Beach Slang - A Loud Bash Of Teenage Feelings (2016)

Punk ist nicht tot und findet in Beach Slang eine reizvolle Ausprägung mit Bezügen zu Helden der 80er-Jahre.
Nach nur elf Monaten bringt das Punk-Trio Beach Slang aus Pennsylvania den Nachfolger seines Debüts „The Things We Do To Find People Who Feel Like Us“ auf den Markt. Vieles auf „A Loud Bash Of Teenage Feelings“ hört sich wie eine Hommage an den Punk und New Wave der 80er-Jahre an, zumindest erinnern Bestandteile der Songs an Größen aus dieser Zeit. Die kratzig-raspelnde Stimme von James Alex erinnert manchmal stark an Richard Butler. Das war der Sänger der britischen New Wave-Punker The Psychedelic Furs, die von The Velvet Underground beeinflusst in den Achtzigern einige bemerkenswerte Platten aufgenommen haben. Damit nicht genug: Ein paar Songs fangen bewusst oder unbewusst den geschmeidig-aufrührerischen Geist dieser damals herausragenden Band ein: So wie „Art Damage“, das mit einer strammen Melodieführung und kurzen, knackigen Gitarren-Solo-Ausflügen ausgestattet wurde. Oder „Hot Tramps“, dessen Beginn eine frappierende Ähnlichkeit mit „The Ghost In You“ von „Mirror Moves“ aus 1984 aufweist.
A Loud Bash of Teenage Feelings - Beach Slang: Amazon.de: Musik
„Wasted Daze Of You“ sowie „Punks In A Disco Bar“ gemahnen an Bob Moulds Hüsker Dü. Und The Replacements, die Band von Paul Westerberg, kommt nicht nur beim balladesken „Young Hearts“, sondern auch beim vorwärtstreibenden, dynamisch-abgestuften „Spin The Dial“ dem Hörer in den Sinn. Der Revival-Gedanke lässt sich ebenfalls in der Komposition „Future Mixtape For The Art Kids“ nachweisen. Der Song hat nämlich den Power-Pop-Punk-Charme der Buzzcocks und die harte, aggressive Ruppigkeit der Ruts eingefangen. „Atom Bomb“ transportiert den Elan eines typischen Ramones-Songs und für „The Perfect High“ werden Schrammel-Gitarren-Wände eingesetzt, wie sie von U2s „I Will Follow“ bekannt sind.
Auch wenn die Analyse verschiedene Referenzen aufgedeckt hat, heißt das nicht, dass Beach Slang Plagiatoren sind. Sie verwenden nur Zitate von Musik, die sie vielleicht früher gehört haben und diese Eindrücke könnten zum Albumtitel geführt haben. Den Musikern kann also durchaus eine gesunde Eigenständigkeit bescheinigt werden. Das Bandgefüge funktioniert in allen Bereichen wie geölt: Die Rhythmusabteilung ist straff organisiert und geht jedes Tempo souverän mit. Die Gitarrentechnik funktioniert als krachig-dreckiges Punk-Gerüst und der Gesang ist speziell: Nicht zu schnoddrig und ausdrucksstark.
Das Zusammenwirken ergibt eine kompakte Einheit, die überwiegend gutes Songmaterial zur Verfügung hat. Diese Punks haben sich musikalisch weiterentwickelt, ohne ihre Haltung und ihren Biss aufzugeben. Die besondere Stärke der Band liegt darin, dass sie ihre Energie bündeln kann und so die Attribute Aggressivität, Tempo und Dynamik punktgenau dosiert. Dadurch kriegen auch schwächere Songs wie „Warpaint“ noch die Kurve. Es gilt jedoch hauptsächlich, den Enthusiasmus hochzuhalten. Geschieht dies nicht konsequent, knickt der Eckpfeiler des Sounds ein und die Attraktivität schwindet, wie in „Young Hearts“. Aber eines versteht sich von selbst: Dieses Zeug sollte zur Erhöhung des Spaßfaktors unbedingt laut gehört werden. Leider ist die Spielzeit mit 30 Minuten viel zu kurz geraten, was Abzüge in der B-Note gibt.

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