The Monsters – Masks (1989) + The Hunch (1991)

Die Schweiz ist nicht nur bekannt für ihre hohen Berge, ihr verschwiegenes Bankensystem, herzhaften Käse und Atemwege befreiende Bonbons, sondern unter Insidern auch für wilde, ungezügelte, ursprüngliche Klänge zwischen spätem Rhythm & Blues und frühem Rock`n`Roll. Dieser Sound wird auf dem Spezialitätenlabel VOODOO RHYTHM mit adäquaten Auswüchsen in verschiedene andere gleichnamige Richtungen präsentiert.

Jetzt gibt es neues Altes vom Label-Eigner Reverend Beat Man. Quasi seine Jugendsünden, die unter der Marke THE MONSTERS ausgelebt wurden. Die ehemaligen Vinyl-Veröffentlichungen MASKS (1989)

The Monsters: Masks (1 LP und 1 CD) – jpc

und THE HUNCH (1991)

The Monsters: The Hunch (1 LP und 1 CD) – jpc

werden jetzt als CD, Vinyl und Download wiederveröffentlicht. Und entsprechend der Label-Philosophie findet man auch hier heftig rumpelnde, wilde Rhythmen vor. Ganz in der Tradition der Vorbilder der CRAMPS und dem, was diese Retro-Rocker selber als Rocka- oder Psychobilly aus den Vorlagen recycled haben.

Das Debutalbum wurde damals in 3 Tagen im Luzerner Schweinesound(!)-Studio eingespielt. Der Klang ist zwar roh, die instrumentale Umsetzung primitiv und der Gesang übel und gefährlich, aber genauso muss ungeschliffener Rock`n`Roll klingen. Egal, ob man ihn nun Trash, Punk, Grunge, Irgendwas-Billy oder Garagen-Rock nennt. Das Quartett rotzt sich ohne Rücksicht auf Verluste durch 12 ungestüme, druckvolle Eigenkreationen und durch eine durchgeknallte Cover-Version von WILD THING der TROGGS. Wer SURFIN` BIRD von den RAMONES kennt, der kann sich ungefähr vorstellen, was die MONSTERS dem TROGGS-Song angetan haben. Ja, das Ergebnis kann sich durchweg hören lassen. Die Rhythmen gehen in die Beine, die Riffs sind eingängig und die Songs kraftvoll und ungestüm.

Die 2. Platte wollten sie dann in einem teuren Studio aufnehmen. Aber nachdem sie eine Seite der geplanten Aufnahmen fertig hatten, war ihr Geld alle. Die andere Platten-Seite zierte ein Konzert aus dem ISC Club, Bern von 1991. Am Grundkonzept hat sich hier gegenüber dem Erstling nicht viel geändert. Die Band klingt noch etwas mehr nach den CRAMPS, was aber nicht stört. Die MONSTERS interpretieren unter anderem Stoff von THE KINKS und den Klassiker THE WITCH von den Garagen-Göttern THE SONICS. Außerdem THE HUNCH vom Rockabilly-Idol HASIL ADKINS sowie eine schnelle Version des Rock`n`Roll-Gassenhauers BE BOP A LULA und als Abschluss gibt es noch eine weitere total verrückte WILD THING-Version. Den Live-Aufnahmen fehlt ein wenig Dynamik und der Gesang wurde zu sehr in den Hintergrund gemixt. Sie sind aber trotzdem gut hörbar und vermitteln einen soliden Eindruck von der brodelnden Stimmung, die die Band aufbauen konnte.

Da sage noch jemand, aus der Schweiz komme nur Käse. Diese Musik wirkt trotz ihres hohen Alters nicht angestaubt oder überholt. Sie hätte theoretisch auch aus diesem Jahr stammen können. Was auch daran liegt, dass ehrlicher, handfester, dreckiger Rock`n`Roll, der mit Inbrunst und Hingabe gespielt wird, eben zeitlos ist.

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