Beach Baby - No Mind No Money (2016)

Beach Baby spielen charmanten BritPop mit Biss und findigen Melodien, halten diese Linie aber nicht konsequent durch.
Die britischen Pop-Gazetten haben mal wieder Witterung nach dem nächsten großen Ding aufgenommen und sich das Londoner Quartett Beach Baby als einen Anwärter ausgesucht. Wie so oft handelt es sich dabei im Vereinten Königreich um eine Band, die auf den ersten Blick einen euphorischen, turbulenten Eindruck hinterlässt, dabei melodisch bleibt und trotzdem mindestens eine Prise Skandalträchtigkeit in sich trägt. In den Punkten, in denen „No Mind No Money“ nach diesem Prinzip abläuft, erlangen die Songs gesteigerte Aufmerksamkeit.
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Das funktioniert beim ruhelosen, Adrenalin getränkten Opener „Limousine“, bei dem die Stimme die Vermittlung zwischen dem Punk im Takt und dem Pop in der Melodie übernimmt und so Coolness und Erfahrung verbreitet. Bass und Schlagzeug treiben den Track vor sich her und die Gitarre grätscht dem Rhythmus in die Beine, so wie es auch The Police praktiziert haben. Bei „Lost Soul“ wird der Pop-, Charme- und Eleganz-Anteil noch erhöht und bei „No Mind No Money“ richtet sich das Augenmerk auf Dynamikwechsel und den Einsatz von teilweise jubilierenden Stimmen und Gitarren.

„Sleeperhead“ gipfelt in pumpenden Bässen, drängenden Drums, druckvollen Gitarren und um Sympathie bemühten Gesang.
Die ausgereifte Melodie hat bei „Smoke Won`t Get Me High“ fast cineastische Blockbuster-Größe, ohne sich in Pomp zu verlieren, und „U R“ ist radiotauglicher Pop mit Schwung und Unbekümmertheit. Hohe Beach Boys-Gesänge korrespondieren hier mit Gitarren-Akkorden, die an New Order erinnern. Auch „Powderbaby“ und „Ladybird“ haben gute Ansätze. Dem Power-Pop fehlt es aber am unverwechselbaren, ultimativen Kick. Egal, auch wenn die Songs vielleicht nur einen Sommer versüßen, eine Party aufwerten oder einen Tag lang erfreuen, haben sie schon ihren Zweck erfüllt. Nämlich die mit ihnen verbrachte Zeit etwas unbeschwerter und ausgelassener erscheinen zu lassen.
Leider wird dieser Effekt nicht durchgängig erreicht. Bei gedrosseltem Tempo kippt die gute Stimmung in eine rührselige, selbstgefällige Show-Variante. Die ansonsten pfiffig herausgearbeiteten, belebenden Ansätze klingen verwässert und melodische Einfälle wiederholen sich. „Hot Weather“, „Bug Eyed And Blonde“ und „How Lucky You Are“ sind unterm Strich zu soft geraten. Schade eigentlich, denn die Jungs verstehen es grundsätzlich schon, einem Pop-Song jugendlichen Elan zu verleihen. Die Auswälzung dieses Konzepts hätte auf Album-Länge allerdings mehr Sorgfalt und Stringenz erfordert, um gänzlich zu überzeugen.

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