Los Straitjackets - What´s So Funny About Peace, Love And Los Straitjackets (2017)

Los Straitjackets stehen neben sich: Das ist angepasste, anspruchslose, perfekt gespielte Musik zur Hintergrundbeschallung.
Bei „What`s So Funny About Peace, Love And Los Straitjackets“ handelt es sich um eine Hommage an den britischen Musiker Nick Lowe, der in der 1980er Jahren inmitten von New Wave eine Bastion des klassischen Pop-Songs bildete. Zuvor war er in den siebziger Jahren zunächst mit den Pub-Rockern von Brinsley Schwarz unterwegs und gehörte dann Rockpile, einem Projekt des Gitarristen Dave Edmunds („I Hear You Knocking“) an. Ab 1978 brachte er Solo-Platten heraus, wurde als Produzent von Elvis Costello, den PretendersJohn Hiatt und Graham Parker bekannt und schloss sich Anfang der 1990er Jahre der kurzlebigen All-Star-Band Little Village mit Ry CooderJohn Hiatt und Jim Keltner an.
What's So Funny About Peace, Love And Los Straitjackets | Los ...
Die Los Straitjackets sind eine Instrumental-Band aus Nashville, die gerne Surf-Music mit Country-Twang verbindet und sich mit mexikanischen Wrestling-Masken zeigt. Die Gruppe hatte schon drei Mal Gelegenheit, mit Nick Lowe auf Tournee zu gehen und fühlte sich jetzt dazu berufen, eine Auswahl von dreizehn Songs aus seinem Fundus ihrem Konzept unterzuordnen. „Shake And Pop“ vom Solod ebüt des Briten, das in Großbritannien zunächst 1978 unter dem Namen „Jesus Of Cool“ rauskam und dann in den USA als „Pure Pop For Now People“ erschien, überzeugt als cooler Surf mit Rhythm & Blues-Grundierung.
Was danach kommt, ist fast durchgängig ein lauwarmer, handzahmer Aufguss der großartigen Lowe-Kompositionen, die als zahnlose Easy-Listening-Versionen dargeboten werden. Das hört sich an, als wären die Lieder als Hintergrundmusik für Cocktail-Bars, Flughafen-Lounges oder Friseur-Salons konzipiert worden. Vielleicht ist das auch alles nur ein grober Scherz und nächsten Monat erscheint das richtige Los Straitjacket-Album mit knackigen. draufgängerischen, halsbrecherischen Versionen. „(What’s So Funny ‘Bout) Peace, Love And Understanding“ ist im Original von Brinsley Schwarz ein melodieverliebter, aufbauender Titel und hier ein seicht swingender Tex-Mex, der vielleicht grade mal zur Einschlafhilfe geeignet ist, aber ansonsten kann damit niemand aus der Reserve gelockt werden.

„Lately I’ve Let Things Slide“ und „Half A Boy And Half A Man“ verkommen zu Schmuse- und Schunkel-Schlagern. In Deutschland war Mitte der siebziger bis Anfang der achtziger Jahre ein dauergrinsender Gitarrist mit Namen Ricky King (der eigentlich Hans Lingenfelder hieß) sehr erfolgreich. Er hatte in ähnlicher Machart bekannte Hits in einem zackigen Twang-Stil für die 50+-Generation dargeboten. Auch schwungvollere Nummern wie „I Live On A Battlefield“ oder „Roller Show“ offenbaren leider eine angepasste, pomadige Vorgehensweise. Die Aufbereitung von Songs wie „Raging Eyes“ mit einem Buddy Holly-Gedächtnis-Stakkato-Rhythmus ist ziemlich einfallslos und biedert sich - wie fast alle Interpretationen - an das Mainstream-Publikum an, das nur mit bekannten Strukturen und gepflegter Langeweile beschallt, aber nicht offensiv angeregt werden möchte.
Alle Titel wurden handwerklich erstklassig umgesetzt, da gibt es keinen Zweifel. Es fehlt aber an Bissigkeit, Esprit und der Herausarbeitung von musikalischen Eigenarten. Surf oder R&B sollte aggressiv, kantig, bedrohlich oder mysteriös klingen. Dann klappt es auch mit einer Nominierung für einen Tarantino-Soundtrack. Die meisten Stücke von „What`s So Funny ‘Bout Peace, Love And Los Straitjackets“ taugen vielleicht grade mal als Untermalung für den nächsten „Hanni & Nanni“ Streifen. Was für eine traurige Entwicklung einer bisher bemerkenswerten Band.

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