Nouvelle Vague - I Could Be Happy (2016)

Ein leicht verändertes Konzept führt bei den Easy Listening-Experten von Nouvelle Vague trotzdem zu einem erwarteten Ergebnis und das ist gut so.
Nouvelle Vague heißt Neue Welle und die Bezeichnung ergibt im Hinblick auf das gleichnamige Künstlerkollektiv dahingehend Sinn, dass es sich auf die Interpretation von Punk- und New Wave-Songs der Endsiebziger- und Achtziger-Jahre spezialisiert hat. Diese Titel werden von sinnlich-lasziven oder sanft-weichen Frauenstimmen in ein Easy Listening-Konzept überführt, bei dem entspannte lateinamerikanische Rhythmen, unaufdringliche Disco-Grooves, Pop-Schmeicheleien oder Folk-Feinheiten integriert werden. Die Köpfe hinter dieser Idee sind die französischen Multiinstrumentalisten und Produzenten Marc Collin und Oliver Libaux, die seit 2004 diese Sound-Vorstellungen erfolgreich umsetzen. Nun lebt die Idee leicht verändert wieder auf: „I Could Be Happy“ enthält sechs Cover-Versionen und erstmalig auch vier Eigenkompositionen, die sich allerdings nahtlos in den Wohlklang einordnen.
Nouvelle Vague: I Could Be Happy (CD) – jpc
Los geht es mit „Athol Brose“ von den Cocteau Twins, die durch einen spezifischen ätherischen Sound bekannt wurden. Der Titel wird leicht verzückt-süßlich gesungen und fängt so etwas ähnliches wie Vorweihnachtsstimmung ein. Ein sehr plumper Opener, der so gar nicht das Restprogramm repräsentiert. Dem New York-Punk der Endsiebziger wird mit „Love Comes In Spurts“ (Richard Hell & The Voidoids) und „I Wanna Be Sedated“ (Ramones) gehuldigt. Der Richard Hell-Titel kommt als lockerer Latin-Disco daher und der Ramones-Song wurde als entschleunigter Swing arrangiert.
Altered Images waren eine Wave-Pop-Combo aus Glasgow und erklärte Lieblinge des Kult-DJs John Peel. Ihr „I Could Be Happy“ wird ungezwungen, mit sinnlichem, teils gehauchtem Gesang auf ChaChaCha-Grundlage vorgetragen.

„All Cats Are Grey“ von The Cure mutiert zum atmosphärisch dichtem Folk-Song und „No One Is Receiving“ von Brian Eno ist ein schwungvoller Samba.
Der Bereich der Eigenkompositionen beginnt mit „Maladroit“, einer schüchternen, statischen Ballade mit Chanson-Färbung. „Algo Familiar“ beginnt traurig und wehmütig, bekommt dann aber noch ein Mut machendes Rhythmusgeflecht mit aggressivem Orgel/Gitarren-Zwischenspiel verpasst. Einsame Steel-Pans und Glockenspiele sowie ein bedrückendes Akkordeon begleiten „Loneliness“, das im Verlauf unterschwellig an Optimismus gewinnt. Das liegt sowohl am unschuldig-mädchenhaften Gesang wie auch am schunkelnden Walzer-Rhythmus. Zum Abschluss wird dann noch mit „La Pluie Et Le Beau Temps“ ein nachdenklich-reservierter Bossa-Nova serviert.
Nouvelle Vague stehen weiter als Synonym für gepflegte Unterhaltung. Um für die Zukunft gerüstet zu sein, versuchen sie sich auch an Eigenkompositionen, die mühelos integriert werden. Die Verfügbarkeit von jungen Nachwuchs-Frauenstimmen scheint auch nicht gefährdet zu sein, so dass unterm Strich soundtechnisch alles beim Alten geblieben ist. Die Erwartungen, in gewohnter Weise elegant bedient zu werden, wurden also voll erfüllt.

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