Leonard Cohen - Can´t Forget: A Souvenir Of The Grand Tour (2015)

Schon wieder ein Live-Album des kanadischen Barden. Ist das nicht zu viel des Guten? Nein, denn „Can`t Forget“ lohnt alleine schon deswegen, weil man sich auf einige Überraschungen freuen darf.
Der 80-jährige kanadische Barde ist so produktiv wie nie zuvor. Am 28.11.2014 erschien „Live in Dublin“ und nun gibt es mit „Can`t Forget - A Souvenir Of The Grand Tour“ schon das nächste Konzert-Dokument. Da stellen sich die Fragen: Braucht man das wirklich oder ist diese Veröffentlichung nur für Hardcore-Fans interessant? Gibt es eigentlich einen Mehrwert im Vergleich zu den letzten Live-Aufnahmen?
Can't Forget: a Souvenir of - Col (Sony Music): Amazon.de: Musik
Nun ja, eine Leonard Cohen-Show ist für den Anhänger des Singer/Songwriter-Urgesteins schon eine Besonderheit. Zwar wird jetzt mit „Can`t Forget“ der Öffentlichkeit seit 2009 schon die fünfte offizielle Aufführung präsentiert, aber in den Jahren zuvor wurde die Fangemeinde in diesem Punkt kurz gehalten. Es existierte seit 1967 mit „Live Songs“ von 1971 nur eine einzige Bühnen-Show auf Tonträgern. Für die neue Zusammenstellung spricht, dass das Material einige Besonderheiten aufweist. Mit „Field Commander Cohen“ und „Joan Of Arc“ werden Soundcheck-Versionen beliebter Klassiker zelebriert. Ebenfalls wurde bei den Proben der bislang unveröffentlichte Slow-Blues „Never Gave Nobody Trouble“ und „Got A Little Secret“, ein Reggae mit weichem Flow und fruchtiger Rhythm & Blues-Färbung, aufgenommen. Diese Kompositionen entstanden schon für die Sessions zu „Old Ideas“ (2012). Aufgrund der fehlenden Publikumsreaktionen klingen alle Soundchecks wie alternative Studioproduktionen, was die Qualität der perfekt eingespielten Band beweist.
Desweiteren führte das Ensemble noch eine Cover-Version von „Choices“, im Original vom Country-Sänger George Jones, auf. Bei diesem Wohlfühl-Country-Pop begibt sich Leonard gesanglich in tiefe Tonlagen, die er allerdings nicht mehr exakt abbilden kann. Niemals zuvor hat der Troubadour „La Manic“ inszeniert. Das ist ein frankokanadisches Liebeslied, das von einem anderen Landsmann, nämlich dem Multitalent Georges Dor, geschrieben wurde. Selten ist auch „Night Comes On“ bei Konzerten zu hören. Hier kann man den Song erleben, wie er in Mönchengladbach im Warsteiner Hockey Park am 6. September 2012 geklungen hat. Für „Stages“ trägt Mr. Cohen in Sydney humorige Anekdoten vor, die dann in einen leider ausgeblendeten Soundcheck-Beitrag von „Tower Of Song“ übergeleitet werden. Abgerundet werden die Show-Eindrücke durch „I Can`t Forget“, das ausgewogen zwischen vollmundigem Pop und filigranem Folk ausbalanciert ist, und durch die sehr gemächliche Ballade „Light As The Breeze“.
Das alles sind gute Gründe, warum man dieses Produkt, das Mitschnitte der Old Ideas World Tour vom August 2012 bis zum Dezember 2013 enthält, zumindest als Leonard Cohen-Verehrer, besitzen sollte. Die Auftritte des Altmeisters umwehen eine beinahe sakrale, andächtige, hymnische, zumindest aber eine festliche Aura, wozu speziell die engelsgleichen Gesangspartnerinnen beitragen. Das mag für betulich, bieder oder altbacken gehalten werden, aber für den grundsätzlich dem Künstler zugeneigten Hörer lohnen sich die neuen, ergänzenden Einblicke in das Bühnenverhalten des altehrwürdigen Meisters auf jeden Fall. Allerdings hätte die mögliche Spielzeit der CD besser ausgenutzt werden können.

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