Vikesh Kapoor - The Ballad Of Willy Robbins (2013)
Vikesh Kapoor ist ein ernsthafter junger
Folk-Musiker, der wie aus der Zeit gefallen scheint. Aber eigentlich ist er
auch grade wieder modern, denn er spiegelt genau den Sound wider, der im
aktuellen Coen-Brüder Film INSIDE LLEWYN DAVIS porträtiert wird. Gemeint ist
die New Yorker Greenwich Village Folk-Szene der frühen und mittleren 60er
Jahre, aus denen solche Größen wie DAVE VAN RONK (sein Leben lieferte grob die
Vorlage für den Streifen), PHIL OCHS und BOB DYLAN hervorgegangen sind. Auch
wenn er seine Songs nur einmal solo zur Gitarre vorträgt (bei „Blue Eyed
Baby“), wird sein Hang zum Geschichtenerzähler deutlich. THE BALLAD OF WILLY
ROBBINS basiert inhaltlich auf einem Zeitungsartikel. Der Name ist ausgedacht,
die Geschichte ist wahr. Sie erzählt vom Scheitern eines Arbeiters in der Zeit
der wirtschaftlichen Depression. „Es ist die brutale, aber hoffnungsvolle
Geschichte von einem Mann, der nach und nach alles verliert: Ambitionen,
Gesundheit, Familie und Schutz“, so beschreibt Vikesh den zeitlosen Inhalt
seines Konzeptalbums. Zwei Jahre hat der Barde daran gearbeitet, die Vorlage zu
einem schlüssigen, nachvollziehbaren musikalischen Konzept umzuwandeln.
Vikesh Kapoor spielte zunächst Punk-Rock, aber eine zufällig entdeckte JOHNNY CASH-Platte und da besonders der Song BIG RIVER brachte ihm die intensive Energie akustisch gespielter Töne nahe. Er versucht, seinen Folk-Sound vom gängigen Schema abzugrenzen und lässt die Songs deshalb sparsam, aber wirkungsvoll begleiten. Seine Stimme erklimmt ab und zu höhere Lagen und er verfällt auch mal in einen quäkend-nöligen Unterton, der an JAKE BUGG erinnert. Diese Mätzchen werden aber nicht übertrieben, sondern gewährleisten, dass die Aufmerksamkeit beim Hören neu belebt wird.
Bei „Bottom Of The Ladder“ hört man die Verwandtschaft zwischen Country-Music und Irish-Folk. Der Song „The Ballad Of Willy Robbins“ wird von Gitarre, Xylophon und Klavier begleitet. Die Stimmung bleibt auch hier gedrückt, balladesk und verhalten. Diese Atmosphäre ist stellvertretend für das gesamte Werk. „I Dreamt Blues“ könnte auch von LEONARD COHEN erdacht worden sein. Vikesh Kapoor nutzt ähnlich veranlagte Muster, um Tragik und Melancholie zu transportieren.
Untröstlichen,
dunklen Country-Folk hört man im Lied „Carry Me Home“. Dramatisch und
tiefschürfend führen Gitarre und Banjo durch diese kantige Moritat. Der hohe
Gesang bei „I Never Knew What I Saw In You“ ist das herausstechende Merkmal bei
diesem kurzen Intermezzo und bei „Searching For The Sun“ sorgt eine klagende
Steel-Guitar für Tiefe und Andacht. „Ode To My Hometown“ ist mit Xylophon,
Bass, Piano, Gitarre und Geige relativ üppig ausgestattet, ohne je überladen zu
sein. Der intime Charakter des Albums wird auch hier gewahrt. Das gilt auch für
die Abschlussnummer „Forever Gone“, dessen Tragik von Klarinette, Hammond-Orgel
und Bass getragen wird.
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