sich damit an den Blues-Rock von Free aus den 1970er Jahren an. Der Folk-Rock-Track „Tusk And Bone“ verbreitet dann zeitweise Lagerfeuer-Romantik und ist so unverbindlich wie ein Ed Sheeran-Song. Vernebelt und undurchsichtig zieht „Scavengers“ geheimnisvoll seine Bahnen. Das Lied passt atmosphärisch zum rätselhaften Opener. Beide Kompositionen beschreiten eine unerwartete musikalische Nische im Rock-orientierten Grundgerüst der Band.
Die Musiker agieren hauptsächlich an der Schnittstelle zwischen Hard-, Heavy- und Melodic-Rock und produzieren in der Regel Festival-taugliche Hausmannskost mit Licht und Schatten. Das klingt manchmal grobschlächtig und gewöhnlich. Aber wenn die Musiker feinfühliger vorgehen, ergeben sich erweiterungsfähige Ansätze, die interessante Ergebnisse hervorbringen („Red Hands Black Deeds“, „Long Way Home“, „Scavengers“). Hier zeigt sich ein alternativer Weg für die Gruppe, falls sie sich aus der klassischen Rock-Schiene lösen möchten.

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