Rich Hopkins & Luminarios - My Way Or The Highway (2017)

Altbewährtes und kleine Abstecher in benachbarte Klangwelten sind das Gerüst für das neue Rich Hopkins-Werk.
Wer schon mal Rich Hopkins und die Luminarios auf der Bühne erlebt hat, der kennt die unbändige Kraft, die die energiegeladenen Sets vermitteln. Hopkins ist ein alter Hase des Desert-Rock, jener Spielart des Rock & Roll, die harte Rhythmen mit psychedelischen und schneidenden Gitarrenexkursionen auf Kollisionskurs bringt. Seit 1985 ist Hopkins in verschiedenen Formationen, wie den Sidewinders, den Woodcocks, den Sandrubies und seit 1992 mit den Luminarios beinahe ruhelos unterwegs. 2006 trat die Musikerin Lisa Novak in sein privates und berufliches Leben, was dazu führte, dass vermehrt ruhige Zwischentöne zugelassen wurden, was wiederum zu einer Ausweitung der Palette der Ausdrucksmöglichkeiten führte. Davon zeugt auch „My Way Or The Highway“.
My Way Or The Highway - Rich Hopkins & Luminarios: Amazon.de: Musik
Für „Angel Of The Cascades“ betätigt sich Rich als Geschichtenerzähler. Musikalisch kleidet er dies in einen Sixties-Pop-Beitrag. „Gaslighter“ ist ein für ihn typischer, cool scheppernder Garagen-Folk-Rock, der wegen des verhaltenen Tempos an heiße Wüstenlandschaften denken lässt. „Want You Around“ wird von Lisa gesungen. Sie klingt bei diesem milden Folk-Rock/Power-Pop-Mix wie eine neue Ausgabe von Lucinda Williams. Epischen Folk-Rock in mäßigem Tempo, der im Fahrwasser von Neil Young & Crazy Horse schwimmt, bietet „If You Want To“ an. Es fehlt hier allerdings die heftige Aggressivität, die der Kanadier manchmal an den Tag legt. Dafür steht ein Gefühl von Weite und Unabhängigkeit im Raum.
„Lost Highway“ ist ein akustisches, atmosphärisches Instrumentalstück, das von zwei akustischen Gitarren initiiert wird und Blues- sowie Jazz-Elemente enthält. „Meant For Mo`“ geht eine unförmige Allianz von Country-Rock und HipHop ein. Dieses Experiment kann getrost als gescheitert betrachtet werden. Zeitlosen und lässigen Folk-Rock schüttelt der Wüsten-Rocker mit „Hell Or High Water (Married Go Round)“ aus dem Ärmel und „I Don`t Want To Love You Anymore“ überzeugt als knackig-scharfer Garagen-Rocker mit stechenden Gitarren-Spitzen.
Weiter geht`s mit zwei Rock-Balladen: „Chan Kah“ und „Gnashing Of Teeth“ setzen sich genau zwischen die Stühle Rock und Ballade und scheitern deshalb in diesem undifferenzierten Niemandsland. Besser ist in dieser Hinsicht das ruhige „Walk Away Again“ gelungen, das sparsam und intim verabreicht wird.
Das neue Luminarios-Album ist nicht so ausufernd und hemmungslos rockend wie die Wüstenrock-Klassiker „Dirt Town“ von 1994 und „Dumpster Of Love“ von 1995. Dafür bietet es aber eine größere Vielfalt mit Ausbaufähigkeit zu allen Seiten. Die faszinierende, energiegeladene Eindimensionalität früherer Jahre ist also einer erfahrenen, weitsichtigen Vielfalt gewichen. Nur selten geht Rich Hopkins kompositorisch die Puste aus. In diesem Fall bewegt er sich allerdings für seine Verhältnisse auf recht konventionellen Pfaden, die behäbigem Classic-Rock näher sind als wildem, unbeherrschtem Desert-Rock („Chan Kah“ und „Gnashing Of Teeth“). Hierbei sollte nachgeschärft werden und ansonsten das Konzept der Sounderweiterung beibehalten werden, dann wird auch in Zukunft mit Rich Hopkins zu rechnen sein.

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