The Mavericks - All Night Live: Volume 1 (2016)

Der neue Konzert-Mitschnitt der mitreißenden Live-Band The Mavericks gerät durch die unbefriedigende Tonqualität zum getrübten Vergnügen.
The Mavericks wurden Ende der 80er-Jahre als Old-Time-Party-Band rund um Miami in Florida durch ihre ausgelassenen Konzerte auffällig. Dort kombinierten sie klassischen Rock & Roll mit traditionellem Country und fielen besonders durch ihren aus Kuba stammenden Sänger und Gitarristen Raul Malo auf. Dieser hat einen betörenden Schmelz in seiner gewichtigen Stimme, der ihm häufiger Vergleiche mit Roy Orbison einbringt. Die Band rundet ihr Spektrum noch durch knackigen Bakersfield-Country-Twang und stimmungsvolle Latin-, Polka- und Pop-Songs ab. Mit dieser bunten Mischung erspielte sich die versierte Formation über die Jahre ein treues Publikum. Mit z.B. „There Goes My Heart“ (1994), „Dance The Night Away“ (1998), „I`ve Got This Feeling“ (1998) oder „Someone Should Tell Her“ (1999) fielen auch noch respektable Single-Charts-Erfolge ab.
All Night Live Vol.1 - The Mavericks: Amazon.de: Musik
Das vorliegende, erste Live-Album auf dem eigenen Label wurde auf der 2015er Tournee mitgeschnitten. Raul Malo konnte dabei auf seine Mitstreiter Eddie Perez (Lead Gitarre), Jerry Dale McFadden (Keyboards), Schlagzeuger Paul Deakin, Max Abrams an Saxophon und Percussion, Ed Friedland am Bass, Matt Cappy (Trompete) und Michael Guerra am Akkordeon zurückgreifen.
Das präsentierte Repertoire umfasst unter anderem beschwingte Latin-Rhythmen („All Night Long“, „Every Little Thing About You“, „Come Unto Me“), wobei gerne auch muntere Ska- oder Polka-Themen einbezogen werden („All Over Again“, „What You Do To Me“, „Summertime“, „Waiting For The World To End“). Das Erzeugen von temperamentvollem oder folkloristischem Tex-Mex-Feeling, das sich oft durch eine forsche Akkordeon-Begleitung ankündigt, gehört auch zu den Kernkompetenzen der vielseitigen Musiker („Fall Apart“, „Back In Your Arms Again“, „Dance In The Moonlight“). Ohne schlagerähnliche Schnulzen, die die Crooner-Qualitäten von Raul Malo in den Vordergrund rücken, geht es bei einem Konzert natürlich auch nicht („Pardon Me“). Und Neil Youngs „Harvest Moon“ lassen die Musiker noch langsamer ablaufen als das ohnehin schon ruhige Original. Die Leidenschaft für Rhythm & Blues und Rock & Roll tritt dann bei „Do You Want Me To“ und „As Long As There’s Lovin’ Tonight“ zutage.
Die Mitschnitte bescheinigen, dass vor Ort eine ausgelassene Stimmung geherrscht haben muss, jedenfalls ist frenetischer Jubel der Zuschauer zu vernehmen. Aufgrund der alles andere als transparenten Aufnahmequalität geht jedoch ein erheblicher Teil der prickelnden Atmosphäre verloren und so schallt aus den Boxen zwar ein kurzweilig zusammengestellter Ablauf, dessen Material hauptsächlich aus den nach neun Jahren Pause entstandenen Reunion-Platten „In Time“ von 2013 und „Mono“ aus 2015 gespeist wird, aber die Party-Laune und die gefühlvollen Tiefgänge wollen aufgrund des schlechten Sounds nicht so richtig überspringen.
Der Zusatz „Volume 1“ bedeutet ja, dass noch weitere Veröffentlichungen geplant sind und so kommen hoffentlich noch solch hervorragende Songs wie „What A Crying Shame“ vom gleichnamigen Album aus 1993 oder „Dance The Night Away“ von „Trampoline“ (1998) in besserer Soundqualität zu Gehör.

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