Gulfer - What Gives EP (2016)

Math-Rock? Emo-Core? Post-Punk? Grunge? Egal, Gulfer spielen harten Rock mit lyrischen Ausflügen und experimentellen Sprüngen. Mutig, aber auch ausbaufähig.
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Gleich mit dem Eröffnungs-Track „Bloody Lookin`“ fallen Gulfer mit der Tür ins Haus: Stürmischer, vorwärts preschender, kantiger Rock in der Nähe zum Grunge überrumpelt den Hörer. Zwischendurch werden entspannte Ruhepausen verordnet, dann kommt auch eine gefühlvoll gespielte Trompete zum Einsatz. Der Sänger bevorzugt eine aggressiv angelegte Tonart, lässt den Instrumenten jedoch Raum zur Entfaltung. Auch „Getting Hit By Parked Cars“ beginnt aufgestachelt und läuft vertrackt mit krassen Tempo- und Dynamik-Sprüngen ab. Diese konsequente Harmoniestörung erinnert an die Fallstricke, die Don van Vliet als Captain Beefheart mit seiner Magic Band ausgelegte.

Im Vergleich dazu beginnt „Battlefield (Most Of My Time)“ ruhig und ausgeglichen. Aber nach eineinhalb Minuten wird auch diese Komposition experimentell und unruhig. Das bleibt schwierig zu hören, auch wenn sich das Geschehen gegen Ende wieder beruhigt. Mit „Post-Molly“ und „Altalalaval“ werden zur Auflockerung atmosphärisch anmutende kurze Instrumentalstücke eingestreut. „Trim It Short“ knüpft dann wieder an die vorherigen hektischen und sperrigen Momente an. Zum Ausklang gibt es mit „Almost Sterling“ noch eine Zusammenfassung aller Tugenden der Band, die sich in einem fünfminütigen, verwirrenden Tonstrudel vereinen.
„What Gives?“ ist in Kanada, dem Heimatland der Musiker, und in den USA schon 2015 als CD erschienen und soll jetzt hierzulande als Vinyl-Ausgabe dafür sorgen, dass die Gruppe im Alternative-Rock-Umfeld Fuß fasst. Die Bandmitglieder hörten einst auf den schönen Namen Empire Calypso und waren Teil eines Sextetts inklusive eines Cellisten. Nachdem sich das Gefüge aufgelöst hatte, fanden vier Musiker wieder zusammen und absolvierten im Mai 2012 als Gulfer ihre erste Show. Es ist löblich, dass die Künstler seitdem versuchen, abseits von gängigen Strukturen unterwegs zu sein, aber die Kompositionen auf „What Gives?“ klingen dann doch zu oft ungelenk und auf Teufel komm raus krawallig, so dass der rote Faden verloren geht. Deshalb verdorren die Songs im Niemandsland zwischen Aufbegehren und Kunstanspruch. Mit „Almost Sterling“ zeigen Gulfer jedoch einen fruchtbaren Weg auf, der aus dieser Sackgasse führen könnte.

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